Kapitel 18 (Harte Arbeit)

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Jungkook POV
Geschafft saßen wir zu viert in einer Bar. Das Essen war schon bestellt und wir alle hatten schon ein kühles Bier vor uns stehen. Es wehte eine sanfte Brise über das Meer zu uns herüber und das Wasserrauschen war trotz der Musik, die im Gebäude gespielt wurde, noch immer zu hören. Wir hatten uns an einen Tisch draußen auf dem Strand gesetzt und nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte, konnte ich den noch immer warmen Sand zwischen meinen Zehen spüren. Die Sonne stand schon tief, sodass wir während des Essens sicherlich den Sonnenuntergang beobachten konnten. Von alleine hätte ich diese Bar mit Sicherheit nie besucht, dennoch war ich nun froh, den anderen nachgegeben zu haben. Ein Lachen neben mir, sorgte dafür, dass ich meinen Blick vom Meer abwandte und stattdessen zu Taehyuk schaute.

„Was ist?", fragte ich nach, da er mich noch immer grinsend betrachtete.
„Du hast da noch etwas Farbe in den Haaren."
„Kein Wunder. Du hast mich immerhin am Nacken mit der Paintball-Kugel erwischt", grummelte ich gespielt, denn meine Laune war viel zu gut, als das ich Taehyuk deshalb wirklich böse wäre. Seine Idee Paintball spielen zu gehen, war echt super gewesen und es hatte auch riesigen Spaß gemacht. Auch wenn bis morgen vermutlich noch der ein oder andere blaue Fleck sichtbar werden würde. Anstatt erstmal ins Hotel oder nach Hause zu fahren, hatten wir beschlossen auf dem Rückweg einfach direkt hier anzuhalten. Jin und Namjoon mussten am nächsten Tag wohl recht früh raus und wollten es somit nicht zu spät werden lassen. Dementsprechend schnell saßen nur noch Taehyuk und ich zusammen am Strand. Nach dem Essen hatten wir uns ein Six-Pack Bier geholt und uns näher ans Wasser gesetzt. Ab und zu reichten die sanften Wellen auch bis zu unseren Füßen, sodass nicht nur das Bier uns etwas abkühlte. Denn obwohl die Sonne bereits vor einer Weile untergegangen war, war es selbst in T-Shirt und Shorts noch echt warm.

„Schade, dass Jin und Namjoon schon so früh gehen mussten", murmelte ich nachdenklich und nippte an meinem Bier. Der Abend war echt lustig gewesen. Und auch wenn sie echt flach waren, mochte ich Jins Witze tatsächlich. Generell schien er gerne für gute und lockere Stimmung zu sorgen.
„Naja, sie müssen nun mal hart für ihr Geld arbeiten", erwiderte Taehyuk genauso in Gedanken versunken, während er auf inzwischen eher graue Meer starrte.
„Ja, das kann ich mir vorstellen."
„Ach, echt? Weißt du überhaupt was harte Arbeit bedeutet? Und wie es ist Menschen wirklich zu helfen?", fragte er beinah vorwurfsvoll und wurde mit jedem Wort etwas lauter. Immerhin nicht so laut, dass die anderen Menschen am Strand sich nach uns umsahen. Dennoch betrachtete ich Taehyuk einen Moment verwirrt, bevor ich antworten konnte. Was war denn auf einmal in ihn gefahren, wo wir doch eben noch friedlichen den Abend ausklingen ließen?

„Wieso willst du jetzt auf einmal unbedingt eine Diskussion anfangen? Klar weiß ich das. Ich studiere und wir waren schon öfter auf Charity-Events."
„Das ist es nicht, was ich meinte. Körperlich harte Arbeit für einen Lohn, der dich trotzdem gerade so über Wasser hält, das meinte ich", schnaubte Taehyuk als müsse er einem Kind zum wiederholten Male erklären, dass die Herdplatte beim Kochen wirklich heiß wurde.
„Wieso sollte ich einer solchen Arbeit nachgehen, wenn der Lohn am Ende nicht reicht?", erwiderte ich. Wie immer machten Taehyuks Aussagen nur halb Sinn für mich. Wenn man in einem Job nicht genug Geld verdiente, wieso suchte man sich nicht einfach einen besseren? So schwer konnte das wohl nicht sein.

„Manchen Menschen bleibt keine anderen Wahl. Sie machen die Jobs, die sie bekommen, um so gut es geht Geld zu verdienen. Glaubst du Jin und Namjoon wollten unbedingt an einer Bar arbeiten? Oder als Kellner?"
„Wieso machen sie dann nicht einfach den Job, den sie gerne machen würden?"
„In dem Hotel ist der Stundenlohn vergleichsweise hoch, deshalb sind sie dort. Und Rechnungen bezahlen sich nicht von alleine."
„Ach was, du musst für alltägliche Dinge bezahlen? Wie kommt das nur?", erwiderte ich sarkastisch und legte mich mit einem Schnaufen in den Sand. Mochte ja sein, dass ich öfter mal in Vorlesungen fehlte und auch nicht immer besonders motiviert war, was das Studium anging, aber das hieß noch lange nicht, dass Taehyuk mich unterschwellig als dumm bezeichnen konnte. Wenn es um Finanzen ging, wusste ich durchaus Bescheid. Wie sonst sollte ich später Vaters Firma vernünftig führen?

„Tut mir Leid." Mit einem Seufzen legte sich Taehyuk ebenfalls in den Sand. „Es ist nur ... Ich musste daran denken, wie überrascht ich war, als ich das erste Mal gehört habe, was Jin und Namjoon monatlich an Kosten haben und was sie verhältnismäßig verdienen. Im ersten Moment kam es mir vor wie ein wirklich winziger Betrag an Ausgaben. Aber ins Verhältnis gesetzt ... Geld zu haben nimmt einem wirklich etwas Sorgen von den Schultern. Und das es dann noch Leute gibt, bei denen das Geld noch knapper ist ... Ich habe mich gefühlt, als würde ich in einer Realität ankommen, die zwar die ganze Zeit da war, aber sie gehört eigentlich in eine andere Welt."
„Das kann ja sein, aber wieso macht man dann nicht etwas bessere, wo mehr Geld bei raus springt? Oder verlangt mehr Geld für seine Arbeit?"
„Denkst du wirklich, dass ist so einfach, wenn die meisten schon froh sind überhaupt an eine Stelle zu kommen? Wer würde es da wagen mehr Geld zu verlangen, wenn man mit einem Fingerschnippen ersetzt werden könnte. Manche Menschen haben auch nicht das Geld, sich einen besseren Job zu leisten, denn dafür müssen sie erst studieren. Andere müssen die Schule abbrechen, um ihren Eltern finanziell unter die Arme greifen zu können. Ich habe inzwischen so viele Geschichten hier erzählt bekommen. Jeder einzelne von ihnen würde etwas ändern, wenn es denn tatsächlich so einfach wäre."

Ich wendete meinen Blick von Himmel ab und schaute zu Taehyuk, welcher neben mir lag. Meine Haare waren nun definitiv voller Sand. Aber da die Farbe auch noch da war, würde ich ohnehin duschen müssen, von daher war es mir in diesem Moment ziemlich egal. „Würdest du mir von ihren Geschichten erzählen?"
Ein sanftes Lächeln breitete sich auf Taehyuks Gesicht aus. So ein warmes Lächeln bekam ich zum ersten Mal von ihm zu sehen, sodass es mich für sprachlos machte.

„Natürlich", antwortete er. Erst um 6 Uhr morgens fiel ich total müde und endlich frisch geduscht in mein Bett im Hotel und bekam kaum mit, dass die Sonne inzwischen aufgegangen war.

An der Küste Japans (BTS, Vkook, FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt