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"Ganz egal, was in den nächsten vierundzwandzig Stunden passiert, du bleibst immer bei mir und tust was ich dir sage. Du musst mir vertrauen, okay? Ganz egal was passiert."

Kurz nachdem Sam diese Worte ausgesprochen hat, lässt ein lauter Knall mich zusammenzucken. Schwere Schritte ertönen aus dem Flur und ich presse mich voller Angst an Sam, der meine Hand nimmt und sie festhält. Wenige Sekunden später erscheinen drei Männer in unserem Wohnzimmer. Samuel und zwei weitere, die ein Stück hinter ihm stehen bleiben. Samuel grinst dreckig und stemmt seine Hände in die Hüfte. Die anderen beiden sehen uns ohne Emotionen in ihrem Blick an. Ihre zwei Waffen sind auf uns gerichtet.

"Ich hätte nicht gedacht, dass man eure Tür so leicht einbrechen kann.", bemerkt Samuel und tritt einen Schritt näher. Dann fällt sein Blick auf unsere verschränkten Hände und er lacht.

"Mein Gott, bei diesem Anblick tut es einem ja fast leid das süße Liebespaar zu trennen. Aber Sam, wir wissen beide, dass Chloé mir gehört."

Für kurze Zeit herrscht Stille. Ich verstärke den Druck auf Sams Hand. Dann kommt Samuel langsam auf uns zu und kommt vor mir zum stehen.

"Na, Chloé? Freust du dich schon auf unsere gemeinsame Zeit? Obwohl; Ich könnte dich natürlich auch einfach hier auf der Stelle umbringen. Als Strafe fürs Weglaufen. Was hältst du davon, Sam? Sklavin oder Tod? Deine Entscheidung. "

Als Sam nicht antwortet, nimmt Samuel eine Strähne meiner Haare und dreht sie zwischen seinen Fingern hin und her. "Du hast deine Haare geschnitten, Chloé. Hübsch.", bemerkt er und ich versuche verzweifelt seinem Blick stand zu halten. Ich will nicht verlieren; Ich will keine Schwäche zeigen. Samuels Hand wandert von meinem Haar zu meiner Wange. Er streicht kurz meine Wangenknochen entlang, und dann schlägt er unerwartet hart zu und mein Kopf fliegt zur Seite.

Dann geht alles ganz schnell. Sam schreit, dass er mich nicht anfassen soll, lässt meine Hand los und geht auf Samuel los. Sofort steht ihm einer seiner Begleiter zur Seite und nimmt Sam in den Schwitzkasten, bevor er auch nur die Chance hatte sich zu verteidigen. Die Waffe ist auf seinen Kopf gerichtet und ehe ich auch nur Zeit habe ihm zu helfen, hat der andere Mann mich ebenfalls in den Schwitzkasten genommen und das kalte Metall seiner Waffe drückt sich unangenehm an meine Schläfe. Samuel stellt sich zwischen uns und sieht uns abwechselnd an.

"Habt ihr denn nichts gelernt? Ihr unterschätzt mich immer wieder."

"Luft", keuche ich und auch an Sams hektischem Atem erkenne ich, dass er kaum noch Luft bekommt. Auf Samuels Handzeichen, bei dem mir sein Tattoo ins Auge sticht, lockern die Männer den Griff, halten uns aber trotzdem so fest, dass ein Entkommen unmöglich ist.

"Tja, jetzt stellt sich ja nur noch die Frage, wen ich zuerst erschießen soll.", sagt Samuel und geht zwischen uns hin und her.

Jetzt ist es vorbei. Ich werde sterben und keiner kann Samuel noch aufhalten. Ich bin ihm ausgeliefert. Aber das schlimmste ist nicht mein Tod. Das schlimmste ist, dass Sam wegen mir mit in den Tod gerissen wird. Es ist alles meine Schuld und ich kann ihn nicht mehr retten. Ich hätte einfach verschwinden sollen und Sam damit in Ruhe lassen sollen.

"Warte." Sams Stimme lässt mich aufschrecken, sodass der Griff um meinen Hals wieder fester wird. Wird er Samuel widersprechen? Was hat er vor? Bitte lass ihn nichts dummes tun.

"Du hast Recht, Samuel. Ich habe Chloé zu mir geholt, weil ich eifersüchtig auf dich war. Das war nicht fair von mir, aber du weißt, dass sie mir nichts bedeutet hat. Lass mich es tun. Ich will sie selbst umbringen. Sie ist es nicht wert, Samuel. Du solltest deine Hände nicht durch ihr Blut verschmutzen. Lass mich es tun.", sagt er ruhig und sieht Samuel ernst an.

Mit jedem Wort zerspringt mein Herz mehr. Sam hat mich nur ausgenutzt. Ich habe schon wieder dem Falschen vertraut. Ich bin ihm nichts wert, er braucht mich nicht. Mir war nicht bewusst, dass Sam mir so wichtig war. Ich habe ihn in letzter Zeit immer mehr als besten Freund gesehen. Er war der einzige, der für mich da war. Und jetzt, kurz vor meinem Tod fällt mir ein, dass dort auch andere Gefühle meinerseits im Spiel sind? Oder bin ich jetzt so verwirrt, dass ich mich irre? Es ist ja auch unwichtig. Ich bedeute ihm nichts. Ich bin nicht wichtig. Unwichtig. Die erste warme Träne rollt mir über die Wange.

"Sieh mal, Chloé, dein Beschützer bietet sich dazu an, dich zu töten. Bist du jetzt enttäuscht? Mach dir nichts draus, Schätzchen. Gleich hört dein kleines, schwaches Herz auf zu schlagen und du musst dir keine Gedanken mehr darüber machen, wie verletzt du bist. Gebt ihm eine Waffe."

Der Mann lässt Sam los und überreicht ihm seine Waffe. Dieser gibt dem anderen Mann ein Zeichen, sodass er mich zu Sam, der an der Tür steht, zieht. Der Mann lässt mich los, doch Sam übernimmt seine Aufgabe sofort und drückt mir die Waffe an die Schläfe, während der andere Mann seine Waffe langsam sinken lässt. Mein Körper zittert vor Angst und die Tränen laufen unaufhörlich über mein Gesicht.

"Nun mach es nicht so spannend, Sam. Schieß endlich und bereite dem ganzen ein Ende.", fordert Samuel und setzt sein dreckiges Grinsen auf.

Ich schließe die Augen. Das kalte Metall, der schmerzende Griff um meinen Hals. All das macht mir meine Situation bewusst. Ich werde sterben. Ich werde hier nicht lebend rauskommen. Es gibt keinen Ausweg. Und das nur weil ich erneut dem Falschen geglaubt habe. Ich habe Sam vertraut und er wollte mich nur ausnutzen und ist kurz davor mich zu töten.

"Sam, jetzt mach schon!"

Die Angst lässt meinen Körper immer weiter zittern. Meine Finger krallen sich in Sams Arm, der um meinen Hals liegt und ich schnappe nach Luft. Ich vergieße noch eine letzte Träne.

I'm broken
Do you hear me
I'm blinded
Cause you are everything I see
I'm dancing, alone
I'm praying
That your heart will just turn around.

DoppelgängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt