Sams Arm umklammernd um die Aufregung zu verstecken, gehen wir auf das Grundstück zu. Es sieht groß und luxuriös aus und mir wird mit jedem Schritt mehr bewusst, dass es sich hierbei nicht nur um eine kleine Familienfeier handelt. Sam trägt einen schwarzen Anzug und ich kann nicht sagen, dass es mir nicht gefällt. Ich hingegen trage ganz klassisch das kleine Schwarze.
"Es werden viele Leute da sein, aber ich bin mir sicher, dass du das schaffst. Liam und ich sind immer in deiner Nähe.", flüstert Sam mir kurz vor der Tür zu.
Wir werden mit Champagner empfangen und Sam führt mich sofort zu einem größeren Saal. Er stellt mich verschiedenen Leuten vor, die uns begegnen. Dann führt er mich zu einer kleinen Gruppe abseits.
"Chloé, das ist mein Vater."
"Schön Sie kennenzulernen.", sage ich höflich und reiche ihm meine Hand, die er kurz ergreift.
"Freut mich ebenfalls. Sam, schön, dass ihr es schaffen konntet. Das macht einen guten Eindruck."
Wir unterhalten uns noch eine Weile, dann setzen wir uns. Ich sitze zwischen Sam und Liam. Nachdem der Chef des Unternehmens und einige seiner Angestellten, darunter auch Sams Vater, Reden gehalten haben, verteilen die Kellner die Speisekarten. Es ist laut in dem Saal und zu dem allgemeinen Geplauder kommt noch das klirren des Geschirrs als die Kellner das Essen bringen. Trotzdem fühle ich mich wohl.
"Wer sind die Mädchen dort drüben?", frage ich Sam leise und deute unauffällig auf die Gruppe Mädchen, die sich langsam in Richtung der Sofas bewegt, als die Kellner das Essen wieder abräumen.
"Das sind meine Cousinen. Komm mit, ich stelle sie dir vor.", antwortet er und steht auf.
"Sam..", zischt Liam und steht ebenfalls auf. Verwirrt blicke ich zwischen den beiden Jungs hin und her.
"Liam und meine Cousinen verstehen sich nicht so gut. Wie wäre es, wenn du so lange an die Theke gehst? Die Aftershowparty beginnt jetzt gleich."
Seufzend nickt Liam und lässt Sam und mich gehen. Sam versichert mir, dass seine Cousinen nett sind und Liam sich nur anstellt. Plötzlich bemerkt uns eines der Mädchen und fängt bei Sams Anblick an zu strahlen.
"Sami! Mein Gott, wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen?"
Sie springt auf und umarmt ihn stürmisch. Als sie sich nach einer gefühlten Ewigkeit von ihm löst, fällt ihr Blick auf mich.
"Natascha, das ist Chloé."
"Hi, Chloé. Sami, wir kümmern uns um sie. Geh ruhig Party machen."
Entschuldigend lächelt Sam mich an, doch ich lächle einfach zurück, denn so schlimm scheinen seine Cousinen ja nicht zu sein. Ich werde schon ein bisschen Zeit mit ihnen verbringen können. Er sieht etwas erleichtert aus und wendet sich dann tatsächlich wieder der Party zu.
"Also, Chloé. Ich bin Natascha und das sind Bianca und Sophia. Setz dich doch zu uns."
"Danke.", sage ich und setze mich zu Sophia auf das Sofa. Diese wirkt etwas zurückhaltender als die anderen beiden.
"Und du bist jetzt die neue Freundin von Sam?", fragt Natascha und lächelt.
Gerade als ich ihr erklären möchte, dass Sam und ich nicht zusammen sind, meldet sich Bianca zu Wort: "Was will er bloß mit der? Natascha, die kommt nicht an dich heran, er wird sich schon noch für dich entscheiden."
"Wie bitte?", frage ich mehr verwirrt als schockiert und ernte dafür ein gespieltes Gelächter von Natascha und Bianca.
"Schätzchen, du solltest eins wissen. Sami gehört mir und du solltest deine dreckigen Finger von ihm lassen.", erklärt Natascha.
"Er ist dein Cousin..", gebe ich zu Bedenken, doch erneut lachen die beiden mich nur aus, während Sophia sich weiterhin im Hintergrund hält.
"Das ist doch egal. In Deutschland ist das legal und Sami und ich passen perfekt zusammen. Das wird er auch noch einsehen."
Tatsächlich vernehme ich ein Gefühl der Eifersucht, welches mich auf der einen Seite verwirrt, welches ich aber auf der anderen Seite auch als Waffe gegen Natascha einsetzen kann.
"Tja, er hat sich wohl schon für mich entschieden.", lüge ich und lächle die Blondine triumphierend an.
"Als ob er wirklich was für dich empfindet. Von dir will er sicher nur das eine. Sieh dich doch an, du bist nicht annähernd so hübsch wie Sami.", sagt Natascha hochnäsig.
"Und nicht annähernd so hübsch wie du, Natascha.", fügt Bianca hinzu und ich stehe verletzt auf.
Das bisschen Selbstbewusstsein, welches ich mir seit meiner ersten Begegnung mit Samuel wieder aufgebaut hatte, war in sich zusammengebrochen. Vor diesen Mädchen fühle ich mich schwach und sie sind mir einfach überlegen.
"Ach Schätzchen, mach dir nichts draus. Mit dir wird wohl keiner ausgehen wollen, aber du kannst sicher trotzdem ein schönes Leben führen. Immerhin hast du sicher noch nichts schlimmes erlebt, das ist doch toll."
"Du falsche Schlange.", zische ich mit tränenerstickter Stimme und gehe mit schnellen Schritten dorthin, wo Sam verschwunden ist.
Je näher ich der Party komme und desto lauter die Musik wird, desto leiser werden die Geräusche meiner High Heels. Nataschas Worte haben mich wirklich verletzt und am liebsten würde ich nur nach Hause, aber ich möchte auch keinen schlechten Eindruck vor den anderen Menschen machen, schließlich ist Sami und seinem Vater der Abend sehr wichtig. Sam finde ich nicht, dafür sehe ich aber Liam alleine mit einem Glas in der Hand am Fenster stehen und gehe zielstrebig auf ihn zu.
"Liam", bringe ich hervor, kann mich trotzdem nicht beherrschen, sodass eine Träne über meine Wange rollt, die ich aber schnell wegwische.
"Oh nein. Was ist passiert?", fragt er, als wüsste er es schon und legt eine Hand an meinen Arm.
"Diese Mädchen.. Sie.. Sie.. Ich.."
"Komm, wir gehen kurz raus, da sind wir alleine.", sagt er und zieht mich mit durch die geöffnete Glastür. Sobald wir draußen sind und die Musik nicht mehr so laut ist, dass wir uns nicht verstehen können, nimmt Liam mich in den Arm und ich kann meine Tränen endgültig nicht mehr kontrollieren. Ich klammere mich so sehr an Liam, dass ich nicht bemerke wie Sam sich nähert.
"Was ist passiert?", fragt er und legt sanft eine Hand auf meine Schulter.
"Was passiert ist? Sam, ich hab dir gesagt, dass mit deinen Cousinen nicht zu spaßen ist.", fährt Liam Sam an.
"Was ist denn passiert, verdammt?", wiederholt Sam und ich löse mich etwas von Liam um Sam zu antworten.
"Sie haben mich fertig gemacht. Sie hat mir gesagt wie hässlich ich bin und dass ich wertlos bin. Sie steht auf dich, 'Sami'."
We accept the love we think we deserve. ~ The Perks of Being a Wallflower by Stephen Chbosky
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Doppelgänger
Short Story■ Wird überarbeitet ■ "Ganz egal, was in den nächsten vierundzwandzig Stunden passiert, du bleibst immer bei mir und tust was ich dir sage. Du musst mir vertrauen, okay? Ganz egal was passiert." Chloè ist ein großer Fan von Sam Miles, einem YouTuber...