Kapitel 21

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Elena und Gabriel:

Alles war so leer... so surreal... als gäbe es nichts außer die Dunkelheit... der Einzige Schutz vor dem Schmerz war die Dunkelheit. Mir tat alles weh. Ich wollte nicht aufwachen... ich wollte nie wieder aufwachen. Mir war egal, was aus den anderen wurde... ich wollte einfach diesen Schmerz nicht mehr spüren... einfach loslassen... einfach frei sein...

,Warte... Nein. Du kannst jetzt nicht gehen. Sie brauchen dich. Und du brauchst sie.', rief ich mir wieder ins Gewissen und wachte auf.

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Elena:

Meine Augen brannten. Genau wie meine Mitte. Alles war rot und wund. Meine Hände waren an die Autotür gefesselt. Ich sah, wie mein Peiniger eine Autobahn entlang fuhr. Eines fiel mir sofort auf. Die Autobahn... war leer. Seit wann waren Autobahnen leer? Ich hatte sofort Schweißausbrüche und krümmte mich in die hinterletzte Ecke. Ich zischte kurz auf, als ich meine Beine zusammenpresste. Dann sah ich wie mein Peiniger in den Rückspiegel sah.

,,Na? Auch mal wach?", fragte er desinteressiert. ,,Frag doch nicht, wenn es dich nicht interessiert.", fauchte ich ihn an. Er blickte bloß anmaßend zu mir nach hinten. Ich hob so gut es ging meine Hand und zeigte ihm meinen durchaus attraktiven Mittelfinger. Er lachte bloß rau auf und fuhr weiter.

Ich wollte, dass er die gleichen Schmerzen empfand, wie ich. Ich wollte es so sehr. Oder ihn töten. Das war auch einer der Dinge, die seit neustem auf meiner Bucket List standen. Direkt über ,Jamal umbringen' und ,Gabe in die Arme schließen'. Wahrscheinlich würde jedoch beides nicht mehr möglich sein, wenn ich das tat, was ich vor hatte.

,,Soll ich dir sagen, was wir jetzt noch mit dir machen oder willst du dich überraschen lassen?", fragte er beiläufig. Ich verdrehte die Augen und sah ihn finster an. ,,Schon gut, Teufelchen. Lassen wir das. Anderes Thema: Wie hat es dir gefallen?", fragte er nun schmunzelnd und dreckig grinsend.

Das gab mir den Rest. Er fuhr über eine meterhohe Brücke. Ich streckte meine Beine aus, schlang sie um den Fahrersitz und somit um seinen Hals. ,,Du kleines Miststück, was fällt dir ein?", knurrte er und packte mit einer Hand meinen Fuß. Ich schlang meine Beine enger um seinen Hals und er begann zu Keuchen.

Dann nahm er beide Hände vom Steuer, um mich davon abzubringen, ihn umzubringen. ,,Das wirst du noch bereuen. Hörst du? Du wirst sterben!" Schweratmend versuchte er weiter sich zu wehren. Ich riss an den Handschellen, aber bekam sie nicht auf. ,,Wenn ich sterbe, stirbst du mit mir!", schrie ich und verspannte meine Beine so stark, dass es mir weh tat. Dann riss ich meine Beine so rum, dass mein Peiniger ohne es zu wissen in Richtung Abgrund zusteuerte. Sein Blick war an die Decke gerichtet, weswegen er nichts sah.

,,Netten Flug wünsche ich dir.", lachte ich, grinste aus der Scheibe neben mir und drückte mich gegen die Autotür.

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Zuvor bei Gabriel:

Mein Bein tat höllisch weh. Am liebsten hätte ich es abgetrennt. Ich sah um mich rum und versuchte zu erkennen, wo ich war. Ich lag in einem Kofferraum. Es war verdammt dunkel, da eine Ablageklappe über mir hing. Dennoch schienen ein paar Lichtstrahlen hindurch. Dies war mein Ansporn hier raus zu kommen.

Natürlich war ich gefesselt. Aber ich war ja nicht blöd. Ich hatte an meinem Rücken eine Tasche unter der Lederjacke bzw. in der Lederjacke. Ich fuhr mit meinen Händen unter diese und suchte nach dieser kleinen Tasche. Dann fand ich, was ich suchte... ein kleines Messer. Damit konnte ich perfekt die Seil-Fesseln durchschneiden. Dies war innerhalb von zwei Minuten erledigt. Dann steckte ich mein kleines Messer wieder in meine Tasche und hielt meine schmerzenden Handgelenke. Sie brannten bestialisch.

Dann erkundete ich kurz meinen begrenzten Raum. Ich analysierte, in welcher Richtung die Kofferraumtür war. Nach meiner Analyse schlug ich die Ablageklappe nach vorne zur Rückbank. Dort traf ich jedoch nur eine Person. Ich hatte mir, ehrlich gesagt, mehr erhofft.

Ich nahm nochmal seinen Kopf und machte ihn bekannt mit der Scheibe. Die Autoscheibe hatte nun ein neues Design. Es gefiel mir sogar besser, als diese normalen sauberen. Dann legte ich mich quer nach ganz vorne auf den Schoß des Fahrers und des Beifahrers. Beide sahen überrascht und entsetzt zu mir runter. Ich nahm den Kopf des Beifahrers in den Schwitzkasten und den Kopf des Fahrers zwischen die Beine. Beides presste ich mit voller Kraft zusammen. Der Kopf des Beifahrers beugte sich unter meinem Druck und hing nun in meinem festen Griff. Wäre ich nicht dazwischen, hätte er sich jetzt einen Blasen können.

Alles ging so unglaublich schnell. Als der Beifahrer bewusstlos wurde, zog ich mich mit einem Ruck hoch zu meinen Beinen. Nun hing ich bloß am Hals des Fahrers. Dieser schnappte schon nach Luft und keuchte schwer.

Seine Hilflosigkeit machte mich geil, doch das musste ich jetzt leider unterdrücken. Wenn er jetzt meine Beule spüren würde, wäre es für uns beide unangenehmer, als die Tatsache, dass er mir komplett ausgeliefert war. Ich übernahm das Steuer und bremste etwas ab. Dann ließ ich von ihm ab und setzte mich auf den bewusstlosen Beifahrer.

,,Komische Situation, was?", fragte ich bedauernd und sah ihm kurz beim Husten und Luft schnappen zu. Nebenbei lenkte und fuhr ich weiter.

,,Wie bist du da raus gekommen?", fragte der ehemalige Fahrer krächzend. ,,Smalltalk mag ich nicht so. Ich komm lieber zur Sache." Ich zwinkerte ihm zu und sprach weiter. ,,Ich kam raus und werde euch drei jetzt umbringen. Das ist das Wichtigste, was du wissen solltest. Und ich bin wie ein Zahnarzt... ,Es tut nur ganz ganz kurz weh.' Glaub mir... ich werde es genießen.", lachte ich und prügelte dann auf ihn ein. Zum Glück waren wir auf einer geraden Strecke auf einer Autobahn. Irgendwann wurde auch die blutende Sau endlich bewusstlos. Sein Kopf hing bloß teilnahmslos da. Es war ganz amüsant, musste ich zugeben.

Ich öffnete die Fahrertür und stieß ihn raus. Dann nahm ich seinen Platz ein, fuhr weiter und öffnete gleichzeitig die Beifahrertür. Kurz darauf war der Beifahrer nicht mehr anwesend. Jetzt fehlte nur noch mein kleiner Dekorierungshelfer. Zum Glück war die Waffe des (ehemaligen) Fahrers aus seiner Jackentasche gefallen. Diese nahm ich und schoss meinem Helfer zwei mal in den Kopf. Dann war leider schon das Magazin leer. Ich gab Gas und schoss zu dem anderen Mercedes rüber.

Wo Jamal war, wusste ich nicht. Das wollte ich auch in dem Moment nicht wissen. Jetzt zählte bloß, Elena zu retten und dann zu Ryan und scheinbar somit zu Jamal zu kommen, denn auf ein Motorrad werden sie Ryan wohl nicht gepackt haben. Vielleicht war er aber auch bei Elena. ,Das ist unwahrscheinlich. Zwei Opfer zusammen in einem Wagen... nein, das konnte nicht sein.', überlegte ich.

Dann kam ich bei dem anderen Mercedes an. Ich sah wie meine Elena ihre Beine um ihren Vergewaltiger geschlossen hatte. ,Wow. Das ist hot.', dachte ich noch bevor ich sah, wie sie den Wagen in Richtung Abgrund steuerte. War das ihr Ernst? Ich fuhr schnell neben den Wagen und nahm die gleiche Geschwindigkeit an. Sie sah für einen kurzen Moment zu mir rüber und lächelte erleichtert. Dann bewegten sich ihre Lippen.

Ich kramte im Handschuhfach rum und fand einen Haken an einer Metallkette. Wozu die Idioten sowas dabei hatten, wollte ich nicht wissen. Mit Fingern signalisierte ich Elena, die Scheibe runter zu lassen. Dies tat sie schnell, genau wie ich.

Ich fuhr näher an den Wagen ran und warf dann den Haken zu Elena ins Fenster. Sie sah kurz runter und nahm die Beine vom Hals des Fahrers. Dann zog sie an der Kette und hakte den Haken irgendwo ein.

,,GIB GAS!", schrie sie. Ich tat, was sie sagte.

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