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Ich komme nicht weit, denn ich werde sofort am Handgelenk zurückgezogen und falle mit voller Wucht gegen den Glastisch. Unter meinem Gewicht und durch die Wucht des Aufpralls zerbricht er unter mir und seine Scherben bohren sich schmerzhaft in meine Haut.

Ich stöhne auf und bleibe, unfähig mich zu bewegen, auf meinem Scherbenbett liegen. Sam kniet sich zu mir herunter und grinst mich fies mit dem Grinsen, welches ich einst geliebt habe, an.

"Jetzt muss ich dich gleich zwei Mal bestrafen, Süße. Einmal, weil du weglaufen wolltest und einmal, weil du meinen Tisch zerstört hast."

Grinsend fordert er mich dazu auf aufzustehen und wiederholt seine Worte noch lauter und einschüchterner, als ich nicht aufstehe. Ich bin mir sicher, dass er weiß, dass ich schreckliche Schmerzen habe. Wahrscheinlich muss ich die Schweinerei hier gleich noch aufräumen. Unter Schmerzen quäle ich mich aus den Scherben und versuche das Gleichgewicht auf meinen Füßen zu halten. Meine Beine zittern so sehr, dass ich damit rechne dass sie jeden Moment nachgeben.

Sam packt mein Handgelenk und führt, beziehungsweise schleift, mich in einen anderen Raum, der sich als Badezimmer herausstellt. Er stellt mich unter die Dusche und verlässt den Raum. Unsicher stehe ich dort und weiß nicht, was ich machen soll. Doch dann kommt er auch schon wieder und legt Kleidung auf den Boden.

"Wasch dir das Blut ab, zieh die Sachen dort an und komm ins Schlafzimmer. Du hast zehn Minuten, wenn du dann nicht fertig bist, hole ich dich und ich werde keine Rücksicht auf deine Privatsphäre nehmen.", fordert er mich streng auf und verlässt den Raum erneut.

Mein Gott, wo bin ich hier nur gelandet?

Unter dem Zeitdruck dusche ich mich so schnell wie es geht und verzichte dabei auf das Duschgel von Sam, welches auf der kleinen Ablage an der Duschwand steht. Allein das Wasser auf meiner verwundeten Haut tut unglaublich weh und wenn ich noch Duschgel oder sonstiges hinzufügen würde, wäre ich wegen den Schmerzen sicherlich nicht in zehn Minuten fertig und Sam Miles wird mich ganz sicher nicht nackt sehen.

Auch achte ich darauf, dass nur mein Körper und nicht meine Haare nass werden. Da Sam mir keine Unterwäsche rausgelegt hat, ziehe ich einfach meine alte nocheinmal an und ziehe dann auch das T-Shirt, welches wahrscheinlich von Sam ist an. Eine Hose hat er mir natürlich nicht rausgelegt.

Im Schlafzimmer sitzt Sam auf dem großen Bett, legt sein Handy auf den kleinen Tisch neben dem Bett und mustert mich. Dabei fällt sein Blick vorallem auf meine nackten Beine und ein ekelhaftes Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht.

"Du siehst unglaublich heiß in meinen Sachen aus. Nur die Unterwäsche stört mich etwas."

"Wirst du jetzt mit mir schlafen?", frage ich gerade heraus, ignoriere seine Aussage und sehe ihn unsicher an.

"Chloè.. Erstens: Ich schlafe nicht mit jemandem. Ich ficke.. Hart.", sagt er ernst und sein Grinsen ist aus seinem Gesicht verschwunden. "Und zweitens möchte ich dich heute noch schonen."

"Das hast du aus Fifty Shades of Grey, Sam.", erwiedere ich kalt, muss bei seinen Worten aber schwer schlucken.

"Richtig. Aber es ist die Wahrheit. Vor dir steht dein persönlicher Christian Grey, nur wird er sich nicht in dich verlieben."

"Und er ist nicht so heiß, wie der echte Christian Grey."

Urplötzlich finde ich mich an die Wand gepresst wieder. "Sag das nochmal.", sagt Sam leise und sieht mir in die Augen.

"Christian Grey ist hübscher und heißer als du es jemals sein wirst.", sage ich provozierend, verwundert über mein plötzliches Selbstbewusstsein. Und schon kassiere ich einen Schlag und die Stelle meiner Haut, die seine Hand getroffen hat brennt höllisch.

"So sprichst du nicht mit mir. Ich bin Sam Miles. Geh schlafen.", flüstert er und verlässt das Zimmer, nicht ohne dabei die Tür zu zu knallen, sodass ich nocheinmal zusammenzucke.

Meine Hand wandert zu meiner Wange und ein Blick in den großen Wandspiegel gegenüber vom Bett zeigt mir die Spuren meiner Worte. Auf meiner Wange prangt Sams Handabdruck. Dadurch, dass er mich so feste gegen die Wand gepresst hat, sind einige Wunden wieder aufgerissen und einige Blutflecken zieren das T-Shirt, welches ich trage.

Ein Blick unter den dünnen Stoff zeigt mir aber, dass die Verletzung nicht so schlimm ist, wie ich angenommen hatte, sodass ich mich auf das Bett hieve und versuche eine einigermaßen gemütliche Position einzunehmen. Zu meiner Überraschung schlafe ich dann auch trotz meiner Angst schnell ein.

Nach einer unruhigen Nacht werde ich durch das Gefluche von Sam wach und drehe mich auf die Seite, halte aber sofort inne, als ich die Schmerzen verspüre.

"Verdammt, wieso ist hier überall Blut?"

Hm, wieso ist hier wohl Blut wenn du mich gegen einen Glastisch wirfst und dich dann nichtmals um meine Verletzungen kümmerst? Echt komisch, dass hier Blut ist. Tatsächlich beschließt Sam mich ins Krankenhaus zu bringen.

Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass die Nacht wohl doch noch nicht vorrüber ist, da es erst halb drei morgens ist. Zum Auto laufen muss ich allerdings selber, obwohl ich auch nicht von ihm getragen werden will. Trotzdem erfüllt die Tatsache, dass eventuell etwas von dem Blut auf meinem T-Shirt auf die Ledersitze seines teuren Autos abfärben könnte.

Ich blute zwar kaum noch, trotzdem protestiere ich nicht, denn ich habe Angst davor, dass die Wunden nocheinmal aufreißen und davor, dass Sam mich wieder anschreit und schlägt. Es ist mir einfach ein Rätsel, wie man sich so in Menschen täuschen kann.

Als wir aus dem Auto steigen, bin ich froh, dass Sam noch den Anstand hatte mir eine Jogginghose von ihm zu geben, denn es ist verdammt kalt und für drei Uhr nachts ist hier auch noch viel los.

"Hör zu, Chloè. Wir sind ein Paar und wir sind glücklich zusammen. Wenn du irgendetwas falsches sagst oder nach Hilfe rufst schwöre ich dir, dass du das nicht überleben wirst. Und komm bloß nicht auf die Idee wegzulaufen. Ich werde dich immer und überall finden. Verstanden?", zischt Sam, als wir fast an der Eingangstür angekommen sind.

"Ja."

War das wirklich ein Fehler? Ihm zu gehorchen? Schließlich ist der Typ gefährlich und droht damit ein Mörder zu werden. Aber vielleicht hätte mich das gerettet. Vielleicht hätte ein einziges Wort zu meinem Arzt mich schon gerettet und ich würde jetzt normal leben. Aber vielleicht konnte mich auch gar nichts retten.

DoppelgängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt