Es tut weh. Es tut unglaublich weh und es fällt mir schwer mich zu bewegen. Sam hatte mit seiner Aussage à la Christian Grey nicht übertrieben. Doch bevor er mich zum ersten Mal vergewaltigte wollte er noch dafür sorgen, dass ich mich immer daran erinnere wem ich gehöre. Also ziert mein Handgelenk jetzt das selbe wie Tattoo wie das von Sam. Sterne, die für mich immer eine große Bedeutung hatten, werden mich jetzt wohl immer an die Hölle erinnern.
Er hatte es selbst gestochen und ich zweifle noch immer an seinem Talent dazu. Jeder Blick auf mein Handgelenk bringt die schrecklichen Erinnerungen der letzten Nacht und auch der letzten Tage immer wieder in mein Gedächtnis und meine Gedanken plagen mich. Wird das je aufhören? Werde ich je wieder leben können? Vermutlich nicht.
"Steh auf. In der Küche liegt eine Liste mit deinen Aufgaben. Ich bin in ungefähr zwei Stunden wieder da. Bis dahin hast du das erledigt. Und denk gar nicht erst daran wegzulaufen. Ich beobachte dich, Chloé.", ertönt die gefährliche Stimme und ich quäle mich vorsichtig aus dem Bett, in dem ich die Nacht verbringen durfte. Allerdings durfte ich nur den Rest der Nacht alleine verbringen. Vorher wurde ich gequält und mir wurden Schmerzen zugefügt. Ich ziehe mir einfach schnell ein Tshirt von Sam über und begebe mich dann in die Küche.
Auf der Küchentheke finde ich tatsächlich einen Zettel, die Liste, die hauptsächlich haushältliche Arbeit beinhaltet. Ich soll die Küche aufräumen, dabei aber bloß nichts von dem Essen anrühren, das Wohnzimmer putzen und die Zeitung reinräumen. Sollte ich früher fertig sein, soll ich im Schlafzimmer auf Sam warten.
Ich erfülle alle meine Aufgaben, hebe mir die Zeitung aber noch auf. Völlig erschöpft betrete ich den Flur. Auf der kleinen Fußmatte liegt die Zeitung, die ein Mitarbeiter des Hotels wohl dort hingelegt haben muss. Ich nehme sie und lasse mich dann mit ihr auf das Sofa, auf welchem ich vor wenigen Tagen noch völlig unwissend und unschuldig gesessen hatte, sinken. Es wird mir doch sicher erlaubt sein, mir die Zeitung kurz durchzulesen.
Schon auf der zweiten Seite springt mir ein Artikel ins Auge:
Immer mehr Obdachlose versuchen einen Schlafplatz bei McDonalds zu ergattern
Stockholm's Obdachlose scheinen immer neue Ideen zu bekommen, wenn es darum geht einen Schlafplatz zu bekommen. Erst gestern hatte es wieder eine junge Frau im 24 Stunden geöffneten Fastfood-Restaurant "Mc Donalds" versucht. "Sie wollte unbedingt auf jemanden warten. Sie sah aus wie eine typische Obdachlose. Ich musste sie sofort aus dem Restaurant schicken. Sie hat noch irgendwas von Hilfe rufen gesagt, aber ich konnte das natürlich nicht ernst nehmen, denn das war nur ein Vorwand um länger bleiben zu können.", berichtet uns ein Angestellter aus Stockholm.
Doch hat der Angestellte richtig gehandelt? "Als die Frau etwas von Hilfe rufen gesagt hat, wäre es moralisch richtig gewesen die Polizei zu rufen, nur um sicher zu gehen. Falls sich die Aussage als falsch herausgestellt hätte, hätten die Beamten die Frau immernoch raus bringen können. So kann keiner sicher gehen, wo diese jetzt ist und ob sie in Gefahr ist.", beurteilt der Fachmann Thomas Kodokmova. Lag der Fehler nun also beim Angestellten oder bei der Frau? Teilen Sie ihre Meinung auf unserer Internetseite mit. Auch mögliche Lösungsvorschläge dürfen sie gerne mit uns teilen. Tragen sie zur Problemlösung bei
Wenigstens ist dieser Thomas Kodokmova meiner Meinung. Ohne das Verhalten des Angestellten wäre ich jetzt wahrscheinlich in Sicherheit und müsste mir nicht Sorgen um mein Wohlbefinden und um mein Leben machen. Außerdem war er mir spätestens nach dem "Sie sah wie eine Obdachlose aus" wirklich unsympathisch. Ich hatte mein Aussehen eigentlich immer als relativ okay eingeschätzt aber mein Selbstwertgefühl wird in Stockholm wohl nicht überleben.
Plötzlich nehme ich wahr, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wird und springe schnell auf. Die Zeitung lege ich auf den Küchentisch und setze meinen Weg zum Schlafzimmer fort. Dort setze ich mich auf die Fensterbank und tue so, als würde ich nach draußen sehen. Keine zwei Minuten später erscheint Sam im Zimmer und sieht mich auffordernd an.
"Komm in die Küche und mach mir etwas zu essen."
Ich unterdrücke einen Kommentar und folge Sam in die kleine Küche. Dort setze ich Wasser auf und suche alle Zutaten für Nudeln mit einer einfachen Tomatensoße zusammen. Sam nimmt am Tisch Platz und beobachtet mich. Als das Essen fertig ist, gebe ich eine Portion auf einen Teller und stelle sie zu Sam.
"Braves Mädchen. Du darfst dir auch etwas nehmen. Du musst schließlich fit für heute Abend sein.", sagt Sam lachend und ich nehme mir schweigend auch einen Teller.
Dann setze ich mich gegenüber von Sam und beginne langsam zu Essen. Sam liest nebenbei in der Zeitung und wir ignorieren und eine Zeit lang. Plötzlich fängt er an zu Grinsen und sieht zu mir.
"Warst du gestern Abend im Mc Donalds?"
"Wie kommst du darauf?", frage ich und schiebe mir vorsichtig eine noch heiße Nudel in den Mund.
"Hier steht, dass gestern eine Frau dort um Hilfe gebeten hat und zusätzlich noch aussah wie eine Obdachlose. Kannst ja nur du gewesen sein.", antwortet er amüsiert und legt die Zeitung weg.
"Arschloch.", murmle ich leise und unbedacht und sehe wieder auf meine Teller.
"Schlampe.", erwiedert er und fragt kurze Zeit später nach etwas Salz.
Ohne Nachzudenken nehme ich die Packung Salz aus dem Schrank, öffne sie und schütte den gesamten Inhalt auf Sams Nudeln.
"Du verdammtes Miststück!", flucht er und hebt mich so hoch, dass ich auf seinen Schultern liege, und mit dem Kopf nach unten hänge.
Sein Weg führt, wie sollte es anders sein, ins Schlafzimmer und schon bevor ich auf das weiche Bett geschmissen werde, weiß ich, dass jetzt Runde zwei beginnt. Härter und rücksichtsloser als zuvor.
Dachte ich zu dieser Zeit wirklich über eine Rettung nach? Glaubte ich daran? Wie lächerlich muss ich nur gewesen sein. Man kann einen Menschen vielleicht aus den Fängen von Sam Miles retten, aber keine Therapie der Welt kann diese Erinnerungen auslöschen und die Seele wird nie zur Ruhe kommen. Niemals.
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Doppelgänger
Short Story■ Wird überarbeitet ■ "Ganz egal, was in den nächsten vierundzwandzig Stunden passiert, du bleibst immer bei mir und tust was ich dir sage. Du musst mir vertrauen, okay? Ganz egal was passiert." Chloè ist ein großer Fan von Sam Miles, einem YouTuber...