Kapitel 25

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Gabriel:

,Was war das denn jetzt?', dachte ich und sah verwirrt zu ihr rüber. ,,Also heute spielst du wirklich mit dem Feuer.", sagte ich und blickte dann wieder zur Straße. ,,Ich spiele nicht mit dem Feuer. Ich sage die Wahrheit. Du folterst Menschen und geilst dich daran auf. Das ist krank.", meinte Elena dann ein wenig schnippisch. Es nervte mich, dass sie recht hatte. Ihr aber nochmal eine zu knallen, war nicht unbedingt geplant. Zwei mal wegen ihr angehalten zu haben und zu müssen, war schon schlimm genug. Eigentlich wollte ich ja zu Jamal und sehen, was mit Ryan war, aber das hatte sich ja spätestens bei dem Stein erledigt.

,Wo ist Ryan jetzt eigentlich?', fragte ich mich und bekam prompt eine Antwort. Wir fuhren an einem kleinen Rastplatz vorbei. Dort stand Ryan's Auto. Aber warum?

,,Ist das nicht Ryan's Auto?", fragte Elena verwundert und tatschte mit dem Finger an die Scheibe in Richtung Auto. ,,Erstens: Nein, das ist das Auto von Herr Haynes und zweitens: sei froh, dass das nicht mein Wagen ist." ,,Stimmt. Das bin ich. Sonst säße ich jetzt in einem Trümmerhaufen. Fahr doch zu ihm." Man konnte ganz klar den Sarkasmus heraushören. Wenn sie so weiter machte, würde ich sie noch ,aus Versehen' umbringen.

Ich fuhr auf den Rastplatz und blieb ein paar Meter hinter Ryan's Wagen stehen. Noch bevor ich überhaupt vollständig anhielt, sprang Elena schon aus dem Auto und lief los. ,Sie kann es nicht lassen.'

,,Kannst du es nicht erwarten, von mir weg zu kommen, oder was?", fragte ich genervt und bekam bloß ein hochnäsiges ,,Ja" zurück. ,Dieses Miststück.'

,,Ryan?", schrie sie und sah in seinen Wagen. Dann drehte sie sich irritiert um und zuckte enttäuscht die Schultern. ,,Scheinbar hat er kein Bock auf dich.", lachte ich amüsiert und ging in Richtung Pub. Als Elena sich noch vor mir durch die Tür zwenkte, konnte ich schon den Geruch von Kaffee und belegten Brötchen riechen. Ich fühlte mich sofort wohl.

Elena hielt weiter Ausschau nach Ryan und untersuchte jedes Gesicht, wo eine Kappe rein hing. ,,Er hatte keine auf.", meinte ich bloß gelangweilt und ging weiter nach hinten.

Die weinroten Wände mit den Holzbalken an den Wänden und Decken verlieh dem Pub eine alte rustikale Note. Es gefiel mir, war jedoch nicht ganz mein Stil, welchen ich für mein Haus bevorzugen würde. An den Wänden hingen einige Urkunden. Für was diese waren, konnte und wollte ich nicht lesen.

Mein Weg führte mich in einen separaten Raum, in dem es sich einige LKW-Fahrer gemütlich machten. Natürlich kassierte ich auch hier einige verstörte oder auch irritierte Blicke, wegen meiner blutverschmierten Kleidung. ,,Was sind Sie denn für einer?", fragte eine -locker um die 70-Jährige- Frau erschüttert. ,,Haben Sie noch einen Führerschein?", fragte ich sanft lächelnd. ,,Ja. Ich fahre noch sehr gut.", meinte sie stolz und sah mich dann wieder verwirrt an. ,,Dann wünsche ich Ihnen einen berauschenden Unfall. Mal sehen, wie Sie dann aussehen.", sagte ich dann ganz ruhig und ausgeglichen. ,,Eieiei. Sowas hab ich noch nie erlebt.", meinte die alte Dame erbost. Sie war eindeutig zu alt für diese Welt. ,,Für alles gibt es ein erstes Mal.", grinste ich zuckersüß und lief weiter. Hinter mir konnte ich bloß noch ein entrüstetes aufgebrachtes Ausschnauben wahrnehmen.

Dann sah ich endlich Ryan. Er saß bei einer jungen Frau, die einem Cowgirl glich. Sie hatte ein rot-weiß kariertes Hemd, welches ihren Bauch zeigte, mit einem weißen Cowgirl-Hut an. Ihre Hose war eng anliegend und stand ihr perfekt. Sie lehnte gegen eine Bretterwand (siehe Bild) und sah zu Ryan rüber, der sich mit ihr unterhielt.

Er war sichtlich nervös, aber versuchte dennoch einen auf ,cool' zu machen. Es war definitiv lustig mit anzusehen. Da ich jedoch sein bester Freund war, musste ich ihm aus der unangenehmen Situation helfen. Also näherte ich mich den beiden und sah zu der Süßen an der Wand rüber, die mich sofort bemerkte und mir verführerisch zuzwinkerte.

,,Na ihr zwei Süßen. Knallt es gleich oder muss ich übernehmen?", fragte ich dann mit einem dreckigen Grinsen zu der Kleinen. ,,Also abgeneigt wäre ich jetzt nicht unbedingt. Wie wäre es mit nem Dreier? Dieser Junge hier scheint ganz süß zu sein und du bist scheinbar auch nicht schlecht.", meinte sie dann und spielte mit einer ihrer braunen Strähnen. Sie war wirklich ganz süß und konnte scheinbar auch ein richtiges Dreckstück sein, aber irgendwas hielt mich davon ab, sie direkt hinter das Pub zu schleifen. Aber... was?

,,Don't fuck with friends.", lächelte ich ihr dann entschuldigend zu. ,,Dann nehme ich..." Sie überlegte gespielt und nahm ihren Zeigefinger ein wenig in den Mund. Normalerweise machte es mich verrückt, aber jetzt fand ich es eher abstoßend. ,,... dich.", sagte sie dann und zeigte auf mich. Sie kam auf mich zu und legte eine Hand in meinen Nacken.

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Elena:

Ich lief im Pub umher und suchte nach Ryan. Er musste ja hier irgendwo sein. Ich freute mich schon voll auf ihn. Er war der Einzige, der noch loyal und nett zu mir war.

Ich rannte immer von einer Person zur nächsten und sah neugierig in ihre Gesichter. Einige sahen mich verwirrt oder auch geschockt an. Als wäre ich geisteskrank. ,Ok. Ich würde genauso gucken, wenn eine -am Kopf- blutende Person vor mir stehen würde und mich neugierig, schon fast gestört anschauen würde.' Innerlich lachte ich kurz und ging weiter.

Ich sah Gabe, wie er bei einer Frau und einem Jungen stehen blieb und sich unterhielt. Die Frau kannte ich nicht, aber sie sah verdammt heiß aus. Mein Blick huschte zu dem Jungen und ich erkannte Ryan. Ich wollte gerade auf die drei zu rennen, aber hielt dann doch kurz inne.

Was machte Gabriel da?

Diese komische Frau lief auf Gabriel zu und warf sich an seinen Hals. Ihre Hand legte sich an seinen Nacken und zog ihn leicht nach unten. Ihr rechtes Bein schlang sich um seine Hüfte und zog ihn noch näher. Dann legte sie ihre Lippen auf seine.

Kurz stand ich geschockt da. Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Mir liefen Tränen die Wangen hinunter und mein Blick blieb weiterhin an ihnen haften.

,Warum bin ich so? Ich bin doch nicht mit ihm... egal. Sie hatte dennoch kein Recht, sich so an ihn ranzumachen.', dachte ich und stapfte wutentbrannt los zu den beiden Bumskugeln.

,,Hey Bitch.", sagte ich und gab ihr sofort eine Backpfeife. Erschüttert keuchte sie auf und hielt sich ihre rote Wange. ,,Was bist du denn für eine Gestörte?", jammerte sie und schmiss sich in die Arme von Gabe. Er sah bloß geschockt, aber gleichzeitig amüsiert zu mir rüber. ,,Beschütz mich vor ihr. Die ist krank.", schluchzte sie gespielt in die Schulter von Gabriel. Wie konnte man bloß so fake sein? Meine Haut brannte und mein Kopf war wie leergefegt. Alles was ich wollte war, sie tot zu sehen. Niemand machte sich an Gabe ran. Schon gar nicht so eine Schlampe. Ich packte sie an ihren Haaren und riss sie von Gabriel weg, der immer noch völlig überfordert da stand und sich nicht bewegte. Seine Hände hatte er in die Luft gehalten, so als habe er sie nicht angefasst. Er fand es offensichtlich ziemlich lustig.

Ihr Körper knallte auf den Parkettboden und sie quickte schmerzerfüllt auf. Irgendwie amüsierte mich das und ich lachte höhnisch auf. ,,Wag dich noch einmal in seine Nähe zu kommen oder ihn auch nur anzusehen... ich schwöre dir, dein Leben dauert nicht mehr länger als ne Sekunde.", drohte ich ihr. Scheinbar wurde sie auch wütend. Sie stand auf und schlug mir ins Gesicht. Ich war jedoch so angespannt, dass ich mich nicht bewegte. Dann boxte ich ihr blitzschnell in die Magengegend. Sie sackte zusammen und krümmte sich. Dann stieß ich sie zu Boden und trat auf sie ein.

,,Nie. Wieder. In. Seine. NÄHE!", brüllte ich jedes Wort einzeln und trat sie zum Takt in den Bauch. Irgendwann lag sie nur noch zitternd am Boden und sah leidend zu mir nach oben. Ich wurde von Gabe zurückgezogen. Ich schrie vor Wut auf und versuchte mich zu befreien, doch er schlang seine muskulösen Arme so stark um mich, dass es sich als unmöglich erwies, aus seinen Fängen zu kommen.

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