Jungkook POV
„Was machst du denn hier?", war das erste, was er mich fragte, als ich grinsend die kleine Galerie betrat.
„Ich dachte ich sollte ein paar Souvenirs aus meinem Urlaub mitbringen."
Zweifelnd hob Taehyuk eine Augenbraue, während er sich am weißen Verkaufstresen abstützte. Irgendwie hatte dieser Anblick was. Vermutlich verkaufte er alleine wegen seines Aussehens gut an die Touristinnen, die sich in den Laden verirrten.„Du meinst für deinen kleinen Freund, der abgereist ist, weil du dich wie ein Arsch benommen hast?"
Sofort hielt ich innen und das Lächeln verschwand zusammen mit meiner guten Laune. Ich machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Laden wieder, ohne mich zu verabschieden. Idiot, wie konnte ich nach dem gestrigen Abend denken, dass der Mistkerl auch nur ansatzweise ok war? War ich wirklich schon so einsam, während Namjoon und Jin arbeiteten, dass ich mich an diesen Vollpfosten hängen musste. Eigentlich war ich tatsächlich vorbei gekommen, weil ich wusste, dass meine Schwester auf so ein Zeug stand. Werke von noch unbekannten Künstlern. Und ja, vielleicht hatte ich auch daran gedacht Jimin etwas mitzubringen. Noch dazu hatte ich das Gefühl, dass Taehyuk und ich uns am Abend zuvor gar nicht mal so schlecht verstanden hatten. Gerade nachdem er mir so viel von seiner Vergangenheit anvertraut hatte. Ich wusste ja nicht, wie es unter den normalsterblichen Bürgern war, aber mir kam dieses Gespräch doch schon recht intim vor. Oder redete jeder in diesen Schichten so frei heraus über alles? Konnte ich mir zumindest beim besten Willen nicht vorstellen.„Jetzt warte doch mal, Kleiner!", wurde ich aufgehalten, indem ich am Arm gepackt und herum gewirbelt wurde, sodass ich mit etwas zu viel Schwung in Taehyuks Armen landete.
„Entschuldige", murmelte dieser und schob mich auch schon wieder von sich, ehe ich überhaupt richtig realisieren konnte, was eigentlich passiert war.
„Und es tut mir auch Leid, was ich da eben gesagt habe. Ich finds zwar nicht ok, wie du dich ihm gegenüber verhalten hast und auch, dass du dich noch nicht bei ihm entschuldigt hast, aber das ist deine Sache und ich sollte mich da nicht einmischen und auch keine dummen Kommentare machen. Also, es tut mir Leid, ja?"
Für einen Moment starrte ich Taehyuk verdattert an. Wann war das letzte Mal gewesen, dass sich jemand, außer Jimin, so ehrlich bei mir entschuldigt hatte? Passierte eigentlich nie. Man war eine Zeit lang sauer aufeinander und dann wurde alles unter den Teppich gekehrt. Problem erledigt.
„Ich ... ok?"
„Ok? Kommst du dann wieder mit rein? Ich kann die Galerie nicht länger alleine lassen", erwiderte Taehyuk auf meine wenig aufschlussreiche Reaktion, woraufhin ich einfach nickte und ihm wieder ins stickige Geschäft folgte. Warum eigentlich? Normalerweise war ich auch niemand, der schnell verzieh. Darin war ich genauso schlecht, wie darin mich selbst bei jemanden zu entschuldigen, außer es waren meine Eltern. Dieser Mann verwirrte mich so wahnsinnig, was vor allem daran lag, dass ich seine Denkweise nicht wirklich nachvollziehen konnte. Aber das hatte ich ja bereits am Abend zuvor festgestellt.„Welche Bilder magst du lieber. Die Schwarz-weißen oder die Farbigen?"
„Schwarz-weiß", antwortete ich sofort. Sie wirkten so ästhetisch.
„Das hab ich auch eine ganze Zeit lang gesagt, einfach weil mein Leben so war. Obwohl ich mich eigentlich immer nach mehr Farben gesehnt habe. Hoseok hat die ersten in mein Leben gebracht. Ich konnte die Farbe, die er mir gegeben hat, zwar nie wieder zurück gewinnen, aber dafür habe ich jetzt viele andere dazugewonnen."
„Hast du jemals darüber nachgedacht diesen Hoseok zu kontaktieren?", fragte ich neugierig nach.
„Natürlich, wahnsinnig oft sogar. Ich hab sogar herausgefunden wo und was er inzwischen studiert. Und außerdem, dass er in einer glücklichen Beziehung ist. Ich will ihn nicht durcheinander bringen oder ihm Probleme bereiten, nur weil ich mich bei ihm melde. Er ist glücklich und das soll er auch bleiben", erzählte Taehyuk mit beinah wehmütigem Lächeln, während er seinen Blick über seine Bilder schweifen ließ.
„Klingt für mich so, als würdest du ihn immer noch lieben", erwiderte ich ehrlich.
„Liebe würde ich nicht sagen", überlegte Tae nachdenklich. „Natürlich habe ich ihn geliebt und diese Gefühle für ihn werden mir auch immer in Erinnerung bleiben. Aber inzwischen bin ich ihm einfach nur dankbar, dass er mein Leben zu so einem farbenfrohen gemacht hat. Ich will mir nicht ausmalen, was aus mir geworden wäre, wäre Hoseok damals nicht in mein Leben getreten."
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein einziger Mensch so viel in meinem Leben verändern könnte."
„Noch nie verliebt gewesen, Kleiner?"
„Noch nie."
Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte mich Taehyuk für einen Moment überrascht. „Ich hätte nicht gedacht, dass du da so ehrlich bist."
„Wieso sollte ich es nicht sein?"
„Zu viel Stolz? Wäre für jemanden aus diesen Kreisen doch nicht unüblich."
„Du kommst auch aus diesen Kreisen und warst trotzdem die ganze Zeit ehrlich und offen mir gegenüber. Da kann ich auch eine Kleinigkeit, wie noch nie verliebt gewesen zu sein, zugeben."Verstehend nickte Taehyuk, ehe er sich von mir abwandte. Das leichte Lächeln war mir dennoch nicht entgangen. Mit langsamen Schritten schlenderte Taehyuk durch den Raum, welcher meiner Meinung nach dringend eine Klimaanlage nötig hatte.
Schließlich drehte er sich zu mir um und schenkte mir ein Grinsen, welches meinen Herzschlag einen Moment stoppen ließ. Zumindest fühlte es sich so an.
„Was hältst du davon, den Nachmittag etwas farbenfroher zu gestalten?"
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An der Küste Japans (BTS, Vkook, FF)
FanfictionWer reich ist, kann eigentlich alles haben. Das ist Jungkook mehr als bewusst und er genießt diese Tatsache in vollen Zügen. Geld regiert schließlich die Welt. Doch das Schicksal beschließt ihm eines Besseren zu belehren. Denn mit Geld kann man vie...