Kapitel 52

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Gabriel:

Langsam ging sie vor mir her und lief in ihr Zimmer. Es war kühl und dunkel. Ihr Blick wanderte umher und ihr Atem ging ruhig. Ihr Anblick war traurig und erhaben zugleich. Sie war eine starke Person. Sie wusste schon immer, wie sie sich zu verhalten hatte. Dass sie jetzt so schwach war, kam mir recht. Ich hatte Glück.

,,Wirst du noch ein wenig bei mir bleiben?", fragte sie mich immer noch geistesabwesend. Ich nickte und setzte mich neben sie. Ihre Augen wanderten über meinen Körper und blieben an meinen Füßen stehen.

,,Hab ich wirklich die zwei getötet?", fragte sie mich dann und sah betrübt auf den kalten Beton. ,,Ja. Aber ich kann dir eine Sache sagen... es war wunderschön.", sagte ich und beobachtete ihre Reaktion. Voller Hoffnung sah sie auf und blickte mich neugierig an.

,,Wie meinst du das?" ,,Naja... deine fließenden Bewegungen waren so präzise... als hättest du das schon Jahre lang gemacht.", erklärte ich und wartete auf eine Antwort. Es kam jedoch bloß ein ,,Ok" zurück. Enttäuscht lehnte ich mich zurück und ließ meinen Kopf an die kahle Wand knallen. Ein leichter Schmerz zog sich durch meinen Kopf und verschwand dann auch schnell wieder. Stattdessen kam nun Elena über mich und küsste mich innig. ,,Meine Mörderbraut.", knurrte ich und zog sie näher an mich. Ihr Lippen bewegten sich schneller und sie rieb sich an mir. Kurz löste ich mich von ihr, um in ihre Augen zu sehen. Darin sah ich Müdigkeit.

,,Bist du nicht müde?", fragte ich sie leicht lächelnd. Sie nickte, grinste aber dann doch und drückte sich an mich. ,,Hör auf. Du hast eine starke Gehirnerschütterung. Das muss erst mal..." ,,Woher?", unterbrach sie mich verwirrt und hielt sich eine Hand an ihren Kopf. Bei einer leichten Berührung mit der Wunde zischte sie kurz auf. Ich hingegen verprügelte mich innerlich selbst für diese blöde Bemerkung. ,,Du bist bei deinem Nervenzusammenbruch umgekippt und auf dem Boden geknallt. Sonst hätte ich dir ja nicht aufhelfen müssen.", meinte ich dann schnell und winkte mit der Hand ab. Sie verstand und legte sich dann vorsichtig hin.

,,Hast du was gegen die Wunde?", fragte sie mich dann und ließ mich kurz überlegen. ,,Ja, ich denke schon. Warte.", meinte ich und verschwand nach oben. Im Wohnzimmer fand ich dann eine dunkle Schachtel. Erst vermutete ich, dass da meine verschollenen fertig gedrehten Joints waren, jedoch stellte sich tatsächlich heraus, dass da das Verbandszeug drin war.

Schnell nahm ich es mit und rannte wieder nach unten zu meiner Schönen. Sie war schon dabei einzuschlafen, als ich bei ihr ankam. Als ich die Tür etwas lauter zuschlug, schreckte sie auf. ,,Oh sorry.", entschuldigte ich mich gespielt und kam zu ihr. ,,Komm her!", befahl ich ihr und sie gehorchte. ,So muss das sein.', ging es mir durch den Kopf.

Als ich anfing, ihre Wunde zu desinfizieren, wimmerte und zischte sie immer wieder auf. Ich wischte das Blut und den Dreck, so gut es ging, weg und verband dann ihren Kopf. ,,Und jetzt schlaf.", raunte ich in ihr Ohr und drückte sie sanft in die weiche Matratze. Elena gab nach und legte sich dann hin. Kurz darauf fielen ihre Augen zu.

Leise stand ich auf und verließ den Keller. Ich schlenderte langsam die Treppen hoch und drückte dann die Türklinke runter. Ich lief ins Wohnzimmer und überlegte, was ich jetzt machen könnte.

,Da gab es doch noch diesen Auftrag... mit Mr. Jien.' Schon allein bei seinem Namen musste ich schon fast kotzen. Ich hasste ihn und arbeitete dementsprechend auch eher ungern mit ihm. Er machte nie etwas für sein Geld und auch seine Methoden ließen ziemlich zu wünschen übrig.

Ich zog mein Handy aus der Tasche und suchte nach seiner Nummer. Als ich sie dann endlich fand, wählte ich und wartete bis er annahm.

,,Jien.", meldete sich seine düstere Stimme. Das war jedoch das Einzigste, was an ihm furchteinflößend war. Ansonsten war er so ein ziemlicher Lappen.

,,Jetzt. Lentern Bright Café.", meinte ich knapp und legte auf. Er sollte spüren, dass ich ihn nicht mochte und dass er eher unerwünscht war. Ich nahm meinen Schlüssel von der Kommode neben der Haustür und verschwand.

In meinem Auto angekommen, startete ich und fuhr los. Als ich Gas gab, quitschten die Reifen stark. Es war ein geiles Gefühl, aber bei dem Gedanken daran, dass sich die Reifen davon stark abnutzten, erlosch meine Freude wieder. Bei mir musste immer nur eine Sache scheiße sein und meine ganze Laune war im Arsch.

Vor dem Café parkte ich mit einem souveränen Drift direkt neben Jien ein. ,Ja, ich wollte angeben. Ist halt so.', dachte ich und klopfte mir selbst auf die Schulter, da ich es wirklich gut gemacht hatte. Mr. Jien sah mich bloß entsetzt an und hob genervt die Hände. Er fuchtelte mit ihnen herum und stieg dann wutentbrannt aus. Ich hingegen machte bloß das Fenster runter.

,,Spinnst du oder was?! Was ist in dich gefahren?! Unauffällig! Checkst du das nicht?!", regte er sich lauthals auf trat so stark in einen Kieselhaufen, dass einige Steine den Weg in mein Auto fanden. Ich sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an und machte die Scheibe wieder hoch. Ich setzte meine Sonnenbrille auf und stieg aus dem Wagen.

,,Die machst du raus.", brummte ich und lief an ihm vorbei. Beim Vorbeigehen zog ich ihm seinen Geldbeutel aus der Jackentasche, nahm das Geld raus und steckte sie ihm im gleichen Atemzug wieder in seine Tasche.

,,Kaffee?", fragte ich und zeigte in die Richtung des Cafés. ,,Ja warum nicht? Wenn es schnell geht.", meinte er und lief schon mal zum Eingang. ,,Du bezahlst.", ergänzte ich noch und grinste ihn dreckig an. Er hingegen sagte bloß, dass er sich das schon gedacht hatte.

Nachdem wir uns den Kaffee haben machen lassen, holte Damian seinen Geldbeutel raus. Als er reinsah, entwich ihm jede Farbe aus dem Gesicht. ,,Fuck.", hauchte er. ,,Was ist los?", fragte ich gespielt verwirrt. ,,Mein Geld... es ist weg.", flüsterte er und sah mich bleich an. Ich musste mir das Grinsen so sehr verkneifen. Innerlich hatte ich grade einen Lachanfall.

,,Scheiße... und was jetzt?" ,,Keine Ahnung. Das war mein letztes Geld.", klagte er und sah wieder in seinen leeren Geldbeutel. Sein Blick war verzweifelt. Er sah gar nicht gut aus. Sowieso nicht, aber jetzt war es noch schlimmer, wenn das überhaupt möglich war.

,,Warte... hier. Ich hab noch was.", meinte ich dann zuversichtlich und hielt ihm sein Geld hin. ,,Verfluchter Wichser.", knurrte er und riss mir das Geld aus der Hand. Natürlich behielt ich ein bisschen was, damit sich der kleine Diebstahl wenigstens ein wenig gelohnt hatte.

Nachdem er unsere Kaffees bezahlt hatte, gingen wir wieder zum Auto und tranken unseren Kaffee. Wir schwiegen und überlegten für uns, was wir machen wollten. Heißt so viel wie, ich überlege, wie ich meine Methode ausbessern konnte und er trinkt seinen Kaffee und überlegt, ob er sich heute einen runterholen soll oder seine Sklavin.

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