Kapitel 36

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Die Sonne stand hoch über dem Anwesen. Ein Maiwind tanzte in den Bäumen in der Nähe des Pavillons und die Pfaue sonnten sich am Ufer des Teiches.

Und Draco war immer noch nicht zu Hause.

Hermine stand auf seinem Balkon und beobachtete das Gelände mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust.

Narcissa hatte das Zimmer schon vor Stunden verlassen, doch sie spürte noch immer das Zitterns in ihrer Stimme – die Tränen in ihren Augen.

Wir drei werden es nicht überleben.

Ihr Herz wollte protestieren. Sie wollte darauf bestehen, dass ihr Wort und ihre Erinnerungen sie entlasten würden.

Aber ihre Logik flüsterte etwas anderes.

Sie zog sich ihren Morgenmantel um den Bauch, als ihr ein Schauer über den Rücken lief. Ein blutbespritztes Buch kam aus ihren Regalen nach vorne und öffnete sich auf einer Seite, auf der Viktor aus den Schatten auftauchte, sein Kiefer angespannt und sein Zauberstab auf Draco gerichtet. Auf der nächsten Seite war Cho, ihre Augen brannten vor Wut, als sie das Schwert in Richtung Dracos Hals schwang. Der Buchrücken erzitterte, die Seiten zeigten grüne Blitze und Körper, die auf die Steine fielen ​​–

Es ist Malfoy! Ich habe ihn gefunden!

Mit einem tiefen Atemzug klappte Hermine das Buch zu.

Die Wahrheit durchdrang sie, während sie ihren Atem beruhigte, wie ein Stein, der immer tiefer in dunkles Wasser fällt. Die Malfoys mussten gehen. Wenn der Wahre Orden sie holen würde, bliebe keine Zeit für Erklärungen – keine Garantie, dass sie nicht schießen würden, um zu töten. Aber wenn die Malfoys sicher versteckt wären, könnte sich Hermine auf die anstehende Aufgabe konzentrieren.

Wenn es Auktionsgüter gäbe die befreit werden müssten, würde sie sie befreien. Wenn sich Todesser verstecken würden, würde sie sie ausrotten. Und sollten sich die Wogen glätten, könnte sie erklären, was jeder der drei Malfoys getan hatte, um sie zu beschützen und unverletzt zu lassen – und in Dracos und Narcissas Fall, um dem Wahren Orden zu helfen.

Aber das waren Probleme für ein anderes Mal. Und vorerst lief ihr die Zeit davon.

Selbst wenn es eine gute Alternative gab, konnte sie Narcissa das nicht ausschlagen – nicht, nachdem sie nach Hermines Hand gegriffen und um das Leben ihres Sohnes gefleht hatte. Narcissa, die nie um etwas anderes gebeten hatte als um ihre Gesellschaft; Narcissa, die sie vor Dolohov gerettet und ihren Zauberstab und die Zeitungen mit ihr geteilt hatte, während sie zusammen gefrühstückt hatten.

Narcissa hatte sie um etwas gebeten und sie würde es tun. Sie würde Wort halten.

Morgen früh würde Hermine sich verabschieden. Sie würde das Tattoo-Gegenmittel nehmen und Kreacher würde sie zum Grimmauldplatz apparieren.

Laut Narcissa war die Übergabe der Urkunden an den Grimmauldplatz auf Anfrage besiegelt worden. Niemand wusste, dass es in den Besitz der Malfoys zurückgefallen war, außer der unmittelbaren Familie und denjenigen, die dort lebten.

„Bellatrix weiß darüber Bescheid, aber sie glaubt, dass das Grundstück unbewohnt ist", hatte Narcissa ihr gesagt. „Selbst wenn sie misstrauisch wird, wird sie es nicht finden können. Es steht unter dem Fidelius Zauber."

Der Name war wie Eiswasser über Hermine gespritzt, aber Narcissa schien es nicht zu bemerken.

„Blaise, Pansy und die anderen müssen das Land sofort verlassen. Es gibt einen Schwarzmarkt für internationale Portschlüssel in Norwich. Das ist der sicherste Weg. Wenn dieser Plan fehlschlägt, sollen sie die Anti-Apparationsgrenze in Liverpool überqueren."

The Auction deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt