Kapitel 7

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Elena:

,,Komm... bringen wir es hinter uns.", sagte Gabe, während er wieder unter die Arme von Adrian griff. Ich stand bloß reglos da und schaute dabei zu. Es war alles so surreal. Wie konnte sich dieser Tag bloß so entwickeln? Was ist bloß passiert, dass alles so aus den Fugen geriet? Was habe ich gemacht, dass Gabriel so zu mir war? Normalerweise hätte er mir wieder tausende von schlechten Anmachen unterbreitet. Normalerweise wäre ich jetzt neben Grace gesessen und hätte ihr in Soziologie abgeschrieben und mit ihr gelacht, weil der Lehrer es nie schaffte, seine Hose hoch genug zu ziehen. Warum stand ich jetzt hier vor einem blutenden bewusstlosen Jungen mit einem Verrückten Fuckboy und einem ruhigen Soziopathen?

Sie packten Adrian wieder und verließen die Toiletten. Ich folgte ihnen, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Ich konnte ja jetzt nicht einfach wieder in die Vorlesung gehen. Wie ein kleiner Dackel folgte ich den beiden nun nach draußen zu Gabe's Ferrari. Dort angekommen öffnete Ryan den Kofferraum und hievte Adrian mit Gabe rein. Gabriel schloss dann den Kofferraum und suchte meinen Augenkontakt. Als er ihn von mir bekam, lächelte er. ,,Alles ziemlich neu für dich, was? Aber mach dir nichts draus... für alles gibt es ein erstes Mal." Er zwinkerte mir zu und ich simulierte ein Würgen, weswegen er sofort schmunzelnd die Augen verdrehte. ,,War ja klar, dass dir dein Ego wichtiger ist, als das was du willst.", sagte er dann mit einer gespielten beleidigten Stimme.

,,Steig ein, Süße. Wir fahren gleich los.", meinte Gabe. Ich tat was er sagte, denn Ryan stand so, dass ich nicht abhauen hätte können. ,,Braves Mädchen.", hörte ich noch von Gabe, während er die Tür neben mir schloss. Wenige Minuten später stieg auch er ein. Er startete den Motor und legte seinen linken Arm ,ganz cool' aus dem Fenster. Irgendwie tat das jeder Typ, oder?

,,Wo fahren wir hin?", fragte ich ihn dann neugierig. ,,Zu dir. Ich bringe dich nach Hause. Wie geplant.", antwortete er mir knapp. ,,Und was machst du mit Adrian?" ,,Das geht dich nichts an." ,,Hallo? Ich habe gesehen, was du bisher mit ihm gemacht hast und jetzt sagst du mir, dass es mich..." ,,Genau das sage ich. Du hast genug gesehen. Ich habe nie gesagt, dass du mit mir auf die Männertoilette gehen sollst, oder habe ich das?", fragte er dann, obwohl er die Antwort schon wusste.

,,Ich will es aber sehen. Ich will wissen, was du mit ihm machst.", entgegnete ich ihm. ,,Elena... kann es sein, dass du darauf stehst, mir auf die Eier zu gehen?", fragte er dann leicht schmunzelnd aber ebenso gereizt. ,,Nein. Ich möchte es doch einfach nur wissen. Du kannst mich jetzt nicht einfach zu Hause raus lassen und dann Gott weiß was mit ihm machen.", sagte ich. Mein Herzschlag verschnellerte sich und ich wusste nicht mal warum. Mir wurde plötzlich ganz warm. Dann erst fiel mir auf, dass ich ihm ständig auf die Lippen oder in den Schritt guckte, wenn ich mit ihm sprach. Er schien das sofort zu bemerken. ,,Keine Sorge. Das passiert vielen, die was von mir wollen. Du bist nicht die Einzige." Er lachte auf als er mein tomatenrotes Gesicht sah. Seine schönen weißen Zähne kamen somit zum Vorschein. ,,Was? Ich will nichts von dir. Bah... Gabe. Du bist doch echt ekelhaft.", piepste ich dann ganz heißer. ,,Oh bin ich das? Da sagt mir deine Stimme aber was anderes, meine liebe.", meinte er dann lachend und schaute wieder auf die Straße. Ich versank langsam im Sitz und versuchte nicht mehr auf ihn zu gucken. Sein Lächeln ignorierte ich gekonnt. Mein Gesicht war schon rot genug.

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,,Wir sind da, falls du es noch nicht kapiert hast.", hörte ich seine raue Stimme an meinem Ohr. Erst jetzt bemerkte ich, dass er angehalten hatte. Doch statt vor meiner Haustür standen wir vor einer scheinbar relativ alten Scheune. ,,Hier wohne ich aber nicht, Gabe. Wo sind wir?", fragte ich verwirrt. ,,Du wolltest doch wissen, was ich mit ihm mache. Sei froh, dass ich dich nicht erst um einen Kuss gebeten habe, bevor du mit darfst.", lächelte er und kam mit seinem Gesicht gefährlich nah an meines. ,,Gabe. Lass es.", antwortete ich streng. ,,Irgendwann wirst du mich darum anbetteln... das schwöre ich dir.", meinte er dann verführerisch knurrend an meinem Ohr. ,,das werden wir ja sehen.", entgegnete ich ihm dann überlegen und stieg aus.

Er tat es mir gleich und lief direkt zum Kofferraum. Er stellte sich mit einem finsteren Blick davor und lauschte kurz, bevor er sie öffnete.

,,Na sieh mal einer an, wer hier aus seiner Traumwelt erwacht ist. Schneewittchen hat es geschafft. Na? Wie war die Fahrt? Ich hoffe doch angenehm. Ich hätte dich vielleicht vorwarnen sollen, dass der Komfort nicht unbedingt vorteilhaft für den Rücken ist.", meinte er dann sarkastisch und lächelte dreckig zu Adrian runter, der immer noch mit den Lichtverhältnissen zu kämpfen hatte. Er blinzelte unwahrscheinlich schnell und verzog dabei sein Gesicht zu einer schmerzverzierten Grimasse.

,,Gabriel bitte. Lass mich gehen. Ich schwöre, ich werde niemandem davon erzählen.", bettelte Adrian. ,,Oh ja... davon bin ich überzeugt. Um ehrlich zu sein, werde ich mich höchstpersönlich darum kümmern, dass du niemandem davon erzählen wirst.", sagte Gabe mit einer trockenen kalten Stimme.

Seine dominante Art wirkte sich auf meinen Körper aus. Diese Überlegenheit in seiner Stimme und seine starke Ausstrahlung machte mich unwahrscheinlich geil. Ich wollte, dass er weiter sprach. Ich wollte, dass er mit mir so sprach. ,Warte... Was zur Hölle denkst du da? Bist du des Wahnsinns? Vor dir steht ein Psychopath, der mit seinem Opfer spricht, wie mit seiner Beute. Gott, du musst doch selbst gestört sein, wenn du auf sowas stehst', schnauzte ich mich innerlich selbst an. Bei dieser Vorstellung und dieser Erregung schüttelte ich meinen Kopf. Ich ekelte mich vor mir selber. Ich ekelte mich vor Gabe. Ich ekelte mich vor der ganzen Situation.

,,Alles gut, Kleines?", fragte Gabe mich dann etwas besorgt. ,,Was? Äh ja klar... alles bestens. Denke ich.", stammelte ich vor mich hin, während Gabriel schon gar nicht mehr auf mich achtete. Er kümmerte sich derweil um Adrian, der vor Schmerz immer wieder aufstöhnte, während Gabe ihn aus dem Auto holte bzw. zerrte.

Es war wirklich kein schöner Anblick. Adrian hatte Angst. Panische Angst und ich konnte ihm nicht helfen. Ich würde ja, wenn Gabe nicht so stark wäre. Ich wusste, dass er in seiner Freizeit boxen ging. Vor allem sah man es an seinen Opfern. Er hatte schon immer sehr viel Kraft und sein Wille, jemanden zu verletzen war ebenfalls vorhanden. Es gab schon immer ein paar Idioten, die sich mit ihm anlegten. Aber genau diese bereuten es nach wenigen Minuten wieder. Gabe bewies der ganzen Schule, dass er es mit jedem aufnehmen könne, wenn er wollte. Das war auch ein Grund, warum so viele auf ihn standen. Ein weiterer Grund war natürlich sein Geld. Er besaß viel davon, aber das interessierte mich nicht besonders. Klar war ich verblüfft, als er mit einem Ferrari vor meiner Tür stand, aber wer wäre das nicht?

,,Gabe bitte. Bitte lass mich gehen. Ich flehe dich an. Ich halte das nicht aus.", jammerte Adrian und riss mich somit aus meinen Gedanken. ,,Halt deine beschissene Fresse, du elendiges Stück. Sie dich mal an... wie du so vor mir liegst. Denkst du wirklich, du kannst jetzt noch gehen? Denkst du ich lasse dich einfach gehen?" Gabe ging nah an sein Ohr. ,,Da hast du dich geschnitten. Du wirst leiden. Leiden bis du stirbst.", hauchte er ihm ins Ohr. Ich bekam sofort Gänsehaut. ,,Gabe! Das kannst du nicht machen. Bitte. Es war doch nicht mal schlimm, was er getan hat. Ich hätte das gleiche getan.", schrie ich erschüttert. Ich konnte es nicht fassen. Er wollte ihn umbringen. Mir wurde übel bei dem Gedanken an das ganze Blut, was noch fließen wird, wenn ich jetzt nichts tat.

,,Gabe bitte.", sagte ich nun sanft und versuchte Augenkontakt herzustellen. ,,Gabe bitte... das höre ich heute ziemlich oft. Du wolltest sehen, was ich mit ihm mache. Jetzt siehst du es.", erklärte Gabe verachtend. Dann drehte er sich wieder zu seiner Hand... die leer war.

,,Du kleines Arschloch.", lachte Gabe höhnisch, als er sah wie Adrian versuchte zu fliehen bzw. weg zu robben. Was natürlich kläglich scheiterte.

Gabe lief ihm gemütlich nach. Dann kam er bei ihm an...

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