Kapitel 50

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Gabriel:

(Kleiner Zeitsprung)

Als ich wach wurde, machte ich mich schnell fertig und frühstückte. Heute machte ich mir ein Gabriel-Special Brötchen. Heißt so viel, wie Brötchen belegt mit vier Scheiben Salami, einer Scheibe Käse, ein Salatblatt und ein wenig Remoulade. Ich nahm es durch den Zeitdruck einfach mit und stieg in meinen Wagen. Nach dieser Nacht war ich komplett durch den Wind. Ich wusste nicht, was mit mir los war und warum ich so überreagiert hatte. Genauso wenig verstand ich, warum Elena so durchgedreht war. Sie kannte doch diese Seite von mir schon. Oder war sie bloß so, weil ich ein Familienmitglied getötet hatte? ,Egal. Ich weiß, dass sie mich dennoch will. Ich werde es ihr beweisen... egal wie. Selbst wenn ich sie dazu zwingen muss.'

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Elena:

Nachdem ich völlig übermüdet in meiner leeren Wohnung aufwachte, machte ich mich so gut es ging fertig. Ich wusste, dass ich scheußlich aussah. Da ich mega Hunger hatte, machte ich mir schnell ein Elena-Special. Heißt so viel, wie Brötchen belegt mit vier Scheiben Salami, einer Scheibe Käse, ein Salatblatt und ein wenig Remoulade. Ich sah völlig verloren auf dieses Brötchen und dann auf die Uhr. Es war schon Ziet zu gehen, weswegen ich das Brötchen einfach mitnahm.

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Elena und Gabriel:

Ich raste wie von einer Biene gestochen über die Straße und parkte vor der Uni. Als ich ausstieg, biss ich in mein Brötchen. Am Eingang kam ich dann zum Stehen. Ich sah mich um. Nach dieser einen Person. Nach dieser Person, die mich liebte und hasste zugleich. Nach dieser Person, die mir so viel bedeutete, aber doch auch nichts. Nach dieser Person, für die ich sterben würde.

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Gabriel:

Dann sah ich sie endlich. Sie biss grade in ihr Brötchen. Als ich sah, mit was es belegt war, schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Als ihre Augen meine trafen, hielt sie inne. Ihre Augen weiteten sich und ihre Brust hob und senkte sich ungewöhnlich schnell. Mein Blick versteinerte wieder und ich sah sie abwertend an. Irgendwas in mir wehrte sich dagegen, nett zu ihr zu sein. Dafür hatte sie mich zu sehr enttäuscht. Ich hatte mehr von ihr erwartet. Mein Blick wanderte über ihren Körper. Ihre Haare waren zerzaust und auch ihre Klamotten passten kein bisschen zusammen. Sie trug einen schwarzen BH unter einem roséfarbenen Top mit einer weißen Stoffhose. Darunter konnte man gut einen schwarzen Tanga erkennen. Es sah traurig aus, wie sie sich gekleidet hatte. Sie ging einige Schritte zurück und verschwand dann blitzschnell im Gebäude.

,,Warte!", rief ich ihr noch hinterher und lief los. Ich folgte den roten Schuhen durch das halbe Gebäude, bis hin zur Toilette. Sie verschwand hinter der Mädchentoilettentür. Ich hämmerte dagegen. ,,Komm raus! Ich will mit dir reden!", rief ich gegen die Tür. ,,Du schlägst mich zusammen. Das tu ich mir nicht an. Wahrscheinlich ende ich dann wie dein Vater.", wimmerte sie. Ihre Stimme brach und ein lautes Schluchzen ertönte hinter der Tür. ,,Elena bitte. Komm raus... ich will wirklich nur reden.", meinte ich dann beruhigend. Scheinbar wirkte es, denn die Tür öffnete sich und Elena stand mit Tränen in den Augen und an den Wangen vor mir. Auf ihrer Hose sah man, dass schon einige Tränen den Weg nach unten gefunden hatten.

,,Komm her.", sagte ich und breitete meine Arme aus. Sie hingegen blieb bloß schweigend an Ort und Stelle stehen. Ich musste es akzeptieren. Jetzt auszurasten würde alles zerstören. ,,Na gut... dann nicht.", zuckte ich mit den Schultern. ,,Können wir vielleicht an einen Ort gehen, wo nicht in jeder Ritze Ohren hängen?", fragte ich vorsichtig und bekam als Antwort ein Nicken.

Mit ihr zusammen lief ich dann wieder in diesen einen Raum, wo wir schon zwei mal gefickt hatten. Bevor sie eintrat zögerte sie noch und sah sich um. Als sie sich scheinbar versichert hatte, dass uns keiner gefolgt war, trat sie ein.

,,Hör zu... ich bin verdammt schlecht in Entschuldigungen. Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich nicht so sehr verstören wollte. Ich dachte bloß, dass du mich mittlerweile kennst und weißt, wie ich ticke. Tut schon weh, dass so gar kein Verständnis von dir kam. Hab ich ehrlich gesagt anders erwartet.", erklärte ich mich. Sie sah mich bloß misstrauisch an und vermied Augenkontakt. Dies misslang ihr aber auf voller Strecke. Als ihr Blick fest auf meinem lag, zog sie scharf Luft ein.

,,Versucht du mir grade die Schuld an der Scheiße, die du abgezogen hast, zu geben? Du hast deinen Vater um die Ecke gebracht. Statt dass du ihn tötest, hättest du die Polizei informieren können. Es ist ja wohl wirklich nicht zu viel verlangt, dass du keinen Menschen tötest. Bist du wirklich so süchtig danach, Menschen leiden zu sehen? Ach nein... tut mir Leid... ich meinte natürlich Männer. Frauen tust du ja nicht weh. Du fickst sie ja nur. Deine feste Partnerin ist dann aber wohl auf dem Level eines Mannes, hab ich recht? ... Pff, was frag ich dich das? Du würdest sowieso nur lügen. Weißt du... du bist wie dein Vater. Verletzt die, die dir nah stehen und bringst Menschen ohne Gnade um. Und du lügst. Du bist ein verdammter Lügner. Ein Mörder. Ein Sadist." ,,HÖR AUF! ICH BIN NICHTS VON ALLEDEM." ,,Red dir das nur ein. Na los. Sag es nochmal. Es klang so schön. Lügen klingen immer schöner, als die Wahrheit, weißt du? Deswegen tun es so viele. Auch du. Weil du genau weißt, wie schön sie in den Ohren anderer...", meine Faust unterbrach sie. Ihr Gesicht flog gegen den Schrank und ihr Körper sackte zu Boden.

,,Siehst du?", keuchte sie. ,,Du bist kein bisschen besser. Du bist das Ebenbild deines Vaters und du wirst es immer bleiben." Nun folgte mein Fuß. Ich trat immer wieder auf sie ein. Sie stöhnte schmerzerfüllt und hatte ihre Hände schützend vor ihren, wahrscheinlich schon blauen Magen gehalten. Ich trat so lange auf sie ein, bis sie reglos am Boden lag. Ihr schmerzerfülltes Stöhnen verstummte und auch das Zittern hörte auf.

Mein Bewusstsein kehrte zurück und ich sah zu Elena hinab. Ihr regloser Körper ließ sich in mir alles zusammenziehen. Voller Schmerz sackte ich ebenfalls zu Boden. Mir rannen heiße brennende Tränen die Wangen hinunter und ich vernahm gedämpft mein Schluchzen. Mein Körper war verkrampft und mein Magen schmerzte.

Alles brannte. Meine Haut. Mein Blut. Einfach alles. Es tat so weh. So verdammt weh.

Ich hatte ihr das angetan, was mein Vater meiner Mutter jeden Tag angetan hatte. Elena hatte recht... ich war das Ebenbild meines Vaters. In mir wuchs ein furchtbarer Hass. Dieser Hass richtete sich gegen mich selbst. Nun lag es erneut an mir, jemanden zu stoppen... und zwar mich selbst.

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