Jungkook POV
Mit einem Stöhnen drehte ich mich auf die Seite, als ich langsam zu Bewusstsein kam. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren und zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich nach einer durchzechten Nacht das Gefühl mich jeden Moment übergeben zu müssen. Langsam stützte ich mich auf meinen Ellenbogen ab und fuhr mir über mein aufgedunsenes Gesicht. Wie viel hatte ich gestern bitte noch getrunken? Klar, Jimins Worte hatten mich wütend gemacht, doch normalerweise neigte ich deshalb noch lange nicht zum Frustsaufen. Schon gar nicht in diesem Ausmaß!Ich hatte es gerade mal geschafft mich aufzusetzen, als ich erschrocken zusammen zuckte, weil sich meine Zimmertür öffnete. Für einen Moment dachte ich, es wäre Jimin, um mir nun eine Standpauke zu halten oder sich zu entschuldigen, was auch immer. Aber er war die Person, an die ich als erstes denken musste. Doch wurde ich enttäuscht, als ich meinen Blick anhob. Stattdessen stand der hochgewachsene junge Mann vor mir, den ich am Abend zuvor noch an der Bar geärgert hatte, einfach weil es mich unterhalten hatte.
„Was machst du denn hier?", grummelte ich vor mich hin und stellte dabei fest, dass meine Stimme recht gebrochen klang. Als hätte ich mir in einem Club die Seele aus dem Leib gesungen.
„Ich check nur, ob du noch am Leben bist. Dann hol ich dir mal Frühstück und was gegen die Kopf- und Magenschmerzen."
„Woher weißt du ...", murmelte ich, jedoch so leise, dass Namjoon es nicht hörte und schon wieder aus meinem Zimmer verschwunden war. Aber im Ernst. Woher wusste er, dass ich Magenschmerzen hatte? Inzwischen hatte ich feststellen können, dass ich mich in nächster Zeit wohl nicht übergeben würde, doch der unangenehme Druck blieb.Ich versuchte mich ein wenig zu sammeln, während ich die Wand vor mir anstarrte, als Namjoon schon wieder ins Zimmer kam als wäre es das normalste der Welt und wir schon ewig Freunde, oder zumindest Bekannte, die nach einem Besäufnis immer füreinander da waren.
Stumm hielt er mir zwei Tabletten und eine Wasserflasche vor die Nase, was ich nicht weiter hinterfragte, sondern das Zeug einfach schluckte. Ich hatte im Moment auch echt einfach nicht den Kopf dazu mir weitere Gedanken zu machen.Mit einem Seufzen ließ ich mich wieder in die weichen Kissen fallen und schon kurz darauf spürte ich, wie sich die Matratze neben mir senkte. Überrascht öffnete ich die Augen, war ich doch davon ausgegangen, dass Namjoon sich direkt wieder vom Acker gemacht hatte.
„Jungkook", begann er mit einem Seufzen, doch ich ließ in vorerst nicht weiter kommen.
„Seit wann bin ich denn Jungkook für dich? Gestern war ich doch nur irgendso ein daher gelaufenes Arschloch, dass mit deinem Freund rumgemacht hat?"
„Jetzt gerade verhältst du dich auch wieder so. Aber nachdem du dich heute Nacht an mich geklammert hast, während du zwischen dem Rumgejammer darüber, wie sehr du deinen besten Freund hasst und dem Rumgekotze gewechselt hast, dachte ich kann man ja bei Jungkook weitermachen. Sowas bringt einander dann doch näher, meinst du nicht?"
„Ich hab gekotzt?", fragte ich ungläubig, woraufhin Namjoon mit angesäuerten Blick nickte.
„Ich war nur froh, dass ich dich rechtzeitig von der Bar weg bekommen habe. Nichts für ungut Jungkook, aber was du da gestern noch so abgezogen hast, war echt peinlich. Deshalb hast du vom Chef auch erstmal Barverbot bekommen."
„Im Ernst jetzt?", fragte ich ungläubig und schaute den groß gewachsenen Mann, welcher es sich im Schneidersitz auf dem Bett gemütlich gemacht hatte, mit großen Augen an. „So schlimm kann es doch nicht gewesen sein, dass er mir eine seiner besten Einnahmequellen streicht?!"
„Jungkook, als Jimin nach dir schauen wollte, hast du in angebrüllt er wäre ein Verräter und genauso käuflich wie alle anderen. Dann hast du noch einige andere fiese Sachen so laut gesagt, dass es einfach nur noch fremdschämen war und dein Kumpel irgendwann weinend abgezogen ist und meinte, dass für ihn der Urlaub beendet wäre. Dann hast du allen anwesenden erzählt, dass die ein oder anderen Barkeeper auch käuflich wären, hast versucht jemanden einen Lapdance aufzuzwingen und anschließend rumgefragt für wie viel Geld du die Leute kaufen könntest. Danach hast du mir 50.000 Yen pro Tag angeboten, wenn ich den restlichen Urlaub was mit dir unternehme und nochmal 50.000 für Jin, wenn er auch mitmacht."
„Darum bist du also hier? Für das Geld?", murmelte ich hinter meinen Händen hervor, mit denen ich mein Gesicht während Namjoons Erzählung versteckt hatte. Scheiße, ich konnte es mir selbst nicht erklären, dennoch war mir in meinem ganzen Leben noch nie etwas so unangenehm gewesen. Und was war mit Jimin? Ob er noch hier war? Oder war er schon wieder abgereist? Mit Sicherheit wäre Yoongi dann auch nicht mehr hier. Irgendwo tat es mir ja auch ein wenig Leid, dass ich ihn anscheinend so angegangen war, auch wenn ich mich nicht daran erinnern konnte. Aber ganz ehrlich? Was soll's, dann sollte er doch beleidigt nach Hause fliegen und sich selbst den Urlaub kaputt machen, ich würde das nicht tun. Anscheinend hatte ich ja jetzt Namjoon und Jin, also konnte der Urlaub nun wirklich los gehen.„Naja, irgendwie schon, um ehrlich zu sein. Wir müssen trotzdem noch unsere Schichten hier im Hotel machen, aber wir könnten das Geld im Moment gut gebrauchen. Davon abgesehen sollte ich dich gestern Abend sowieso im Auge behalten, damit du nicht noch mehr Unsinn anstellst. So konnte ich mich immerhin schon ein bisschen an deine komische Art gewöhnen."
„Sollte das jetzt ein Kompliment sein?", seufzte ich und nahm meine Hände wieder von meinem Gesicht. Mit einem Blick zu Namjoon stellte ich fest, dass er noch genau die gleiche Kleidung, wie die von gestern Abend trug. Er war also vermutlich die ganze Zeit im Hotel geblieben.„Nein, wenn ich ehrlich bin, würde ich privat mit jemanden wie dir nie zu tun haben wollen. Das liegt nicht daran, dass du Geld hast oder so, sondern daran, dass du nun mal so bist wie du bist."
„Ich hoffe dir ist schon klar, dass du mir dieser Art keine Pluspunkte sammelst", grummelte ich und drehte mich auf die Seite, sodass ich Namjoon noch besser im Blick hatte.
„Nichts für ungut Jungkook, aber wenn, dann bezahlst du mich für die Zeit, die ich mit dir verbringen und nicht dafür, dass ich dir irgendwas vorheuchle. Nur damit das klar ist. Genauso wenig wird Jin das tun. Außerdem sind irgendwelche Annäherungsversuche Jin gegenüber Tabu, klar?"
„Also bekomme ich eure Zeit und absolute Ehrlichkeit?"
„Ganz genau, wir werden uns nicht für dich oder das Geld verbiegen, egal wie sehr wir es brauchen."
Seufzend schaute ich Namjoon in die Augen, welcher mir mit einer Ernsthaftigkeit entgegen blickte, wie ich sie selten bei jemanden aus der Unterschicht gesehen hatte. Dennoch streckte ich ihm meine Hand entgegen und sagte: „Das ist der schlechteste Deal, den ich jemals gemacht habe."
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An der Küste Japans (BTS, Vkook, FF)
FanfictionWer reich ist, kann eigentlich alles haben. Das ist Jungkook mehr als bewusst und er genießt diese Tatsache in vollen Zügen. Geld regiert schließlich die Welt. Doch das Schicksal beschließt ihm eines Besseren zu belehren. Denn mit Geld kann man vie...