Kapitel 19

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Elena:

,Warum unterstellt er mir, die Bombe platziert zu haben? Was denkt er sich dabei?', fragte ich mich, während ich immer mal wieder meinen Blick zu Gabriel schweifen ließ. Was fiel ihm ein?

Generell verhielt er sich komisch. Wenn Ryan mit mir sprach, war Gabe immer so wütend... beinahe eifersüchtig. Aber das konnte nicht sein. Er konnte keine Liebe empfinden. Vor allem nicht für mich.

,,Ryan?" ,,Was denn, Schätzchen?" ,,Was heißt eigentlich ,Carino' und ,Latino'?", fragte ich. Er lachte kurz und sah dann einen Moment zu mir rüber. ,,Carino heißt ,Süßer' oder ,Schatz'. Ich bevorzuge ,Süßer'.", grinste er in den Rückspiegel. Gabe sah kurz auf, verdrehte die Augen und sah wieder runter. Er dachte an etwas. Ich wollte nur zu gern wissen, was. ,,Und ,Latino'?", fragte ich erneut. ,,Latino bezeichnet eine lateinamerikanische Person. Er kann Latein. Deswegen nenne ich ihn manchmal so. Außerdem hört sich dieser Kosename cool an. Wenn er wütend oder süß ist, sage ich Carino. Wenn er normal ist, sage ich Latino. Vielleicht wirst du ja mal eine Latina. Lern doch Latein.", meinte er. ,,Nene... ich überlebe schon knapp ohne Latein. Englisch und Französisch reicht.", antwortete ich lachend. ,,Hey Gabe. Sag mal was auf Latein.", bat Ryan Gabriel.

Dieser sah mich an und sagte dann: ,,Tu es optimus res quae semper mihi accidit" (,,Du bist das Beste, was mir je passiert ist.") Er sah sofort wieder runter und guckte bedrückt und einsam. ,,Gabe. Spinnst du? Warum sagst du das? Stimmt das?", fragte Ryan entsetzt. Gabe schwieg.

Was hatte er gesagt?

,,Ryan... fahr schneller.", befahl Gabe auf einmal ernst. Ich sah zu ihm nach hinten. ,Was ist denn jetzt los?' Gabe sah sich die ganze Zeit um und sah auf einmal ganz panisch aus. ,,Warum sollte ich..." ,,LOS VERDAMMT! FAHR!", schrie Gabe Ryan an. Ryan trat auf das Gaspedal und drückte einen Knopf, der den Turbo zündete. Er fuhr auf der Landstraße mit 190 km/h und trotzdem beschleunigte er weiter.

,,Was ist denn los?", fragten Ryan und ich gleichzeitig. ,,Wenn ihr weiter so dumme Fragen stellt, ist der Tod los.", meckerte Gabe und kniff Ryan ins Bein, damit er mehr in die Pedale trat. ,,Fuck Gabe, bist du bescheuert?", zischte er vor Schmerz. Gabe schwieg wieder. Er sah sich bloß panisch um. Dann sah ich, was er sah.

Zwei Motorräder von links und eines von rechts. Von hinten kamen zwei schwarze Mercedes g Klasse an. Die Motorräder kamen aus dem Dickicht gestürmt und fuhren sofort vor uns.

,,Wer sind die Typen?", fragte Ryan entsetzt. Ich saß bloß da und starrte schockiert vom Rückspiegel zu den Motorrädern und wieder zurück. Mein Körper zitterte und ich hatte tierische Angst, dass sie uns töten würden. ,,Das ist Jamal. Er ist mein Cousin. Jetzt fahr endlich!", sagte er. ,,Das ist dein Cousin? Das sind glaube ich mehr als ein Cousin.", erwiderte Ryan. ,,Halt die Klappe. Er ist einer der größten Menschen- und Drogenhändler, die es gibt. Wenn er an Elena... an uns ran kommt, wird er euren Verstand und Lebenswillen brechen und mich umbringen. Ich hatte heute andere Pläne, als zu sterben. Noch dazu durch meinen gnadenlosen Cousin. Ich frage mich, wer ihn zu uns gelockt hat.", meckerte Gabe mit einem Blick zu Ryan an. ,,Hey hey hey. Ich war es nicht, klar? Schon mal drüber nachgedacht, dass er die Bombe an deinem Auto installiert hat und dann durch einen Komplizen herausbekommen hat, dass du noch lebst?", sagte Ryan dann mit einem kritischen Blick zu Gabe.

Gabe überlegte dann kurz und sah mich an. ,,Es tut mir Leid, meine Schöne. War nicht so gemeint, also... doch schon, aber es war ein Fehler, das anzunehmen.", sagte er dann mit einem traurigen Blick. ,,Alles gut man. Ist doch jetzt grade auch mehr als scheißegal, oder? Junge, wir sterben vielleicht gleich. Wen juckt deine Entschuldigung?", fragte ich dann entsetzt. ,,Wie bist du denn drauf? So hab ich dich noch nie erlebt.", meinte Ryan und sah kurz zu mir rüber. Auch Gabe schaute mich kurz verwirrt an. ,,Ja sorry. So bin ich, wenn ich keinen Bock zu sterben habe.", meckerte ich.

Die Motorradfahrer schauten nach hinten und zogen ihre Waffen. ,,Das ist gar nicht gut.", sagte Ryan mit einem panischen Blick zum Lauf der Waffe. ,,Sind deine Scheiben kugelsicher?", fragte Gabe mit einem überlegenden Blick. ,,Nein. Woher soll ich denn wissen, dass dein bescheuerter Cousin uns umbringen will?", jammerte Ryan.

,,Ok Planänderung. Halt an.", befahl Gabriel und schnallte sich ab. ,,Das ist n' Witz, oder?" ,,Seh ich so aus, als würde ich lachen? Halt an jetzt." Dann erst sahen Ryan und ich, dass Gabe eine Waffe aus seiner Lederjacke holte. ,,Du hast sie nicht mehr alle.", sagte Ryan voller Panik und fuhr weiter. ,,Entweder du hältst jetzt an oder ich knips dir die Lichter aus und halte selbst an.", knurrte Gabe wütend. ,,Schon gut, Alter. Ich halt ja an.", meinte Ryan betroffen und hielt langsam an. Die Motorräder blieben ebenfalls stehen. Die beiden Mercedes hielten links und rechts neben uns. Erst jetzt sah man, dass ein schwarzer Mercedes a Klasse hinter ihnen gefahren war.

Er hielt hinter uns und ein gut gebauter muskulöser Mann stieg aus. Er sah Gabe sehr ähnlich, aber seine Ausstrahlung machte mir mehr Angst, als die von Gabe. Alles was ich wollte, war weg von hier zu kommen. Der Typ hatte einen Revolver in der rechten Hand. Er grinste. Diese ganze Kulisse sah aus, wie eine Mafiaangelegenheit. Jetzt fehlte nur noch, dass lauter Nutten schreiend vor Panik hier rumrannten und dann von den Mafiaanhängern geschnappt und verkauft werden.

Gabe sah nicht verängstigt aus. Er sah eher so aus, als würde er bereits mit seinem Leben abschließen. Dann schweifte sein Blick zu mir nach hinten. ,,Ich bin ziemlich schlecht in Verabschiedungen, weißt du? Aber die Zeit mit dir war echt schön. Ich hätte nie gedacht, dass ich mehr für einen Menschen empfinden kann, wie Verlangen. Du bist perfekt. Dein Körper ist so wunderschön. Dein Charakter so vielfältig. Ich hätte gerne mehr Zeit mit dir verbracht. Leider meint mein Cousin, Gott zu spielen. Er war nie anders. Damals hatte er schon immer..." ,,Gabe halt die Klappe. Ich fahr gleich wieder los, wenn du so weiter schwafelst. Ist ja schrecklich. Wenn wir sterben: Schön euch kennengelernt zu haben. Wenn wir leben: Fickt euch!", meckerte Ryan. Ich musste leicht lachen... dann stieg Gabe mit der Waffe aus.

Ich wollte hinterher und ihn aufhalten. Ich wollte nicht, dass etwas passierte. Ich wollte nicht, dass er starb. Er wurde mir in so kurzer Zeit so unendlich wichtig. Ich wollte ihn nicht verlieren. Alles was ich jetzt gerade wollte, war einfach nur mit Gabe bei mir zu Hause zu sitzen und zu kuscheln. Einen Film schauen und seine Brust zu streicheln.

Jetzt jedoch standen wir kurz davor zu sterben. Die Tür knallte zu und ich merkte, wie sich sofort eine tiefe Leere in mir ausbreitete.

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