Kapitel 30

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Gabriel:

Wie auf Knopfdruck kam sie auf mich zu. ,Braves Mädchen.', schoss es mir durch den Kopf. Ihre tolle Grace sah ihr bloß entsetzt hinterher. Ihr Gesicht war zum totlachen, aber ich durfte jetzt nicht lachen. Das hätte alles versaut. Elena hätte mich nicht mehr ernst genommen und das war das Schlimmste, was passieren konnte.

,,Was ist los?", fragte sie mich verunsichert. Sie sah süß aus, wenn sie mich so ansah. ,Ach... machen wir uns nichts vor... sie ist in jeder Situation süß.', schmunzelte ich vor mich hin. ,,Du bist wunderschön.", sagte ich dann und ohrfeigte mich innerlich selbst dafür, weil ich eigentlich etwas anderes sagen wollte. ,,Ähm... danke.", lächelte sie verlegen. ,Das ist jetzt unangenehm.', dachte ich.

,,Kommen wir zu dem, was ich eigentlich sagen wollte... mitkommen!", meinte ich, packte sie am Handgelenk und schleifte sie hinter mir her zu einem etwas abgeschotteteren Ort. ,,Aua... Gabe, du tust mir weh.", jammerte sie. Dann knallte ich sie mit Schwung zwischen zwei Spinde. Sie keuchte kurz erschrocken auf. Ich stützte mich mit meinen Händen links und rechts von ihrem Kopf ab.

,,Was wird das jetzt?", fragte sie verwirrt. ,,Du erzählst niemandem davon. Nicht von Adrian und nicht von Jamal. Du wirst nicht mal sagen, dass ich dich überhaupt in meinem Auto mitgenommen habe, ist das klar?" Meine Stimme bebte, meine Blicke durchbohrten ihre wunderschönen blau-grünen Augen. ,,Schon klar. Ich erzähl keinem davon. Auch nicht Grace.", meinte sie. ,,Da... wäre noch was. Ich hab heute Nacht etwas komisches erle..." ,,Was ist passiert?", schnitt ich ihr aus Versehen das Wort ab. ,,Sorry... was ist denn passiert?", fragte ich nun einfühlsamer. Sie sollte ja keine Angst vor mir haben.

,,Heute Nacht bin ich von irgendwas wach geworden. Ich hab mir nichts dabei gedacht, bin aufgestanden und hab noch was erledigt. Was genau es war, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall... ich stand vor dem Spiegel und habe mich angeguckt. Achso... mein Handy war weg... also... w.e.g. Ich fand es nirgends. Im Spiegel war hinter mir irgendeine Gestalt. Tier, Mensch, keine Ahnung. Ich bin sofort in die Küche gerannt, hab ein Messer genommen und nach diesem ,Etwas' gesucht. Es war weg. Ich bin dann im Wohnzimmer gewesen und da lag mein Handy... auf dem beschissenen Wohnzimmertisch. Da war eine Nachricht. Schau dir das mal an..." Sie zog ihr Handy aus der Tasche und entsperrte es. Dann hielt sie mir ihr Handy unter die Nase.

,Ich werde dich schon noch bekommen. Du kannst nicht die ganze Zeit beschützt werden. Du. Wirst. Mir. Gehören.', las ich. ,,Wer ist das?" ,,Woher soll ich das wissen. Ich weiß auch nicht mehr als du, Gabe.", wimmerte sie. ,,Dieser Jemand macht mir Angst. Ich will nicht nach Hause." ,,Wirst du aber müssen. Wenigstens um ein paar Sachen zu packen. Du schläfst bei mir. Ich bestehe darauf. Schau mich nicht so erstaunt an.", knurrte ich.

,,Bist du wütend auf mich?", fragte sie kleinlaut. ,,Nein. Ich bin wütend auf diesen Bastard. Wenn ich den in die Finger bekomme..." ,,Bitte. Red nicht weiter. Ich hab es verstanden.", flehte sie und senkte ihren Kopf. Ihr Blick war voller Angst... Angst vor ihren Erinnerungen. Ich löste meine Hände von der Wand und nahm sie in den Arm. ,,Tut mir Leid. Ich wollte nicht, dass..." ,,Alles gut.", meinte sie schnell und sah mir kurz in die Augen. Dann sah sie sofort wieder weg.

,,Bist du nervös?", fragte ich und versuchte ihren Blick auf meine Augen zu fixieren. ,,Darf ich ehrlich sein?" ,,Du musst." ,,Okay. Ich... ich bin eingeschüchtert von dir. Ich habe Angst, dass ich etwas falsch mache und du mich dann wieder schlägst.", stotterte sie. ,,Elena. Ich verstehe was du meinst... ich will dich auch eigentlich nicht schlagen. Das würde ich nie wollen. Ich versuche mich zu bessern. Ich verspreche es dir.", sagte ich bedrückt. ,,Wenn wir schon beim Thema Gefühle sind...", fing ich an. ,Das war ja die beste Überleitung, Gabriel Seth.', dachte ich. ,,Ich... ach fuck. Ich bin schlecht in sowas. Ich... denke, dass du... und ich... ähm... ach komm, scheiß drauf. Ich liebe dich. Ich will dich. Fuck Elena, ich brauche dich. Ich brauche deine Liebe. Ich brauche deine Aufmerksamkeit. Ich brauche alles von dir.", gestand ich ihr endlich und sah sie eindringlich an. Sie sah mich an. Sie fixierte meine Augen. ,,Du... machst mich zu einem besseren Menschen. Das hast du wahrscheinlich noch nicht wirklich gemerkt... ganz im Gegenteil, aber es ist wahr. Bei dir bin ich besser. Bei dir fühle ich mich besser.", fügte ich noch hektisch hinzu.

,,Was hast du gesagt?", hauchte Elena. Es hatte ihr tatsächlich die Sprache verschlagen. Wir standen nur so da und sahen uns in die Augen. ,Das war eine rhetorische Frage, oder?', fragte ich mich. ,,Du machst Witze... das meinst du nicht Ernst. Sag mir, dass das ein Spaß ist." ,,Ist es nicht.", murmelte ich. Mein Blick fand ihre Lippen, welche sich bewegten, aber es kam nichts raus. Sie zitterten. Ihre Lippen zitterten. Ihre Beine, ihre Hände... einfach alles zitterte. ,,Süße?", kam es aus mir raus.

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Elena:

Ich war geschockt. ,Was war das denn jetzt? Meint er das Ernst? Kann er Liebe empfinden? Was hat er vor?', schoss es durch meinen Schädel. Mir war plötzlich so heiß. Mein Kopf glühte und mein Körper zitterte. Ich hatte Angst davor, dass er mich anlog... mich verarschte.

Sein Blick war so verunsichert. Er war so nervös und seine Stimme hatte so viel Leidenschaft, klang aber dennoch so verängstigt. Er musste es ernst meinen. Anders konnte ich mir seine beschämte Haltung nicht erklären. Er hatte tatsächlich Angst zurückgewiesen zu werden.

Ich wusste nicht, wie ich ihm klar machen konnte, dass ich genauso fühlte. War es krank, dass ich ihm gegenüber so fühlte? Sollte ich ihn hassen, für das was er getan hatte? War er ein böser Mensch?

Diese Fragen waren so leicht zu beantworten und doch hatte ich keine geeignete Antwort darauf. Ich konnte ja nicht mal auf seine Worte antworten. ,Was hat er eigentlich alles gesagt?' Gott, ich hatte es wirklich vergessen. Jetzt war nicht nur er beschämt.

Wenn man uns so sah, musste man denken, wir wären solche schüchternen Teenager, die nichts in ihrem Leben allein entscheiden konnten.

Es war aber keiner hier. Nur wir zwei. Allein. Es war eigentlich die perfekte Gelegenheit ihm all das zu gestehen, was ich ihm gegenüber fühlte. Aber... wie? Ich fand nicht die richtigen Worte. Alles hörte sich so wirr und unverständlich an.

Man merkte, wie Gabriel langsam immer panischer wurde. Sein Atem kam nur stoßweise heraus. Sein Blick sah so verzweifelt aus. Er hatte wirklich Angst. ,Nicht nur er.', dachte ich. ,Rede einfach. Sag ihm, was du fühlst. Was du denkst. Er braucht eine Antwort. Er hat eine verdient.'

,Ja. Ja, ich sage einfach, was ich fühle. Er muss es wissen. Er liebt mich doch auch. Reden. Wörter sagen.', schlug ich mir im Kopf zusammen.

Nun war ich entschlossen. Meine Schweißausbrüche waren nun verschwunden. Ich hatte keine Angst mehr.

Ich richtete meinen Blick auf seine Augen. Diese sahen traurig aus. Nicht so wie meine. Meine leuchteten entschlossen auf. Ich nahm endlich all meinen Mut zusammen.

,,Gabriel, ich..."

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