Kapitel 35

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Elena:

Ryan's grüne Augen funkelten Grace wütend an. Auch Gabriel wurde rasend vor Wut. Und Grace? Sie stand bloß da und sah gelangweilt zwischen den beiden hin und her. Ich stand weiter hinten an der Wand und beobachtete die ganze Schose.

,,Du hast wirklich Nerven, dich gegen uns zu stellen.", mahnte Gabe. ,,Ouh ja. Vor allem gegen ihn.", warf ich schnell ein und schwieg dann wieder. Ryan kam näher zu Grace und griff an ihren Hals.

,,Elena!", schrie sie, bevor ihr Hals dann zu gedrückt wurde. ,,Ich helfe dir diesmal nicht. Du wurdest oft genug gewarnt. Ich weiß, dass du mich hassen wirst, aber auch du musst lernen. Ich habe auch spüren müssen.", meinte ich bedauernd. Sie funkelte mich sofort mit ihren dunkelgrünen Augen an. Sie erdolchten mich förmlich, aber es war mir egal.

Statt ihr Mitleid zu schenken, hob ich mein Shirt hoch und band meine Haare zurück. Man erkannte überall Schrammen und Verletzungen. Sie war schockiert und bekam zeitgleich Angst.

,,Lass es einfach über dich ergehen. Du wirst es überleben.", sagte ich kalt, blickte sie jedoch aus traurigen Augen an. Die Trauer erreichte bedauerlicherweise nicht meinen Mund.

,,Mach deine Haare auf. Du hast dir einen Zopf zu machen, wenn ich es sage. Ansonsten will ich deine Haare offen sehen.", ermahnte Gabe mich. Sofort öffnete ich meine Haare wieder und ließ mein Shirt runter.

,,So... kommen wir zu dir." Bei dieser Stimme zog sich mein Herz sofort zusammen. Sie erinnerte mich sofort an die Situation mit Adrian. Seine Angst fand sich in Grace's Augen wieder.

Irgendwas stimmte nicht. Mein Herzschlag verschnellerte sich und meine Beine zitterten. Ich hatte enorme Schweißausbrüche, bekam Panik und sah mich desorientiert um. Ich versuchte meine Blicke an etwas zu heften und mich zu konzentrieren... ohne Erfolg. Mir wurde schwindelig und ich ließ mich langsam an der Wand runter. Vor meinen Augen blitzten schwarze Punkte auf. Ich fühlte mich so eingeengt. Diese Enge erdrückte mich. Sie würde mich umbringen. Ich bekam keine Luft mehr. ,Fuck. Nein, bitte nicht. Scheiße.', schoss es durch meinen Kopf. Mir war so verdammt heiß. Diese Hitze schnürte mir die Luft ab. ,,Ich... Luft...", krächzte ich. Meine Lippen bebten. Mein Brust verkrampfte und ich sackte in mir zusammen. Ich hatte panische Angst. Aber warum?

Ich spürte eine Hand an meinem Bein und schrie lautlos auf. Kein Ton verließ meine Kehle. Ich sah nichts mehr. Alles war schwarz, aber ich wusste, dass ich meine Augen offen hatte. Mein Körper verkrampfte. Dumpfe Stimmen hallten in meinem Ohr. Kurz sah ich etwas grau aufflimmern, aber auch dies verschwand wieder.

,,Hilfe...", hauchte ich, bevor ich dann zusammensackte. Alles wurde schwarz. Alles wurde dunkel. ,Nicht schon wieder.', dachte ich noch bevor auch mein Kopf dicht machte.

Ich spürte nichts mehr.
Ich sah nichts mehr.
Ich hörte nichts mehr.

Nichts.

==========

Gabriel:

,,Fuck, Elena? Hey. Süße bleib bei mir. Bitte.", flehte ich sie an, aber sie schien mir so fern. So weit weg. Ihre Augen waren geöffnet, doch ich sah keine Farbe mehr in ihnen. Sie waren grau. Sie waren leer.

,,Elena, bitte.", versuchte ich es erneut und rüttelte an ihr. Dann sackte sie in sich zusammen und rührte sich nicht mehr.

Keine Bewegung.
Kein Herzschlag.
Kein Puls.

Wie tot. ,Wie tot. Nein. Nein nein nein.', dröhnte es in meinem Kopf. ,,ELENA!", schrie ich nun. Ich zerrte und rüttelte die ganze Zeit an ihr und versuchte sie in die Realität zurück zu holen. Erfolglos.

,,Das ist alles deine Schuld! Du hast sie mir genommen! DU HAST MIR ELENA GENOMMEN!", brüllte ich aus den Tiefsten meiner Seele, während mein Blick an Grace haftete. ,Sie hat mir Elena genommen. Nur sie. Sie allein.', ging es mir immer wieder durch den Kopf.

,,Du wirst leiden. LEIDEN FÜR DAS, WAS DU GETAN HAST!" ,,Gabe beruhige dich. Es ist niemandes Schuld. Nicht Grace's, nicht meine und auch nicht deine.", versuchte mich Ryan zu beruhigen.

Langsam erhob ich mich. ,,Dann willst du also sagen, ... dass es... Elena's Schuld ist?", fragte ich in einem bedrohlichen Ton. Er hob abwehrend die Hände und sah mich entsetzt an. ,,Nein. So war das nicht gemeint. Gabriel. Denk daran, wer vor dir steht. Ich bin's. Ryan. Dein Freund. Hörst du?" Seine Stimme zitterte vor Angst. Das brauchte ich jetzt.

,,Ich weiß ganz genau wer vor mir steht. Ein Verräter. Ein Lügner. Jemand, der seine Zunge nicht hüten kann. Jemand, der es nicht verdient hat, zu leben.", knurrte ich. Dann stürmte ich auf ihn zu. ,,GABE!", brüllte er noch. Dann schlug sein Körper auf dem Boden auf. Sein schmerzerfülltes Stöhnen dröhnte in meinem Kopf. Ich saß über ihm und schlug immer wieder zu. Grace's Schreie erfüllten den Raum und die Flure. Es war im Endeffekt so ähnlich wie mit Elena und Adrian in der Scheune. Der Gedanke daran gab mir den Kick, den ich brauchte. Meine Faust schmetterte immer wieder in sein Gesicht.

Er war nicht mein Freund. Er war mein Feind.

,,Gabe?", nahm ich eine zittrige Stimme wahr. ,,Was zum...?", kam es aus mir raus. ,,Elena." Ich stand sofort auf und stolperte zu ihr. ,,Blut?", fragte sie. ,,Ja... nicht wichtig. Wie geht's dir?" ,,Gabe... Blut? Von wem?" Ihre Stimme brach und sie schluchzte. ,,Von Ryan.", sagte ich kalt und gab ihr freie Sicht auf Ryan's Körper.

Wie von der Tarantel gestochen, sprang sie auf und rannte zu ihm. Bei ihm angekommen, warf sie sich auf den Boden.

,,Ryan... hey... wach auf... bitte...", wimmerte sie und schlug ihm sanft auf die Wange. ,,Hör auf.", brummte er dann. Er zeigte mit seinem Finger auf mich. Elena's Augen folgten seinem Finger und blieben ebenfalls an mir hängen.

Ich war enttäuscht. Enttäuscht und angewidert. ,,Wie kannst du nur? Wie? Ich habe dir geholfen und du rennst zu dem, wegen dem du zusammengebrochen bist.", meinte ich geschockt und blickte in ihre verheulten Augen. Wut staute sich in mir und ließ meinen Körper erhitzen.

,,Hast du sie noch alle? Ich bin doch nicht wegen Ryan zusammengebrochen.", erwiderte sie entsetzt. ,,Er hat dir die Schuld gegeben.", knurrte ich. ,,Dann hatte er recht. Meine Gedanken haben mich in eine Panikattacke getrieben. Hast du ihm deswegen die Fresse poliert?", fauchte sie. ,,Ja. Er hat es verdie..." ,,NEIN, HAT ER NICHT! SPINNST DU ODER WAS? WAS IST DEIN SCHEIß PROBLEM? ER IST DEIN FREUND VERDAMMT!", schrie sie mich nun an.

Ich wollte... ich wollte zu gerne, aber sie jetzt auch nieder zu prügeln wäre eher kontraproduktiv. Das wusste ich selbst. Anstatt meinen Trieben nachzugehen, ging ich wutentbrannt raus.

,,IHR KÖNNT MICH MAL!", brüllte ich noch über meine Schulter. ,,FICK DICH, GABE. HAST DU GEHÖRT? FICK. DICH.", kam es von Elena zurück.

Ich hatte die Schnauze voll. Gestrichen voll. ,Was denken die sich? Was denkt Elena sich, so mit mir zu reden?'

Wütend prügelte ich gegen die Gebäudewand. Mein Körper war so mit Adrenalin vollgepumpt, dass ich den Schmerz nicht spürte. Kurz nachdem ich angefangen hatte, zierten schon einige Risse und kleinere Löcher die Wand. Ich musste meine Wut an etwas auslassen. Mir war egal an was.

,,Hey.", hörte ich eine Stimme hinter mir.

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