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Dicht gefolgt von Liam gehe ich hinter Sam die Treppe herunter. Im Wohnzimmer steht eine Frau mit dunklen Haaren mit dem Rücken zu uns gedreht und sucht etwas in der Handtasche, die sie am Arm hängen hat.

"Mom?", sagt Sam leise und sie zuckt zusammen. Langsam dreht sie sich um und ihre Lippen verziehen sich zu einem Lächeln.

"Sam! Was machst du denn hier?" Sie läuft auf Sam zu und umarmt ihn glücklich. Als sie sich lösen tritt Liam vor.

"Hallo Laila.", sagt er mit einem Grinsen im Gesicht und zieht sie ebenfalls in ihre Arme.

Ich halte mich im Hintergrund und sehe der Begrüßung zu. Während Liam Sams Mutter begrüßt, kommt Sam auf mich zu, lächelt mich an und legt einen Arm um meine Hüfte.

"Mom, ich möchte dir jemanden vorstellen.", sagt Sam und ich gehe unsicher mit ihm.

Sie löst sich von Liam und kommt uns entgegen. Ihr Blick liegt auf mir, aber sie lächelt mich genauso freundlich an, wie sie Sam angelächelt hat. Sam hat große Ähnlichkeit mit seiner Mutter. Das Lächeln, die fast schwarzen Haare.

"Das ist Chloé, eine gute Freundin von mir.", stellt Sam mich vor.

"Hallo.", sage ich und versuche möglichst nicht verunsichert zu wirken.

"Ich bin Laila.", sagt diese nur und zieht mich in eine Umarmung, die mich an die meiner Mutter erinnert. Auf der einen Seite bin ich froh, dass sie mich so gut aufnimmt, aber die Erinnerung an meine eigene Familie macht mir etwas zu schaffen.

"Wo ist Dad?", fragt Sam und zieht mich wieder zu sich.

"Er ist momentan auf Geschäftsreise."

Bevor Sam antworten kann, öffnet sich die Tür noch einmal und ich vernehme weibliche Stimmen.

"Sam?", ruft eine der beiden eintretenden Mädchen und stürmt sofort auf ihn zu.

"Hey, Lamiya.", sagt er glücklich und umarmt sie.

"Dounia!"

Das zweite Mädchen läuft auf ihn zu und fällt ihm in die Arme. Laila lächelt und wendet sich mir zu.

"Das sind Lamiya und Dounia. Sams Schwestern.", sagt sie und ich erwidere ihr Lächeln.

"Hey, Liam. Oh, und wer bist du?", fragt die jüngere der beiden Geschwister.

"Chloé. Eine Freundin von Sam.", antworte ich.

Sofort werde ich wieder in eine Umarmung gezogen.

"Ich bin Lamiya."

"Und ich bin Dounia.", stellt sich die andere vor und umarmt mich ebenfalls. Auch die beiden haben eine große Ähnlichkeit mit Sam. Und ein Blick zu Sam reicht um zu sehen wie glücklich er ist wieder bei seiner Familie zu sein.

"Na dann werde ich unseren Gästen mal etwas zu Essen machen.", sagt Laila glücklich und will sich umdrehen, um in die Küche zu gehen.

"Warte, ich helfe dir.", ruft Sam und geht ihr zielstrebig hinterher.

"Und wir kümmern uns um Chloé.", beschließen Lamiya und Dounia glücklich nachdem Liam angekündigt hat, sich etwas auszuruhen.

Zusammen mit den beiden Geschwistern nehme ich auf der weichen Couch im Wohnzimmer Platz.

"Also, Chloé.. Wo habt ihr euch kennengelernt?"

"Auf der Fashionweek in Stockholm. Ich habe Sam um ein Foto gebeten und dann hat er mich zu sich eingeladen. Und dann haben wir uns halt angefreundet.", erkläre ich und wandle die Geschichte etwas ab um Samuel nicht erwähnen zu müssen.

"Hört sich ganz nach unseren kleinen Bruder an.", sagt Lamiya und ihre Schwester nickt.

"Habt ihr heute Abend etwas vor?"

"Soweit ich weiß nicht.", antworte ich und sehe die beiden Geschwister sofort breit lächeln.

"Perfekt. Wir waren nämlich vorhin in der Stadt und haben The Notebook gekauft. Den könnten wir ja zusammen gucken."

"Sam wird das zwar nicht so gefallen, aber da muss er dann mal durch.", ergänzt Dounia und ich stimme lachend zu.

"Essen ist fertig!", ruft Laila aus der Küche und wenig später rast Liam die Treppe herunter.

"Er liebt Mom's Essen.", bemerkt Lamiya und wir folgen Liam in die Küche, in der ein für fünf Leute gedeckter Tisch steht.

Ich nehme zwischen Lamiya und Dounia Platz, sodass ich gegenüber von Sam sitze, der mich glücklich ansieht. Ich lächle ihm kurz zu und nehme dann  einen mit Reis gefüllten Teller von Laila an.

"Ich liebe dein Essen, Laila.", sagt Liam zwischen zwei Gabeln und ich kann ihm nur zustimmen. Sams Mutter ist eine großartige Köchin. Während dem Essen wird viel geredet. Auch weiht Dounia die anderen in die Pläne zum Filmabend ein, verrät aber nicht den Film, sodass vorerst alle zufrieden zustimmen. Als Laila abräumen will, biete ich an ihr zu helfen. Die anderen verlassen die Küche.

"Sam hat mir erzählt, dass ihr euch in Stockholm kennengelernt habt.", bemerkt Laila.

"Ja, ich habe ihn auf der Fashionweek getroffen.", bestätige ich und stelle einen Teller in die Spülmaschine.

"Warst du alleine dort?"

"Ja. Meine beste Freundin Kate wollte eigentlich mitkommen, aber sie musste spontan auf ihre kleine Schwester aufpassen."

"Oh, das ist ja schade.", sagt sie und wischt ein letztes Mal über den Tisch.

"Ja.", gebe ich leise zu. Wenn Sie mitgekommen wäre, hätte Samuel es vielleicht nie auf mich abgesehen. Aber dann hätte ich auch Sam nicht kennengelernt.

"Wir sind hier fertig. Geh dir ruhig etwas gemütliches anziehen." Laila lächelt mich an und ich gehe durch den Flur die Treppen hoch. Sam sitzt auf dem Bett und hat den Laptop auf seinem Schoß liegen.

"Hey.", sage ich beim betreten des Zimmers um ihn nicht zu erschrecken. Sam sieht kurz aus und lächelt mir kurz zu.

"Wieso hast du eigentlich gedacht, dass wir es nicht bis hier schaffen?", frage ich leise, da mich diese Frage schon seit längerem beschäftigt.

"Ich hatte mit einem längeren Zwischenstopp gerechnet und dachte Samuel folgt uns vielleicht."

"Aber wir haben es geschafft.", stelle ich fest und setze mich zu Sam, der den Laptop beiseite stellt.

"Ja, fürs erste haben wir es geschafft."

"Hey, welchen Film gucken wir eigentlich?", fragt er nach einer kurzen Pause und ich muss automatisch lachen.

"Nein, Chloé. Bitte nicht Nicholas Sparks."

Der Himmel spannt sich
noch hell übers Tal.
Allmählich wird er müde,
kräftige Farben verblassen.
Sie fließen in allen Blautönen,
für di es keine Namen gibt.
Und dennoch ist nur heimliche Bewegung.
Auf den Hängen verbünden sich
Waldungen, Wiesen und Weinberge
gegen die nahe Nacht.
Vom Tage noch stark, werfen sie
alle Kräfte gegen die Schatten -
um doch bald geschlagen zu sein.
Beruhigung zieht ins Tal,
nimmt siegreich Besitz.
Das letzte Licht des Tages
bäumt noch einmal auf
an Anspruch und Nacht,
verbrennt sich - ein qualvoller Tod...
Gefaßt und klaglos ergibt sich der Abend
und nirgendwo ist Trauer.

DoppelgängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt