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"Chloè, das tut mir so leid. Ich wusste das nicht.", sagt Sam und ich versuche ein kleines Lächeln aufzubringen.

"Es ist okay. Sie hat ja recht."

"Nein. Nein, Chloè, im Gegenteil. Du bist wunderschön.", antwortet Sam und wischt mir eine Träne von der Wange.

"Ich gehe meinem Vater Bescheid sagen und dann fahren wir nach Hause."

"Warte, ich komme mit. Ich will keinen schlechten Eindruck machen.", sage ich schnell und ergreife Sams Hand.

"Du musst das nicht tun."

"Es ist okay."

Zusammen gehen wir zurück in den Saal und suchten Sams Vater. Er steht etwas abseits bei einigen anderen Männern.

"Dad? Chloè ist müde, wir machen uns auf den Weg nach Hause. Es hat uns gefreut hier zu sein."

"In Ordnung. Chloè, es hat mich gefreut dich kennenzulernen. Kommt gut nach Hause."

"Wir telefonieren, Dad. Bis bald."

"Auf Wiedersehen.", sage ich schnell, bevor wir uns abwenden.

Bevor wir allerdings den Ausgang erreichen kommt Natascha uns in die Quere.

"Hey Sami."

"Spar's dir, Natascha.", erwidert er und will mich weiterziehen, doch Natascha hält ihn zurück.

"Was ist denn los, Sami? Wollt ihr etwa schon gehen? Ich hatte noch nicht genug Zeit um Chloè kennenzulernen."

"Natascha, wenn Chloè kennenlernen aus Chloè fertig machen besteht, spar's dir."

"Chloè, das war doch nicht ernst gemeint. Lass es uns nochmal versuchen. Wir können doch Freunde werden."

"Nein danke.", antworte ich genervt.

"Liam wartet.", füge ich hinzu und ziehe Sam weiter.

"Das wird dir noch leid tun!", ruft Natascha uns hinterher, doch auch wenn ich emotional total aufgewühlt bin, schaffe ich es, ohne mir etwas anmerken zu lassen, den Saal zu verlassen. Liam wartet am Auto. Er ist der einzige der nichts getrunken hat und uns nach Hause fahren kann. Sam sitzt vorne, ich habe die Rückbank für mich.

Müde sehe ich aus dem Fenster und versuche Nataschas Worte zu verdrängen. Draußen ist es dunkel und meine Gedanken nehmen mal wieder überhand. Liam und Sam reden während der Fahrt, doch ich höre nicht zu. Ich fixiere mich auf die Straße.

"Chloè, wir sind da."

Ich hatte nicht mitbekommen, wie das Auto angehalten hatte. Die Worte der Mädchen verletzten mich und ließen mich nicht los. Ich musste ständig daran denken.

"Wollt ihr was essen?", fragt Liam als Sam das Haus aufschließt. Weil Laila wahrscheinlich schon schläft, versuchen wir möglichst leise in die Küche zu gelangen.

"Ich nicht. Ich bin müde.", sage ich und begebe mich zur Tür.

"Geh schonmal vor. Ich komme gleich nach.", antwortet Sam und ich nicke , bevor ich in Sams Zimmer gehe und mir etwas zum Schlafen aus dem Schrank suche.

Ich lege mich auf meine Seite des Bettes aber irgendwas hält mich wach. Ich weiß nicht ob es die Abwesenheit von Sam ist oder die Ereignisse des Abends auf den ich mich eigentlich gefreut hatte oder das mulmige Gefühl, welches sich langsam in mir breit machte. Der Mond, der durch das Fenster schien, erhellt das kleine Zimmer etwas. Als Sam das Zimmer betritt, zucke ich zusammen.

"Sorry", murmelt er und begibt sich zum Kleiderschrank.

Ich ziehe die Decke bis zur Brust hoch und genieße die Wärme, in die mein Körper gehüllt wird. Kurze Zeit später legt auch Sam sich ins Bett und als ich immer noch an die Decke starre, dreht er sich zu mir um und zieht mich sanft in seine Arme. Das vertraute Gefühl gibt mir sofort ein Gefühl von Sicherheit und ich lege meinen Kopf auf Sams Brust.

"Du darfst dir das was Natascha gesagt hat nicht zu Herzen nehmen.", sagt er leise und spielt mit meinen Haaren. Seufzend sehe ich aus dem Fenster.

"Ich meine das ernst. Du bist wunderschön. Du bist so viel mehr wert als diese Mädchen."

"Es tut trotzdem weh."

"Ich weiß. Aber du musst wissen, dass es nicht wahr ist." Ich setze mich auf.

"Wenn es nicht wahr ist, wieso hat sie es dann gesagt?", frage ich und sehe zu Sam herab.

"Weil sie eifersüchtig ist. Du hast etwas was sie nicht hat.", erklärt er und setzt sich ebenfalls auf.

"Und was wäre das?" Ich sehe bei dieser Frage in seine Augen und sehe, dass er es ernst meint.

"Einen Platz in meinem Herzen."

Überrascht sehe ich ihn an. Er lächelt nur so leicht, dass ich es in der Dunkelheit kaum erkennen kann. Sanft legt er eine Hand an meine Wange. Mein Herzschlag verdoppelt sich und Sam scheint unsicher zu sein. Nach einer gefühlten Ewigkeit gleitet seine Hand langsam meine Wange herab und er senkt den Kopf.

"Tut mir leid", murmelt er.

"Sam", flüstere ich und lege einen Finger unter sein Kinn um ihn dazu zu zwingen mich anzusehen. In seinen Augen meine ich Hoffnung zu sehen. Nun ist es meine Hand, die sich vorsichtig an seine Wange legt. Ich streiche über die weiche Haut, als Sam seine Lippen plötzlich sanft auf meine legt. Ein Kribbeln durchfährt meinen ganzen Körper und als er sich von mir löst bringe ich nicht mehr als ein breites Lächeln zustande.

Hätte ich gewusst, was in dieser Nacht passieren würde, hätte ich die drei Worte gesagt.

DoppelgängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt