Doppelgänger

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"Meinst du nicht das Kleid ist etwas zu kurz? Ich meine das ist die Fashionweek in Stockholm. Vielleicht reicht auch eine einfache Jeans?", frage ich und betrachte mein Spiegelbild kritisch.

So lange träume ich schon davon die Fashionweek zu besuchen, dass es einen schon verwundern kann, dass ich nicht weiß, was ich zu diesem Event anziehen soll. Der Grad zwischen schick und overdressed sowie zwischen casual und underdressed ist so dünn.

"Nein, du siehst gut aus. Es tut mir so leid, dass ich nicht mitkommen kann.", sagt Kate und umarmt mich fest.

Sie hatte die letzten Stunden damit verbracht mir beim Packen zu helfen. Ohne sie wäre ich wirklich verloren gewesen.

Heute ist nämlich der große Tag. Ich werde nach Stockholm zur Fashionweek fahren. Das war schon als kleines Mädchen immer mein großer Traum gewesen und heute ist es endlich so weit. Eigentlich sollte Kate mitkommen, doch es gab einen familiären Notfall, sodass sie auf ihre kleine Schwester aufpassen muss und mich nicht begleiten kann. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wer enttäuschter über diesen Umstand ist - Kate oder ich.

Da wir aber vor wenigen Wochen erst die Schule abgeschlossen hatten, wollten wir in Stockholm für zwei Wochen Urlaub machen, um unsere neugewonnene Freiheit zu zelebrieren. Nun muss ich wohl oder übel die nächsten zwei Wochen alleine in der Hauptstadt Schwedens verbringen. Mein einziger Trost in dieser Situation ist, dass ich die Fashionweek miterleben darf.

Dafür musste ich unglaublich lange sparen und ohne meine Mutter und ihre Kontakte hätte ich wahrscheinlich nie einen Platz bekommen. Meine Mutter war früher mal ein eher unbekanntes Model und als ich zur Welt kam hat sie ihren Beruf aufgegeben um mir ein normales Leben mit einer normalen Familie bieten zu können. Dafür bin ich ihr unglaublich dankbar. Ich sehe mir die Models zwar gerne an, kann mir aber überhaupt nicht vorstellen selbst im Rampenlicht zu stehen und die ganze Aufmerksamkeit auf mir zu haben. Meine Mutter hatte für mich auf all das verzichtet. Immerhin ist sie einmal in ihrem Leben auf der Fashionweek gelaufen, sodass sie ein paar der Designer kennt, die mir tatsächlich ein Ticket besorgen konnten.

Ich ziehe mir schnell wieder eine einfache Jeans und ein Tshirt an und lasse das schwarze Kleid in meinem Koffer verschwinden. Dann schließe ich den Reißverschluss und bin fertig. Fertig für zwei Wochen Schweden.

"Meinst du die Zeit reicht noch um mir Sams neues Video anzusehen?", frage ich seufzend und sehe sehnsüchtig zu meinem Laptop, an dem gerade Kates kleine Schwester sitzt und sich irgendeinen Disneyfilm ansieht. Den hatte Kate für sie ausgesucht, damit wir uns in Ruhe mit dem Packen beschäftigen konnten.

"Nein, du darfst doch nicht zu spät kommen. Wenn du nicht rechtzeitig eincheckst vergeben sie das Zimmer neu. Du und dein Sam Miles, Chloé. Los jetzt.", antwortet sie lachend und klappt den Laptop zu.

Dann nimmt sie ihre kleine Schwester, die sie für einen Moment empört ansieht, an der Hand und die beiden begleiten mich zum Auto, in dem meine Mutter tatsächlich schon auf mich wartet. Sonst ist sie nie so pünktlich. Kate umarmt mich noch einmal und meint ich solle nicht so nervös sein, schließlich würde mein Lebenstraum gerade in Erfüllung gehen, während sie in den nächsten zwei Wochen Zuhause mit ihrer Schwester hocken muss. Aber wer würde nicht nervös werden, wenn er zwei Wochen alleine irgendwo in einer fremden Großstadt verbringen würde?

Lachend hatte ich mich von ihr und ihrer Schwester Lilly verabschiedet und bin eingestiegen. Jetzt sitze ich auf dem Beifahrersitz und sehe mit gemischten Gefühlen aus dem Fenster.

"Oh, Chloé. Du bist ja schon aufgeregt wenn du nur zusehen darfst. Irgendwann meldet Kate dich für Germanys Next Topmodel an und du kippst denen vor lauter Aufregung um.", sagt meine Mutter und sieht dabei lachend auf die Straße.