"Ganz sicher nicht.", zischt Sam und nimmt die Waffe von meiner Stirn. Er richtet sie auf Samuel und verpasst dem Mann, der mit der Waffe auf ihn zustürmt einen Tritt. Der andere Mann ist noch immer unbewaffnet und hebt die Hände.
Samuels Grinsen verblasst und er sieht Sam fassungslos an. Er war auf ihn hereingefallen. Und ich war das auch.
"Lauf. Lauf, Chloé!", ruft Sam und reißt mich im nächsten Moment mit durch die Tür.
Die Haustür stellt kein großes Problem dar, da sie ja ohnehin eingetreten ist. Immer wieder wiederholt Sam, dass ich laufen soll, doch der Schock sitzt noch tief und ich bekomme zu wenig Luft. An der nächsten Kreuzung geht es nicht mehr.
"Sam. Sam, ich kann nicht mehr.", bringe ich hervor.
"Es ist nicht mehr weit. Du schaffst das."
Ich werde langsamer, doch Sam denkt gar nicht erst daran anzuhalten. Stattdessen hebt er mich hoch, sodass ich in seinen Armen liege und läuft weiter. Am Straßenrand steht ein Auto. Die Scheinwerfer sind an. Er öffnet die hintere Tür und lässt mich auf einem Sitz los. Kurze Zeit später sitzt Sam neben mir und das Auto fährt los.
"Danke, Liam.", sagt Sam und nimmt mich wieder in den Arm.
"Ist einer von euch beiden verletzt?", fragt der Fahrer und hält den Blick auf die Straße gerichtet.
"Nein, alles gut.", antwortet Sam.
"Es ist vorbei. Es wird alles wieder gut."
Diese beiden Sätze flüstert Sam die ganze Zeit, während er mich im Arm hält und hin und her wiegt. Das Auto fährt mit hoher Geschwindigkeit durch die anbrechende Nacht und der Regen prasselt gegen die Fenster. Es ist kalt, aber Liam, der mir noch nicht vorgestellt worden ist, hat wohl an alles gedacht. Im Kofferraum befinden sich, wie ich einem Gespräch zwischen Sam und ihm entnehmen konnte, unsere wichtigsten Gegenstände und auch Lebensmittel und Decken.
Seitdem wir in diesem Auto sitzen bin ich unaufhörlich am weinen. Sam, auf dessen Schoß ich sitze, legt eine Decke über mich und schlingt seine Arme wieder um meinen zitternden Körper. Ich kann immer noch nicht begreifen, wie nahe ich dem Tod gerade war. Ich habe das kalte Metall auf meiner Haut gespürt. Ich habe gespürt wie mein Herzschlag sich verdoppelt hat. Und trotzdem fällt es mir so schwer zu begreifen.
"Sie wird schon wieder, Sam.", sagt Liam beruhigend und lächelt Sam durch den Rückspiegel an. Die Tränen werden langsam weniger, der erste Schock ist überwunden.
"Sam?", frage ich leise und hebe meinen Kopf um ihm in die Augen sehen zu können. Er sieht mich abwartend an.
"Du meintest das doch nicht so, oder? Das was du gesagt hast."
"Natürlich nicht. Ich wollte uns nur da raus holen.", antwortet er und lächelt mich an.
"Schlaf jetzt, Chloé.", fügt er noch hinzu und ich lege meinen Kopf wieder auf seiner Brust ab. Vielleicht hat Sam recht. Vielleicht sollte ich einfach schlafen. Das hatte ich in letzter Zeit ohnehin zu wenig getan.
"Du solltest auch schlafen, Sam. Du musst mich morgen ablösen.", höre ich Liam noch sagen, doch bevor Sam antworten kann bin ich schon eingeschlafen.
"Wo willst du denn hinfahren, Sam? Gibt es einen Ort, den wir sicher erreichen können?"
Meine Augen sind noch geschlossen und ich bin kurz davor wieder ins Land der Träume zu fallen, doch ich will Sams Antwort noch hören. Immer noch sitze ich auf seinem Schoß und spüre seine Arme um mich.
"Ich würde gerne nach Stuttgart, aber ich bezweifle, dass wir es bis dahin schaffen.", antwortet Sam bedrückt und beginnt damit, mir über die Haare zu streichen.
Als ich das nächste Mal aufwache, befinde ich mich nicht mehr auf Sams Schoß. Ich liege auf der Rückbank, Sam sitzt am Steuer und Liam neben ihm auf dem Beifahrersitz. Außerdem ist es hell draußen. Ich setze mich auf und schlinge die Decke enger um meinen Körper.
"Hey, Chloé. Ich bin übrigens Liam, ein Freund von Sam. Ich helfe euch hier raus.", sagt Liam und dreht sich nach hinten zu mir.
"Hi", antworte ich schüchtern und sehe über den Rückspiegel wie Sam grinst.
"Hast du Hunger?"
Ich schüttle den Kopf und lehne mich zurück. Meine Knie ziehe ich dicht an meinen Körper. Es mag zwar verboten sein aber das ist mir egal. Ich sollte nicht immer an das Gesetz denken.
"Wohin fahren wir?"
"Keine Ahnung.", antwortet Liam und sieht zu Sam. Dieser presst die Lippen zusammen und sieht weiter stur auf die Straße.
"Ich habe dir bereits gesagt, dass wir versuchen werden nach Stuttgart zu kommen.", sagt er.
"Richtig. Und du hast gesagt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass wir es nach Stuttgart schaffen.", antwortet Liam und Sams Kiefer spannt sich an.
"Wir werden es aber trotzdem versuchen."
"Sam, du setzt gerade alles aufs Spiel. Fahr lieber irgendwo hin, wo es sicher ist!"
"Als wir das letzte Mal zu einem angeblich sicheren Ort gefahren sind, wurden wir beide fast umgebracht, Liam.", bringt Sam wütend hervor.
"Aber es hat euch etwas Zeit verschafft. Und die brauchen wir jetzt auch. Wir brauchen Zeit, Sam."
"Die haben wir aber nicht, verdammt! Wir fahren jetzt nach Stuttgart."
Aufgrund von Sams Lautstärke zucke ich zusammen.
"Wie du meinst. Du trägst die Verantwortung.", erwidert Liam und es herrscht Stille im Auto. Ich hoffe nur, dass diese Stille nicht die restliche Fahrt anhält.
You tell me that you're sad and lost your way
You tell me that your tears are here to stay
But I know you're only hiding
And I just wanna see youYou tell me that you're hurt and you're in pain
And I can see your head is held in shame,
But I just wanna see you smile again
See you smile againBut don't burn out
Even if you scream and shout
It'll come back to you
And I'll be here for youOh I will carry you over
Fire and water for your love
And I will hold you closer
Hope your heart is strong enough
When the night is coming down on you
We will find a way through the dark.
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Doppelgänger
Short Story■ Wird überarbeitet ■ "Ganz egal, was in den nächsten vierundzwandzig Stunden passiert, du bleibst immer bei mir und tust was ich dir sage. Du musst mir vertrauen, okay? Ganz egal was passiert." Chloè ist ein großer Fan von Sam Miles, einem YouTuber...