Sanft werde ich am Arm zurück gezogen. Ich lächle Sam entschuldigend an und lasse mich von der Krankenschwester zurück in den Rollstuhl drücken. Sie schiebt mich schweigend zurück in das Gebäude. Auf meinem Zimmer angekommen, macht sie das Licht an und schiebt mich bis vor mein Bett.
"Ich glaube ich schaffe den Rest alleine, danke.", sage ich leise.
"Sind Sie sicher?", fragt die Schwester besorgt und sieht mich unsicher an.
"Ja, ich bin mir sicher. Vielen Dank fürs herbringen."
Sie nickt langsam und wendet sich dann der Tür zu um den Raum zu verlassen. Ihre Hand legt sich an die Türklinke.
"Wenn etwas ist, rufen Sie mich. Dafür werde ich bezahlt.", sagt sie und dreht sich noch einmal kurz um.
Ich lächle sie erschöpft an und sie verlässt endlich mein Zimmer. Vorsichtig stehe ich auf. Es tut weh, aber ich muss den Weg zurück ins Leben finden, koste es was es wolle. Ich stütze mich an der Bettkante ab, bis ich gerade stehe. Langsam gehe ich auf das Badezimmer zu. Ich putze mir kurz die Zähne und gehe schnell auf die Toilette, bevor ich wieder in das dunkle Zimmer, welches nur von der kleinen Lampe neben dem Bett beleuchtet wird, zurückgehe. Ich lege mich vorsichtig hin und spüre, wie sich meine Muskeln langsam entspannen.
Dass Sam nicht bei mir ist beunruhigt mich. Ich fühle mich nicht sicher, denn Samuel und seine Leute würden sicher mit ein paar Krankenschwestern fertig werden. Aber, wenn alles nach Plan gelaufen ist, weiß Samuel nicht, dass ich noch lebe. Und in diesem Fall wäre ich sicher. Etwas beruhigter als zuvor lasse ich zu, dass mein Körper langsam ruhiger wird und ich schließlich, nachdem ich die kleine Lampe ausgeschaltet habe, einschlafe.
"Hey, Sunshine, wach auf."
Murrend ziehe ich mir die Decke übers Gesicht. Ich spüre, dass sich die Matratze senkt und kneife die Augen zusammen.
"Chloé, es ist schon acht Uhr, wach jetzt auf."
"Was? Wieso weckst du mich um acht Uhr?", frage ich entrüstet und schon wird mir die Decke vom Gesicht gezogen.
"Weil ich hier bin um dich abzuholen. Ab morgen kannst du wieder ausschlafen.", antwortet Sam und lächelt mich liebevoll an. Ich nehme seine Hand und überprüfe sie auf Tattoos. Als ich keine finde lächle ich ihn erleichtert an und lasse mir aus dem Bett helfen.
"Du kannst dich Zuhause duschen, okay? Lass uns einfach schnell von hier verschwinden. Ich mag Krankenhäuser nicht."
"Zuhause?", frage ich skeptisch und Sam packt meine Tasche.
"Fürs erste haben wir eine kleine Wohnung. Vielleicht fahren wir dann nach Stuttgart, wenn es dort sicher ist.", antwortet er und schultert die Tasche.
"Denkst du er weiß Bescheid?"
"Er weiß sogar ziemlich sicher Bescheid. Es stand in den Nachrichten."
Sam nimmt sein Handy und tippt etwas daran herum. Dann hält er es mir hin und ich stelle fest, dass es die Twitter-Charts sind. Der Hashtag "Sam, wir sind für dich da" steht auf der Nummer zwei.
"Wow.. Das ist.."
"Unglaublich, ich weiß.", beendet Sam den Satz und legt eine Hand an meinen Rücken.
In Jogginghose und Top fühle ich mich auf dem hellen Flur, der voller Patienten und Ärzte ist erst unwohl, bis ich bemerke, dass hier fast alle Patienten so aussehen. An der Rezeption unterschreibe ich schnell die Entlassungspapiere und folge dann Sam nach draußen. Um nicht erkannt zu werden, werde ich von Sam geschützt. Wird das ab jetzt immer so sein? Werde ich nie wieder beruhigt das Haus verlassen können?
Im Auto wird nicht viel gesprochen. Der Vorfall am See geht mir nicht aus dem Kopf. Hätte er mich geküsst? Hätte ich das gewollt? Wir hatten nicht darüber geredet und irgendetwas in mir vermutet, dass wir das auch nie tun würden. Außerdem muss ich an meine Mutter denken. Wird die Trauer, die mich wie ein Nebel umgibt, jemals aufhören? Nach einer kurzen Autofahrt hält Sam das Auto vor einem kleinen Haus an. Es ist schlicht eingerichtet, aber es gefällt mir. Lächelnd umarme ich Sami und bedanke mich. Dann gebe ich ihm Bescheid, dass ich duschen möchte.
Als ich in den Spiegel sehe, erkenne ich ein erschöpftes Gesicht mit einer fast verheilten Wunde an der Stirn. Ich ziehe mich aus und betrachte meinen Körper. Ich habe abgenommen und meine Haut wird von Blutergüssen verziert. Seufzend steige ich unter die Dusche und genieße das warme Wasser auf meinem verspannten Körper. Als ich mich wirklich sauber fühle, steige ich aus der Dusche und ziehe eine helle Jeans, ein schwarzes Top und eine weiße Strickjacke an. Dann gehe ich zurück zu Sam, der auf dem Sofa sitzt. Ich setze mich zu ihm und er legt vorsichtig, um mich nicht zu verletzen, einen Arm um mich.
"Wie geht es dir?", fragt er und ich lehne mich an ihn.
"Ganz gut, denke ich. Es wird besser."
Sam lächelt und küsst mich sanft auf die Wange. Ich schließe die Augen und genieße seine Wärme. Sam nimmt in der Zeit sein Handy und ich höre, wie er tippt. Vor lauter Erschöpfung drifte ich immer weiter ab, bis ich schließlich in Sams Armen einschlafe.
Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden? Sterben - schlafen -
Nichts weiter! Und zu wissen, daß ein Schlaf
Das Herzweh und die tausend Stöße endet,
Die unsers Fleisches Erbteil, 's ist ein Ziel,
Aufs innigste zu wünschen. Sterben - schlafen -
Schlafen! Vielleicht auch träumen! Ja, da liegts:
Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen,
Wenn wir die irdische Verstrickung lösten,
Das zwingt uns stillzustehn. Das ist die Rücksicht,
Die Elend läßt zu hohen Jahren kommen.
Denn wer ertrüg der Zeiten Spott und Geißel,
Des Mächtigen Druck, des Stolzen Mißhandlungen,
Verschmähter Liebe Pein, des Rechtes Aufschub,
Den Übermut der Ämter und die Schmach,
Die Unwert schweigendem Verdienst erweist,
Wenn er sich selbst in Ruhstand setzen könnte
Mit einer Nadel bloß? Wer trüge Lasten
Und stöhnt' und schwitzte unter Lebensmüh?
Nur daß die Furcht vor etwas nach dem Tod,
Das unentdeckte Land, von des Bezirk
Kein Wandrer wiederkehrt, den Willen irrt,
Daß wir die Übel, die wir haben, lieber
Ertragen als zu unbekannten fliehn.
So macht Bewußtsein Feige aus uns allen;
Der angebornen Farbe der Entschließung
Wird des Gedankens Blässe angekränkelt;
Und Unternehmen, hochgezielt und wertvoll,
Durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt,
Verlieren so der Handlung Namen. - Still!
Die reizende Ophelia! - Nymphe, schließ
In dein Gebet all meine Sünden ein!
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Doppelgänger
Cerita Pendek■ Wird überarbeitet ■ "Ganz egal, was in den nächsten vierundzwandzig Stunden passiert, du bleibst immer bei mir und tust was ich dir sage. Du musst mir vertrauen, okay? Ganz egal was passiert." Chloè ist ein großer Fan von Sam Miles, einem YouTuber...