Epilog

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Sechs Jahre waren seit Sams Tod vergangen. Trotzdem erinnere ich mich noch genau an seine Beerdigung. Ich trug ein schwarzes Kleid und betrat die Kirche zusammen zmit Liam. Vor dem alten Gebäude standen viele Fans und Photographen, die uns ablichten wollten, doch dank der Securitymänner konnten wir unerkannt in die Kirche gelangen. Sams Familie war schon da, wir waren die letzten. Während der Beerdigung fiel es mir schwer nicht in mich zusammenzusacken und zu weinen, wie ich es in den Tagen davor getan hatte.

Ich war ein emotionales Wrack. Sam hatte mich gerettet, ich hatte mich in ihn verliebt und als ich es endlich eingesehen hatte, starb er. Er starb für mich und der Gedanke, dass es meine Schuld war fraß sich in mich. Ich gab mir die Schuld für alles und keiner konnte es mir ausreden. Als wir vor Sams Grab standen und der Priester noch ein paar Worte sprach, hielt ich Liams Hand fest umklammert. Er war in dieser schweren Zeit besonders für mich da.

Ich sah in die Gesichter von Sams Eltern und seinen Schwestern. Ich sah die tiefe Trauer und sofort gab ich mir die Schuld. Sie wussten nicht, was wirklich passiert war. Sie wussten nur, dass ihr Sohn, ihr Bruder, ermordet wurde.

In den ersten zwei Jahren kümmerte Laila sich um mich. Ich kündigte meinen Job, hielt die Freundschaft zu Tim aber aufrecht. Laila schickte mich zu einem Therapeuten und im dritten Jahr ging es mir besser. Ich konnte wieder selbstständig in die Stadt fahren, ich hatte keine Angst mehr und meine Gedanken hingen nicht mehr ständig an Sam. Ich unternahm viel mit Liam und Laila war erleichtert, dass ich nicht mehr in Sams Zimmer hockte und mir die Seele aus dem Leib weinte.

Im vierten Jahr suchte ich mir wieder einen Job. Ich schrieb Berichte bei einer kleinen Zeitung. Laila ließ Liam und mich die ganze Zeit bei ihr wohnen. Ich bot ihr immer wieder Geld an, doch sie nahm es nie an. Sie begründete dies immer damit, dass ich bei Sam war, als es passiert ist und dass sie deswegen weiß, dass er glücklich war. Ich verstand die Argumentation nie ganz, doch sie beließ es dabei.

Im fünften Jahr heiratete ich Liam. Ich hatte es endlich zurück ins Leben geschafft und konnte mich ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen neu verlieben. Am Anfang war es komisch, aber ich habe es versucht und als Liam mir einen Antrag gemacht hatte, konnte ich nicht anders als anzunehmen. Sams Familie war glücklich. Ich fühlte mich immer wie ihr Sorgenkind, aber ich verstand erst später, dass ich für Laila schon lange wie eine Tochter geworden war.

Jedes Jahr besuchten Liam und ich Sams Grab an seinem Todestag. So sitzen wir auch heute auf dem Gras vor seinem Grabstein und reden über ihn.

"Er wäre ein toller Onkel gewesen.", sagt Liam und sieht auf die Gravur des Steines.

"Ja, das stimmt."

"Ich habe mir das immer vorgestellt. Er mit meinem Kind auf dem Arm. Wie er mein Mädchen hält und vor Freude Onkel zu sein strahlt."

"Du weißt doch noch gar nicht ob es ein Mädchen wird.", gebe ich zu bedenken.

"Glaub mir, Chloè, wir bekommen eine Tochter. Ich bin mir ganz sicher."

"Sam wäre stolz auf dich."

"Sam wäre auch stolz auf dich. Du bist so eine starke Frau, Chloè. Und du wirst eine tolle Mutter.", antwortet Liam und lächelt mich an.

"Weißt du, ich habe mir immer vorgestellt wie meine Mutter ihr Enkelkind zum ersten Mal sieht. Wie ihre Augen vor Freude glänzen. Das ist das was sie sich immer so sehr gewünscht hat. Und ich habe mir immer vorgestellt wie Kate mit ihr spielt. Das letzte was sie von mlr gehört hat war die Nachricht mit dem Foto von Sam und mir in Stockholm" Traurig sehe ich zu Liam.

"Aber denk mal darüber nach, wie sehr Laila sich freuen wird. Du bist nicht alleine, Chloè. Du hast eine Familie."

Er hatte recht. Ich hatte eine Familie und ich war in Sicherheit. Und
meine Mutter und Kate waren auch in Sicherheit. Es konnte mir kaum besser gehen. Liam und ich wurden Eltern. Es war jetzt alles gut. Endlich war alles gut.

geh
alte
Angst
der
Sicherheit.

DoppelgängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt