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Mein Kopf liegt am kalten Fenster des Autos  und meine Augen sind geschlossen. Sam und Liam unterhalten sich wieder aber die meisten Dinge verstehe ich nicht. Sie sprechen viel über ihre Vergangenheit und ich versuche zu schlafen. Als das Auto zum Stehen kommt sehe ich verwirrt auf. Sam hat auf dem Parkplatz einer Tankstelle geparkt.

"Okay, Liam, du musst tanken. Ich bleibe bei Chloé und wir kaufen etwas zu essen und zu trinken.", gibt Sam die Anweisungen. Nachdem wir beide genickt haben, schenkt Sam mir ein kleines Lächeln und steigt aus.

Auch ich steige aus dem Auto aus und brauche nach dem langen Sitzen einen kurzen Moment, bis ich mich wieder sicher auf den Beinen fühle.

"Alles okay?", fragt Sam und schließt meine Autotüre.

"Ja, es geht schon wieder. Wir sollten uns beeilen.", antworte ich und nehme Sams Hand, um ihn mit zur Tankstelle zu ziehen.

"Du bist so stark, Chloé. Andere Mädchen wären nichtmals aus dem Auto gestiegen."

Ich schenke Sam nur ein Lächeln und gehe weiter. Wir holen ein paar Flaschen Wasser und Sandwiches. Liam bezahlt und in der Zeit geht Sam zur Toilette. Auch ich möchte zur Toilette gehen. Für Sam scheint das allerdings ein Problem zu sein, weil in der Zeit keiner auf mich aufpassen kann. Nach einer zwei minütigen Diskussion gibt Sam sich damit zufrieden vor der Tür zur Damentoilette zu warten.

Endlich kann ich in einen Spiegel sehen, doch diesen Blick bereue ich sofort. Unter meinen Augen sind tiefe Augenringe sichtbar und die restliche Wimperntusche ist verschmiert. Ich sehe müde und blass aus. Schnell spritze ich mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht und versuche die Wimperntusche mit Toilettenpapier zu entfernen. Meine Haare binde ich schnell zu einem Dutt zusammen, dann gehe ich noch kurz auf die Toilette und verlasse dann die Toiletten um in einen nervösen Sam zu laufen.

"Oh Gott, da bist du ja endlich.", sagt er erleichtert und führt mich zurück zum Auto. Die kalte Luft bringt mich zum Zittern und Sam geht auf den Kofferraum zu und öffnet eine der Reisetaschen. Er zieht einen Pullover von ihm heraus und überreicht ihn mir. Dankend nehme ich ihn an und ziehe ihn über. Ich hoffe, dass es im Laufe des Tages noch wärmer wird. Doch jetzt ist es froh morgens.

"Liam fährt weiter. Wir sitzen hinten.", informiert er mich und wir steigen ein. Erschöpft lehne ich meinen Kopf an seine Schulter.

"Ich will dich meinen Eltern vorstellen."

Erstaunt sehe ich Sam an, um mich davon zu überzeugen, dass er das gerade wirklich gesagt hat. Sam lächelt mich an und ich erwidere sein Lächeln.

"Okay.", antworte ich leise und lege meinen Kopf wieder auf seine Schulter. Sam lehnt sich an mich an und schließt die Augen. Als ich sicher bin, dass er schläft, versuche auch ich erneut etwas zu schlafen und zur Ruhe zu kommen.

Zwischenzeitlich weckt Liam mich auf. Sam schläft noch und wir sprechen extra leise. Liam fragt ob ich etwas essen möchte, doch ich verneine. Trotzdem werde ich dazu gezwungen immerhin ein paar Schlücke Wasser zu nehmen. Den Rest der Fahrt verschlafe ich wieder bis Sam mich aufweckt. Wir halten vor einem Haus und Sam will schon aussteigen, als ich ihn zurück halte. Fragend sieht er mich an.

"Sam, ich kann deinen Eltern so nicht unter die Augen treten.", gebe ich zu bedenken und senke den Blick.

"Keine Sorge. Im Moment ist ganz sicher noch keiner Zuhause. Du hast noch genug Zeit um zu duschen."

"Aber.. Wissen deine Eltern von mir? Und von Samuel?"

"Nein. Ich werde dich ihnen als gute Freundin vorstellen, okay?", antwortet Sam und lächelt mich an. Ich nicke und steige ebenfalls aus, um mit Liam und Sam das Haus zu betreten.

"Wir haben nur ein Gästezimmer. Chloé, ist es in Ordnung wenn du bei mir in meinem alten Zimmer schläfst?", fragt Sam im Flur und dirigiert uns die Treppen hoch.

"Klar.", antworte ich und folge Sam in einen kleinen Raum. Liam weiß anscheinend wo er hin muss, denn er geht alleine weiter.

Sams Zimmer ist klein und das Bett in der Mitte des Raumes füllt fast das ganze Zimmer aus. In der Ecke steht ein kleiner Fernseher und an der Wand ein Kleiderschrank aus Holz. Sam schmeißt unsere Taschen förmlich in die Ecke und zieht mich mit sich auf das weiche Bett.

"Es ist nicht groß, aber man kann hier leben.", sagt er und sieht sich in seinem Zimmer um.

"Es ist toll Sam."

"Okay, wer geht zuerst duschen?", fragt er und seiner Stimme kann ich entnehmen, dass er glücklich ist. Seine Heimat scheint ihn glücklich zu machen.

"Geh du. Ich glaube ich brauche ein paar Minuten für mich."

"Okay. Du kannst auch ruhig noch schlafen. Wir haben genug Zeit."

Ich nicke und Sam verschwindet im Badezimmer. Ich nutze die Zeit um mir die Ereignisse in unserer alten Wohnung klar zu machen und mit meinem aktuellen Standort bewusst zu werden. Auch denke ich darüber nach, wie meine Zukunft aussehen wird, aber bevor ich eine Lösung für das Problem finde, ist Sam schon wieder da.

"Du sitzt ja immer noch da.", bemerkt er und setzt ebenfalls. Seine Haare sind noch feucht und er riecht gut.

"Ich gehe auch mal duschen.", beschließe ich, stehe auf und suche mir Sachen aus der Tasche, mit denen ich mich seinen Eltern zeigen kann.

Sam erklärt mir noch wo ich das Bad finde und kurze Zeit später prasselt das heiße Wasser auf meinen Körper. Endlich kann ich mich etwas entspannen und als ich aus der Dusche steige, sind meine Augenringe etwas verblasst. Trotzdem benutze ich noch etwas Concealer und meine Mascara, um nicht vollkommen erschöpft auszusehen und einen guten Eindruck zu machen.

"Du siehst gut aus.", bemerkt Sam und lächelt mich an. Ich bedanke mich ebenfalls mit einem Lächeln. Dann höre ich die Tür unten ins Schloss fallen und Sam sieht mich mit einem breiten Lächeln im Gesicht an.

"Bereit?"

"Bereit."

Hätte ich doch nur da schon gewusst dass ich noch gar nicht bereit war. Vor allem nicht auf die noch folgenden Ereignisse.

DoppelgängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt