Komplett übermüdet wälzte ich mich aus meinem Bett. Das Gespräch mit Bonhwa am Vortag war eindeutig zu lang gewesen. Ich sah auf die Uhr und stellte erschreckender Weise fest, dass wenn ich mich nicht beeilen würde, ich zu einer Wahrscheinlichkeit von 98% definitiv zu spät wäre. Dabei wollte ich auf keinen Fall das Minho direkt am zweiten Tag - oder besser gesagt überhaupt - ein schlechtes Bild von mir bekommt, indem ich mich nicht an die Vereinbarung hielt, andererseits könnte ich ihm auch einfach eine Nachricht schreiben, das ich eine halbe Stunde später kam, als ursprünglich geplant. Fehler passieren nun einmal und das ich gerade heute verschlief, konnte ja keiner voraus ahnen.
Nach zehn Minuten des überlegens, in welchen ich deutlich produktiver hätte sein können als das ich es schlussendlich war, entschied ich mich doch noch dazu Minho zu benachrichtigen, in der Hoffnung, er würde mir das nicht übel nehmen.
Er antwortete relativ schnell und meinte dabei, es sei kein Problem, was mich erleichtert ausatmen ließ. Gott sei Dank.
Also erschien ich pünktlich zum neuen Termin bei Minho zuhause. Man könnte natürlich auch sagen, ich war eine halbe Stunde zu spät, aber das lassen wir mal außer Acht. Ist schließlich Ansichtssache.
Mit einem Lächeln öffnete der Braunhaarige mir die Tür und ließ mich hinein. Seine Mutter, welche in ihrem Garten aktiv war, wunk mir einmal mit breitem Lächeln zu, bevor sie sich wieder auf ihre Arbeit konzentrierte.
Minho hatte die Futternäpfe, das Bettchen und sogar ein altes Katzenklo, welche er mir dazu geben wollte, bereits zusammen gepackt und in dem Auto seiner Eltern verstaut. Und zusätzlich hatte ich auch noch die Ehre bekommen, seinen Vater kurz kennenzulernen, welcher ebenso freundlich war, wie Minho's Mutter.
Der Tierliebhaber zeigte mir also, wie er bis jetzt immer den Verband an Haru's Hinterbein gewechselt hatte und gab mir einige Tipps, wie es schneller ging beziehungsweise wie es auch angenehmer für die Katze wurde.
Es dauerte nicht wirklich lang bis Haru dann in ihrer Katzenbox saß und neben ihren Habseligkeiten im Kofferraum einen Platz bekam. Minho meinte es wäre besser so, da sie dort nicht die Umgebung sehen konnte, was bei ihr eventuell Panik auslösen könnte.
Kurz nach zwölf war es dann schließlich soweit und wir wollten eigentlich losfahren, doch hielt uns Frau Lee auf.
"Wartet kurz! Ich habe euch noch Sandwiches gemacht.", rief sie und kam mit einer kleinen Box auf uns zu. Minho, welcher hinter dem Lenkrad saß, sah seufzend zu seiner Mutter.
"Mom, wir brauchen das nicht, wir kommen klar.", meinte der Braunhaarige und klang dabei vielleicht minimal etwas, wirklich nur ein klein wenig genervt, auch wenn seine Mutter es nur gut mit ihm meinte. Sie ließ ihm also nicht wirklich eine Wahl und drückte im Endeffekt mir die Box in die Hand.
Wir verabschiedeten uns also, Minho trat aufs Pedal und wir verließen den Hof. Die Fahrt die uns bevor stand, war nicht sonderlich lang. Es waren lediglich um die 15 Minuten.
"Du meintest du warst lange im Ausland, was hast du gemacht?", durchbrach Minho plötzlich die Stille.
"Nun, ich war etwas länger als ein Jahr in Amerika und habe mir dort verschiedene Orte angesehen.", meinte ich etwas verwirrt und wunderte mich etwas wie er so plötzlich darauf kam. Der Braunhaarige nickte sanft und fügte zu seiner Geste schließlich ein "Dann bist du wahrscheinlich sehr gut im Englisch." hinzu.
"Sagen wir es ist ausreichend.", erwiderte ich und sah aus dem Fenster. Er musste ja nicht offensichtlich mitbekommen, dass mein Blutkreislauf beschlossen hatte unnötig Mengen am Blut in meine Wangen zu pumpen.
"Magst du Englisch?", fragte ich ihn schließlich, woraufhin er seufzte.
"Nicht wirklich. Ich verstehe es nicht und das lässt die Abneigung eben stetig steigen."
Überrascht sah ich ihn an. "Englisch ist mein schlechtestes Fach.", fügte er zur Erläuterung hinzu, fokussierte sich dabei allerdings auf die Straße ohne mich anzusehen.
"Nimmst du Nachhilfe?", fragte ich nach einer Weile. Erneut schüttelte er den Kopf. "Ich möchte meinen Eltern nicht noch mehr Kosten aufbinden."
Ich nickte, dies war durchaus mehr als verständlich. Ohne die Möglichkeit das Gespräch, an der Stelle fortzuführen, erreichten wir meinen Wohnblock und suchten gemeinsam nach einem Parkplatz. Nachdem wir endlich fündig geworden waren und ausstiegen, beschloss ich ihm als Gegenleistung für das alles, meine Hilfe anzubieten.
"Wenn du magst, kann ich dir helfen. Du kannst einfach Bescheid geben."
"Das ist wirklich freundlich von dir, aber holen wir erstmal Haru hier raus.", erwiderte der Braunhaarige zögerlich. Ich nickte und folgte ihm zum Kofferraum, wo ich meinen neuen Mitbewohner in ihrer Box herausnahm. Er nahm, was er für mich zusammen gepackt hatte, legte die Sandwiches seiner Mutter dazu, schloss das Auto und sah mich anschließend erwartend an, ob es denn nun losgehen würde.
Ich musste bei dem Anblick etwas kichern, was ihn verwirrt dreinschauen ließ, er war wirklich niedlich. Ich deutete ihm mit meinem Finger an, dass er mir folgen sollte, was er auch ohne zu zögern tat.
Als wir dann endlich in meiner Wohnung angekommen waren, scannte Minho diese praktisch mit seinem kritischem Blick. Wobei ich erleichtert ausatmete als er schließlich meinte mit etwas Ausgestaltung, wäre die Wohnung auf jeden Fall ausreichend für Haru.
Also erzählte ich ihm, wie ich mir die Umgestaltung vorgestellt hatte. Wo das Klo, Bettchen, Futter und Co. der Katze sein sollten und das ich am folgenden Tag mit Bonhwa noch Spielzeug für den kleinen Vierbeiner einkaufen gehen wollte. Er bestätigte mir, dass ihm die Idee gefiel und half mir alles einzurichten, was er mir mitgebracht hatte, bevor wir das kleine niedliche Wesen aus ihrem Käfig befreiten. Haru war erstaunlich ruhig gewesen über die Fahrt hinweg, was auch Minho aufgefallen war.
Mit unsicheren Beinen trat das kleine Mädchen vorsichtig mit ihren kleinen, weißen Tapsen aus der Box. Beobachtend ließen wir ihr ihren Freiraum. Wir nahmen dabei in meiner kleinen Küche Platz und aßen die Sandwiches, welche seine Mutter so freundlich war, für uns vorzubereiten. Nach einer halben Stunde, in welcher der dunkle Vierbeiner in seinem altbekannten Bettchen lag, welches ebenso noch nach Minhos Zuhause roch, wagte sie sich schließlich doch mutig die Gegend zu erkunden. Wieso war sie dabei nur so süß?
DU LIEST GERADE
𝘩𝘢𝘳𝘶 || 𝘭.𝘮𝘩 {𝘴𝘬𝘻}
FanfictionEine relativ kurze Story, wobei es um ein Mädchen geht, welches durch eine einfache gute Tat, einen ganz bestimmten Menschen näher kennen lernt. 𝘎𝘦𝘴𝘤𝘩𝘳𝘪𝘦𝘣𝘦𝘯 𝘷𝘰𝘯 04.02. 𝘣𝘪𝘴 30.04.2022