Kapitel 47

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Gabriel:

Nachdem ich unseren Direktor dem kleinen Dealer vorgestellt und sie zusammen in ein Bett gelegt hatte, fuhr ich wieder nach Hause.

Dort angekommen, kam mir eine kleine zierliche Person entgegengehüpft. Sie strahlte bis über beide Backen und quickte vor sich hin. Mit schmunzelnder Verwirrung breitete ich verunsichert meine Arme aus und nahm sie in den Arm. ,Was ist denn mit ihr los?'

,,Alles gut bei dir?", fragte ich dann. ,,Hab dich bloß vermisst.", blinzelte sie schnell und sah mir in die Augen. ,,Ich war bloß fünf Minuten weg.", zeigte ich verwirrt in die Richtung der Haupstraße. Ihr schien es jedoch egal zu sein. Sie küsste mich bloß und tänzelte wieder ins Haus. Kopfschüttelnd lief ich ihr hinterher.

Ich ging auf direktem Weg ins Wohnzimmer, wo ich vor meiner Vitrine zum Stehen kam. Meine Hand legte sich an den Knauf, während ich kurz überlegte. ,Wo hatte ich das hin gemacht?', ging es mir immer wieder durch den Kopf. Dann fiel es mir ein. Sofort trat ich von der Vitrine weg und ging zur weißen Kommode. Darin war das was ich gesucht hatte.

Mein geliebtes Abend-Cannabis.

Ich nahm es herraus und holte mir gleich noch mein Zigarettenpapier. Tabak fand ich dann in der Küche in einer der Schubladen.

Das Cannabis mischte ich mit dem Tabak und rollte es im Zigarettenpapier ein. Dann zündete ich meinen heißgeliebten Joint an. Jeden Abend das gleiche Spiel. Es gehörte einfach zu meiner Abendroutine.

Das erste Mal kam ich damit auf einer Party in Berührung. Ein guter Kumpel von mir hatte ein wenig Cannabis dabei. Von ihm bekam ich heute noch das, was ich brauchte. Was das anging war er immer zuverlässig und korrekt. Selbst vor den Bullen hielt er dicht. Den Tabak bekam ich easy aus dem Laden. So wie jeder Vollidiot auf dieser verkorksten Welt.

Elena kam ins Zimmer. ,,Wo warst...", fing ich an, wurde jedoch sofort unterbrochen. ,,BIST DU DES WAHNSINNS?! MACH DIE SCHEIßE AUS! SOFORT!", schrie sie hysterisch und sah mich völlig entgeistert an. ,,Komm mal runter, Babe. Ich mach das jeden Abend. Willst du auch einen?", fragte ich sie gechillt und bekam sofort einen vorwurfsvollen Blick zugeworfen. ,,Garantiert nicht.", zischte sie schnell und verließ wutentbrannt den Raum. Irgendwas machte mich an ihrem Verhalten aggressiv. ,Es ist bloß ein Joint.', dachte ich und wurde durch diese Tatsache noch wütender.

,,DU KOMMST SOFORT WIEDER HER!", brüllte ich ihr hinterher. Sie hörte nicht. Natürlich nicht. Sie war einer dieser typischen Sturköpfe, aber da hatte sie die Rechnung ohne mich gemacht. Ich rannte ihr nach und fand sie schließlich im Schlafzimmer. Ein Wunder, dass sie es fand. Sofort bekam ich ein Kissen an den Kopf geworfen. Zum Glück ohne Joint in der Fresse.

,,Hau ab und stink deine Küche zu mit der Scheiße.", fauchte sie und verkroch sich ins Bett. ,,Pass mal gut auf. Mein Haus, meine Regeln. Ich kann tun und lassen, was ich will. Du hingegen bist bloß ein Gast. Wenn du willst, kannst du gerne auf der Straße pennen, aber dort wirst du mehr Menschen sehen und riechen, die härteres Zeug zu sich nehmen, als ich. Akzeptiere meine Abendroutine oder geh.", knurrte ich. Entsetzt sah Elena mich an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch sie unterdrückte sie. Ich hingegen blieb kalt. Ich ließ mir keinerlei Gefühle oder Emotionen anmerken.

,,Tut mir Leid.", flüsterte sie und stand auf. Ihr Weg führte an mir vorbei in den Gang und dann ins Bad. Sie schloss die Tür ab und ich hörte den Wasserhahn. Die Stimmung war erdrückend. Irgendwas war da noch. Ich hatte noch nicht alles rausgelassen. Vor dem Bad hielt ich inne und klopfte laut an.

,,Hey Schlampe! Komm raus! LOS!", brüllte ich. Dann hörte ich, wie sich der Schlüssel im Schloss umdrehte. Die Tür sprang auf und eine völlig verheulte Elena stand vor mir. ,,Was willst du?", schniefte sie. Ihr Kopf war gesenkt. Ihr Blick auf den Boden gerichtet. ,,Was ich will? Ich will, dass du mich akzeptierst und zwar mit all meinen Fehlern und Taten. Du kannst mich nicht lieben, wenn du die Hälfte an mir hasst.", raunte ich ihr zu und ihr Gesicht hob sich leicht. ,,Gabe... ich liebe dich. Ich akzeptiere dich auch, aber warum unbedingt ein Joint?" Ihre Stimme zitterte und ihr Atem ging unregelmäßig. ,,Weil es so ist.", gab ich kalt zurück.

Ich zog erneut an meinen Joint und ließ mich neben Elena auf dem Badewannenrand nieder. Sie sah mich leicht angewidert und eingeschüchtert zugleich an. ,,Hast du Angst?", fragte ich. ,,Angst vor was?", runzelte sie die Stirn. ,,Tu nicht so. Du hast Schiss vor mir. Dein Blick sagt mehr, als Tausend Worte. Die Frage ist nur... wovor hast du genau Angst?" ,,Ich weiß es nicht.", murmelte sie. ,,Natürlich nicht.", verdrehte ich die Augen und stand auf.

,,Dann denkst du jetzt so lange darüber nach, bis du es weißt. Erst dann redest du wieder mit mir. Und jetzt komm mit. Ich will auf die Couch.", knurrte ich genervt und lief, gefolgt von Elena, die Stufen hinunter.

Im Wohnzimmer angekommen flackte ich mich auf die Couch und zog meine Schöne an ihrer Taille an meine Schulter. Ihr Körper prallte mit einem kleinen Quicken auf die Couch. Ihr Kopf nahm an meiner Schulter Platz und entspannte sich.

Während ich hin und wieder an meinem Joint zog, entspannte ich mich ebenfalls. Ihre Nähe tat gut. Die Stimmung konnte noch so beschissen sein, sie würde mich immer wieder runterbringen. Sie war der Ruhepol zwischen uns.

Mein Blick wanderte durch das Wohnzimmer, während Elena zufrieden seufzend an mir lag und die Augen schloss. Ihr Herzschlag war wieder regelmäßiger und auch ihr Gesicht nahm wieder eine gesunde Farbe an.

,,Ich habe Angst vor deiner Kraft, die du manchmal mit deinen Aggressionen verbindest. Du brauchst mich nur wütend anschauen und mein Kopf fängt das Glühen an. Ich liebe dich, aber ich habe Angst vor dir. Ich bin süchtig nach dir, möchte aber sichere Distanz. Ich will dich, aber kann mich dir nicht nähern.", gab sie von sich und sah mir mit ihren blau-grünen Augen in meine bernsteinfarbenen. ,,Deine Angst ist begründet, ja, aber denkst du wirklich, dass ich dich verletzen würde?", fragte ich dann misstrauisch. Ich konnte ihr nicht glauben, dass sie es wirklich dachte.

,,Ich denke es nicht nur, ich weiß es. Verdammt, du hast mich schon verletzt. Du hast mich fast erwürgt. Du hast mir immer wieder deine Kraft demonstriert, indem du sie an mir ausgelassen hast. Du hast mir schon längst wehgetan. Du hast mir schon so oft gezeigt, wie es ist, jemanden schmerzhaft zu lieben. Fuck, du hast mir bewiesen, wie sehr du mich verletzen kannst. Ob körperlich oder seelisch ist egal.", wimmerte sie verzweifelt.

Erst jetzt fiel mir auf, wie oft ich sie eigentlich schon misshandelt hatte. Es tat mir Leid. Ungeschehen machen, konnte ich es jedoch auch nicht. Ich konnte mich bloß bessern... irgendwie. Es war schwer, aber einen Versuch war es wert... für sie... für uns.

Ihre Augen hatten sich wieder mit Tränen gefüllt. Ihr Schluchzen hallte durch das ganze Wohnzimmer. Es erinnerte mich an den Boxkampf, wo sie weinte, weil ich fast gestorben wäre.

Ich nahm sie in den Arm und presste sie an meinen Oberkörper. Meine Lippen lagen auf ihren Haaren und küssten sie sanft.

,,Ich versuche mich zu bessern. Verzeih mir bitte.", hauchte ich in die vielen Küsse und ließ eine Träne über meine Wangen gleiten. Sie hingegen drückte sich bloß noch fester gegen mich und bejahte meine Bitte.

Love is what you needWo Geschichten leben. Entdecke jetzt