Stream

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„ Auch gut.", erwiderte Veni schlicht und setzte sich neben mich auf den Stuhl. Jedoch schlang Veni einen Arm um meine Taille und zog mich dichter zu sich. Twitch war schnell gestartet und ich auch ziemlich danach online, aber mute. „ Noch zwei Minuten knutschen und dann kündige ich auch mal an und mach mich langsam fertig. Und erschreck nicht, sollte ich zwischendrin mal kurz zu dir kommen." Ein bisschen riskant war das ja schon, aber das Risiko ging ich gerne ein. Aushalten würde ich es sowieso nicht so lange ohne ihn. Ich kannte das gerade vom Anfang meiner letzten Beziehung. Wir hatten uns auch kaum trennen könne und ich hatte meine Streams extra so gelegt, dass wir viel Zeit zusammen verbringen konnten. Danach hatte es sich ein wenig erlegt und ich konnte wieder auch mal einen Tag ohne sie. Bei Veni und mir würde das allerdings noch ein ganzes Weilchen dauern. Veni zog mich mich dichter zu sich und knutschte mich dann die nächsten zwei Minuten ab. Genießen tat ich es in vollen Zügen. Veni konnte auch einfach sehr gut küssen. An die zwei Minuten hielten wir uns so naja. Es waren vielleicht doch ein paar mehr. Wieder willens löste ich mich jedoch von Veni. „ Ich sollte dann langsam mal." Veni drückte mir einen letzten Kuss auf die Lippen und ließ von mir ab. Jedoch verließ er nicht den Raum. Wollte er mir jetzt zuschauen, wie ich meinen Stream anmoderiere? Urplötzlich wurde ich nervös und meine Hände schwitzig. Woher kam das den jetzt? Meine Hände zitterten merklich, als ich die Taste zum endmuten drückte. Ich musste mich sogar räuspern, weil meine Stimme kurz versagte. Ich war es schlichtweg nicht gewöhnt, das mich jemand beim Streamen beobachtete. Nachdem ich aber die ersten paar Sätze raus hatte, wurde ich wesentlich weniger nervös. Ich beachtete Veni schon fast gar nicht mehr. Ich merkte nur, dass er ne Stream Ankündigung schrieb. Nicht mal direkt, aber ich vermutete. Denn die restliche Zeit lag sein Blick auf mir. Unangenehm war das komischerweise gar nicht. Im Bezug auf die Situation zumindest. Mir war es nur etwas unangenehm zu wissen, dass er im selben Raum saß, in Stream aber nichts sagte. Unangenehm traf es vielleicht nicht. Merkwürdig und seltsam schon eher. Mitten in meinem nächsten Satz, spürte ich plötzlich Venis Lippen nah an meinem Ohr. Sein heißer Atem bescherte mir eine Gänsehaut am ganzen Körper und es schüttelte mich. „ Ich geh dann rüber.", wisperte er mir ins Ohr und küsste mich dann noch mal sanft auf den Hals. Schlagartig war alles was ich sagen wollte und stoppte irgendwo in meinem Satz. Veni brachte mich so sehr durcheinander, dass ich ernsthaft das Reden vergaß. Selbst als Veni den Raum verlassen hatte, brachte ich keinen Satz heraus. Erst ein Donation-Alert holte mich aus meiner Starre raus. Verwirrt über mich selbst schüttelte ich den Kopf und las dann murmelnd den kurzen Text vor, der dazu geschrieben war. Höflich wie immer bedankte ich mich und ging dann auf die Frage ein, ohne zu beachten, dass ich gerade sicher dreißig Sekunden die Wand angestarrt hatte. Oder sogar länger. Etwas zumindest für mich eher untypisches. Aber keiner im Chat beschwerte sich, oder fragte nach, daher thematisierte ich es auch nicht weiter. Konnte ja schon mal vorkommen, dass man kurz in Gedanken war. Keine zehn Minuten später jointe Veni dem Ts und erklärte sich bereit eine Challenge zu machen. Gut gelaunt und hoch motiviert. Wahrscheinlich wegen dem, was nach dem Stream noch auf ihn wartete. So ein bisschen kuscheln konnte ich mir auch mal erlauben. Nachdem ich morgen dann wieder zwei Termine hatte, worauf ich jetzt schon keine Lust hatte. Schließlich ging das auch von meiner Zeit mit Veni ab. Lang dauern würde es wenigstens nicht. Und da es eh morgens war, würde ich noch Brötchen holen und dann konnten wir zusammen frühstücken. Jetzt sollte ich mich aber eher auf den Stream konzentrieren und nicht in Fantasien abdriften, wie unser weiteres Treffen noch so verlaufen würde. Während Minecraft im Hintergrund leierte, erklärte ich Veni und dem Chat die heutige Challenge. Ich war echt mal gespannt, was das werden sollte. Immerhin war es etwas, was mehr Konzentration erforderte. Über die ganze Zeit der Challenge vergaß ich fast, dass Veni und ich nicht im selben Raum waren. Zwischen uns war es frei und unbeschwert, so wie immer. Mit zwei fails mussten wir dann kurz pausieren, weil es sich langsam siebzehn Uhr dreißig neigte und ich gerne noch die Sache mit den Chats besprochen haben wollte. Ich kündigte eine kurze Pause und stellte dann mein Mikro stumm. Kurz streckte ich mich und schob meinen Stuhl zurück. Etwa zwei Sekunden später kam Veni zu mir ins Zimmer. Gut er hatte vorher geklopft, um mir das zu signalisieren. „ Kannst reinkommen, bin mute.", meinte ich. Veni kam rein und legte von hinten seine Arme auf meine Stuhllehne. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und ließ mir von Veni einen Kuss auf die Lippen geben. Genießerisch schloss ich die Augen. Veni war so unglaublich sanft, dass man sich fast fühlte, als küsse man Wolken. Von meiner ex war ich das einfach nicht gewöhnt. Ich hätte aber niemals gedacht, dass Küsse mit einem Jungen so unglaublich weich und sanft sein konnten. Aus meiner Perspektive waren es definitiv zwei vollkommen verschiedene Erfahrungen. Beide waren es jedoch sowas von wert gewesen. Die Erfahrung mit Veni gefiel mir jetzt aber schon sehr viel besser. Bi hin oder her. „ Du weißt, wir haben nicht sehr viel Zeit. Die merken sonst, dass wir viel zu lange beide zur gleichen Zeit mal kurz weg sind. Ist ein bisschen auffällig.", murmelte ich zwischen küssen. Veni drehte mich auf dem Stuhl zu sich um und setzte sich zu mir auf den Schoß. Ich quiekte überrascht auf, doch der Laut wurde von unserem Kuss verschluckt. Gefühlt saugte Veni mit jedem Kuss ein Stück meiner geistigen Gesundheit aus mir heraus und ließ eine leere Hülle zurück. Ich konnte nicht genug davon bekommen. Umso enttäuschter war ich, als Veni sich löste. „ Sammel du mal die restlichen Wortfetzen in deinem hübschen Köpfchen zusammen. Nicht das du gleich gar keinen Satz mehr raus bekommst.", grinste Veni und ging von mir runter.

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