Ich schlucke hart und wage es nicht mich umzudrehen. Doch diesen Part übernimmt Sam, denn er dreht mich langsam zu sich um und sieht mich fast mitfühlend an. Ich senke den Blick, denn ich will ihm bloß nicht in seine dunklen, braunen Augen sehen. Samis Finger findet den Weg zu meinem Kinn und er drückt es sanft hoch, sodass ich in seine Augen sehen muss.
Ich weiß, dass er das Mitgefühl nur vorspielt und versuche stark zu bleiben. Also erwiedere ich seinen Blick und vergesse für einen Augenblick die Angst vor seinen Augen. Immernoch liegt diese Sanftheit in seinen Augen, die sich langsam mit dem Bösen vermischt und eine unbeschreibliche Mischung hervorruft, die beginnt mich zu fesseln.
Dann holt er aus und seine Hand trifft meine Wange, sodass mein Gesicht zur Seite fliegt. Ich versuche es mit Fassung zu nehmen und drehe meinen Kopf langsam wieder, bis seine Augen erneut meine finden.
"Lächerliches Mädchen.", flüstert er leise und streicht sanft über die Stelle, die von seinem Schlag wahrscheinlich schon gerötet ist.
Ich versuche dem Schmerz stand zu halten, in der Hoffnung, dass der Arzt, mit dem ich gerade noch telefoniert habe, gleich den Park erreicht und mich hier rausholt. Erst in diesem Moment realisiere ich, dass man mir heute schon zwei Mal die Freiheit genommen hatte und ich ihr jetzt gerade wieder so nahe war.
Immernoch berührt Sam meine Wange, bevor er plötzlich erneut ausholt und sich das Spiel von gerade wiederholt. Die Stelle ist heiß und pocht und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass es endlich vorbei ist. Aber es sollte wohl noch nicht vorbei sein, denn aus dem Nichts heraus zieht Sam mich in einem schnellen Tempo hinter sich her.
Ich habe große Mühe mit ihm Schritt zu halten und realisiere auch gar nicht genau, was hier gerade passiert, bis wir einen Parkplatz erreichen. Sam zieht mich zu einem, mir unbekannten, schwarzen Auto und drückt mich auf den Beifahrersitz. Er selbst nimmt auf dem Fahrersitz Platz, dreht den Schlüssel und fährt sofort mit hoher Geschwindigkeit los.
"Schnall dich an.", befiehlt er und hat wieder diesen harten Ton in seiner Stimme.
Ich gehorche und richte meinen Blick auf den Verkehr, aus Angst Sam könnte bei dem hohen Tempo etwas übersehen. Als er in die Tiefgarage fährt, erkenne ich die Fassade des Hotels. Erneut werde ich aus dem Auto gezerrt und wir machen uns auf den Weg zum Aufzug.
Dort stelle ich mich an die Wand und warte nur darauf, dass die Fahrt endlich vorbei ist. Sam steht mir schräg gegenüber und beobachtet mich mit einem emotionslosen Blick. Mir fällt das Atmen schwer und richte meinen Blick auf die schweren Aufzugtüren.
Als sie sich endlich öffnen, zieht Sam mich nicht durch die Lobby, sondern nimmt vorsichtig meine Hand, setzt ein Lächeln auf und führt mich an der Frau, die an der Rezeption sitzt vorbei. Diese lächelt uns freundlich zu. Natürlich bemerkt sie nichts von der ganzen Situation, denn Sam ist wohl ein besserer Schauspieler als Leonardo di Caprio.
Erneut müssen wir in den Aufzug, um in den letzten Stock des großen Hotels zu gelangen und erneut ist es eine Qual für mich, da sich die Szene aus dem Aufzug vom Parkhaus zur Lobby wiederholt. Ich will, dass es vorbei ist und Sam sieht mich einfach nur an und lässt dabei keine Gefühle durchsickern. Ob ich verunsichert bin? Nein, ich bin absolut eingeschüchtert. Ich habe Angst, denn ich kann mir denken wozu Sam fähig ist, nachdem ich dank ihm Bekanntschaft mit seinem Glastisch machen durfte.
Und das Schlimmste ist, dass ich ihm, sobald wir oben sind, vollkommen ausgeliefert bin, denn niemand wird nach mir sehen und niemand würde meine Schreie hören. Ich bin verloren, solange ich mich mit Sam in diesem Hotel befinde und es gibt keinen Ausweg.
Die Türen des Aufzugs öffnen sich und ich folge Sam mit kleinen Schritten, denn die wachsende Angst hält mich zurück. Er wird mich bestrafen und ich will gar nicht wissen auf welche brutale Art und Weise er es nach einem fast gelungenen Fluchtversuch und Kontakt zur Öffentlichkeit.
Er hat zwar gesagt, er würde mich heute noch verschonen, aber da war ich auch noch nicht so dumm gewesen und weggelaufen. Vielleicht war ich es auch selber Schuld. Ich hätte sofort zurück zu dem Arzt gehen sollen oder zur Polizei aber ich hätte nicht weglaufen dürfen, in der Hoffnung nicht gefunden zu werden. Denn er hatte mich gefunden und das hätte ich wissen können, denn Sam Miles scheint ein verdammtes Genie zu sein, welches nie aufgeben wird und alles tun wird um mir mein Leben zur Hölle zu machen.
Gestern noch wollte ich es mir mit der Modelkarriere nocheinmal überlegen. Oder war es schon vorgestern? Sogar mein Zeitgefühl hat mich verlassen und mich bei Sam Miles alleine gelassen.
Mir bleibt kaum Zeit wahrzunehmen, dass die Überreste des Glastisches und auch die Blutflecken verschwunden sind und vor dem Sofa jetzt nur noch ein Teppich liegt, sodass der ganze Raum größer wirkt, denn ich werde sofort von Sam, der mein Handgelenk in einem festen Griff umklammert in das Schlafzimmer gezogen und nicht gerade sanft gegen die harte Wand gedrückt.
Sam beobachtet mich kurz mit diesem dreckigen Grinsen im Gesicht und ich verziehe meinen Mund zu einer Linie. Seine Lippen finden meinen Hals und wandern ihn auf und ab. Am liebsten würde ich mich jetzt wehren, ihn einfach wegstoßen, meine Sachen packen und Sam Miles für immer hinter mir lassen. Doch ich würde bestraft werden und ich weiß. dass Sam stark ist.
Seine Lippen befinden sich immernoch an meinem Hals und beginnen langsam an diesem zu saugen. Und in diesem Moment weiß ich, dass ich heute meine erste Nacht mit Sam verbringen werde.
Dass ich in dieser Nacht um Hilfe gerufen hatte, hatte mein Gehirn schon fast verdrängt. Auch die Tatsache, dass ich damit mich und andere Menschen in Gefahr gebracht hatte, war mir nicht länger bewusst. Dies wurde mir erst im Nachhinein klar, als es schon zu spät war. Und so ging Sams Plan auf.
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Doppelgänger
Short Story■ Wird überarbeitet ■ "Ganz egal, was in den nächsten vierundzwandzig Stunden passiert, du bleibst immer bei mir und tust was ich dir sage. Du musst mir vertrauen, okay? Ganz egal was passiert." Chloè ist ein großer Fan von Sam Miles, einem YouTuber...