𝘩𝘢𝘳𝘶 || 𝘭.𝘮𝘩 {𝘴𝘬𝘻}

* ˚ ✦ ꒰ chapter twenty ꒱ ✦˚*

Plötzlich stoppte meine geliebte Playlist und mein Klingelton durchbrach die - konnte man es etwas angespannt nennen? - Situation. Ich las den Namen meiner Mom und drückte, mit kurzem Zögern, auf den Grünen Hörer. Wir merken meine Dummheit einfach direkt an und damit, dass ich voll vergessen hatte, das der Anruf automatisch auf die Box übertragen wurde und ich erneut kurzzeitig erschrak, doch diesmal nicht vor Haru sondern vor der durchaus lauten Stimme meiner Mutter direkt neben meinem Ohr.
"Hey Sweetie, ich wollte eigentlich nur kurz fragen wie es dir geht und einen schönen Valentinstag wünschen. Ich hoffe du bist nicht allein an diesem wundervollem Tag."
Überrascht und tatsächlich etwas überrumpelt von allem, was meine Mutter in diesem einen Satz von sich gab, sah ich in den, an meiner Tür hängenden, Kalender.
Tatsächlich... der 14. Februar. Heute.  Okay, das könnte einen komplett neuen Blickwinkel auf all das hier werfen-
"Mom, ich hab Haru. Ich bin nie allein, wenn ich zuhause bin.", lachte ich und hoffte inständig, dass Minho diese Aufforderung verstand und seinen Mund halten würde. Ich hatte wirklich keine Lust, das hier erklären zu müssen. Wirklich nicht. Das würde ewig dauern.
"Ach, Eunji. Du brauchst einen Boyfriend. Dann wäre dein Leben sicher um einiges Bunter." Mit einem Seufzen mied ich bewusst, den Blick auf den Jüngeren neben mich. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber Freuen sollte, dass meine Mutter sich tatsächlich damit beschäftigt hatte, Englisch zu lernen oder eher nicht.
"Mein Leben ist bunt genug und jetzt entschuldige mich, bitte, Mom, aber mein Essen brennt an."
"Okay, Liebling, aber versprich mir, das du heute wenigstens noch etwas mit Freunden unternimmst.", Mama Chae: stur wie immer.
"Ja, Mama, ich melde mich dann später... oder morgen."
Und damit war auch dieses Gespräch beendet, da ich, ohne weiter zu überlegen, einfach auflegte. So musste sich Minho also jedesmal fühlen...
Der Song lief weiter und ich drehte mich zurück zu dem Braunhaarigen, wusste jedoch nicht so recht, was ich sagen sollte und schwieg letztendlich doch.
"Valentinstag... das wusste ich nicht. Das war nicht mein Plan.", äußerte sich der etwas Größere unsicher, während er sich verlegen am Hinterkopf kratzte. "Ich hatte das auch total vergessen, aber egal. Es ist nur ein Tag wie jeder andere... oder nicht?", versuchte ich die Situation weniger unangenehm zu gestalten als sie es bereits war. "S-schon... aber vielleicht.. vielleicht ist es ja ... Fate?"
Überrascht sah ich den überaus niedlichen Menschen vor mir an, welcher sein Bestes gab verständlich mit mir zu sprechen. In Time verging und By My Side begann stattdessen zu spielen.
Minho schloss die Augen und holte einmal tief Luft - auf das die Dinge im Leben wenigstens  einmal so funktionierten, wie er es wollte.
"Ich muss dir etwas sagen.", auch wenn seine Stimme etwas zitterte, schien er entschlossen.
Das Essen, so ganz nebenbei, war in Ordnung und auch fast fertig, also da passierte nichts. Ganz unverantwortlich waren wir schließlich auch nicht!
Sanft nickte ich und sah ihn ermutigend an.
"A-Also, ich bin, glaube ich zumindest, relativ gut darin meine Gefühle für mich zu behalten und vor allem darin sie vor anderen zu verstecken... a-aber es wird von Tag zu Tag schwerer und ich kann andere nunmal  schlecht einschätzen und auch, wenn ich denke, dass du mehr einen Bruder in mir siehst, als irgendetwas anderes, muss ich es dir jetzt sagen, weil ich denke, dass ich nie wieder so eine Chance bekommen werde, wie jetzt.... Ich mag dich, Eunji. Ich mag dich wirklich sehr und wie der Song sagt, jedes Mal wenn ich gehe, will ich dich eigentlich an meiner Seite behalten. Doch ich kann dich auch zu nichts zwingen und das will ich auch nicht, but.... please stay by my side, I love you."
Mit großen Augen sah ich den 22-jährigen vor mir an, welcher nicht länger in der Lage war, mir ins Gesicht zu sehen und seinen Blick stattdessen nach unten - auf den wie immer so krass interessanten Boden - wendete. Ich beendete den Abstand zwischen uns entschlossen mit einem Schritt auf ihn zu und legte meine Hand an sein Kinn, zwang ihn dadurch quasi mich anzusehen. Seine Augen waren glasig, er sagte nichts und als meine Playlist zum nächsten Song ansetzte, Flavors of Love, schloss ich die letzten Zentimeter zwischen meinen Lippen und seinen.
Mehr als nur ein wenig überrascht, legte er seine Hand vorsichtig an meine Wange und erwiderte den sanften Kuss, bevor ich mich von ihm löste. Ich hatte nicht wirklich gemerkt, dass mir tatsächlich einige Tränen über die Wangen gelaufen waren. Tränen der Erleichterung, welche Minho sanft mit seinem Daumen weg wischte. Auch sein Gesicht, war von diesen flüssigen Salzkristallen besetzt, welche ich mit meinem Daumen entfernte. Wir beide begannen zu Lächeln.
Wir waren wahrlich in unserer eigenen Welt, aus welcher wir erst gerissen wurden, als der nächste Song anspielte und Haru uns gebannt, total von unserem Tun interessiert, wie besessen anstarrte.
Es war Wishing On The Same Sky, welcher unseren kleinen, ganz besonderen Moment unterstrich als wir beide zu Lachen begannen, nachdem wir unser gemeinsames Adoptivkind entdeckten. Glücklich und zufrieden fiel ich erneut an die Brust des Größeren, nur würde ich diese Sicherheit, die mir dies gab - die er mir gab -, dieses Mal nicht so schnell aufgeben. Und auch Minho schien dies nicht zu wollen, da er mich statt nur noch näher zu sich zog und seine Nase in meinem Haar vergrub.
Offenbar hatte Haru Interesse an der Folie, welche auf unserer großen Pfanne als Art Deckel fungierte, gefunden. Und surprise Alufolie war heiß, wenn sie über köchelnder Brühe lag - Eigenschaften von Metallen und so. - Jedenfalls sprang meine Katze im hohen Bogen rückwärts, rutschte an der Kante der Theke ab und fiel auf den Boden.
Ach, Haru...