„ Die nächsten zwei Wochen hatte er sich wirklich ausgeruht und bei mir verbracht. Wir hatten uns ein wenig angefreundet und er hatte mir mehr anvertraut, was seine Eltern anging. Seine Mutter hatte die Schulden der Großeltern auf sich nehmen müssen, als sie starben, als Eli fünf war. Seine Mutter, die damals viel auf ihn aufpassen musste, verfiel dem Alkohol, weil sie auf den Schulden sitzen geblieben ist und ihr Mann ihr nicht damit geholfen hat. Sie hatten getrennte Konten und er war nicht gerade jemand, der sehr spendabel war. Sein Vater hatte ihn immer mehr beaufsichtigen müssen und hatte ihn in dem Alter schon rum geschubst. Irgendwann war die Ehe in die Brüche gegangen und da seine Mutter, die ihm als einzige Liebe geschenkt hatte Alkoholprobleme hatte, wurde ihr das Sorgerecht entzogen. Von da an wurde er nur noch mehr rum geschubste und sah seine Mutter kaum. Mit der neuen seines Vaters kam er noch weniger klar, als mit seinem Vater selbst. Sie war wie die böse Stiefmutter in Person und nutzte jede Gelegenheit ihm zu sagen, wie nutzlos und wertlos er war und das er doch bei seiner Mutter verrecken solle. In dem Umfeld war er Jahre lang aufgewachsen und das weckte einige Komplexe. Mir war klar, dass wenn man ihm helfen wollte, dass er da raus musste. Somit entstand mein Plan. Ich hatte es zuerst mit Eli abgeklärt und dann mit meinen Eltern und sie waren einverstanden. Sie wollten ihn als Pflegefamilie aufnehmen. Dazu hatte ich nur das Jugendamt einschalten müssen. Die wollten sich das direkt vor Ort mal ansehen. Schon an der Tür hatte sein Vater losgebrüllt, weil er drei Wochen nicht daheim war. Das hatte denen gereicht. Sie hatten auch seinem Vater das Sorgerecht entzogen und es meinen Eltern zuteil werden lassen. Ich werde nie den Tag vergessen, als er mit seinen Sachen wirklich zu mir ins Zimmer gezogen ist. Er hatte sich unglaublich unwohl gefühlt und ständig gesagt, er könne das nicht einfach so ohne Gegenleistung. Daraufhin hatte ich ihm gesagt, er könne mir beim Haushalt helfen. Da hatte er zum ersten Mal gelacht. Meine Eltern hatten ihm versichert, dass er nichts machen müssen. Einen mehr bekamen sie auch schon satt. Und wenn er mal neue Klamotten, Schuhe oder neues Schulzeug brauchte, würden sie ihm das auch noch kaufen. An dem Tag hatte er ihnen auch gesagt, dass er ziemlich viele psychische Probleme hat und depressive Phasen dann und wann hat. Sie hatten es einfach hingenommen und ihm versprochen ihn zu unterstützen. Ich hatte bei mir ein bisschen ausgeräumt und ihm Platz gemacht. Geschlafen hatte er bei mir auf der Couch. Zumindest anfangs. Ziemlich schnell war er zu mir ins Bett gekommen. Nach einem Albtraum hatte ich getröstet und er war in meinen Armen eingeschlafen. Danach war er immer kuscheln gekommen. In der Schule hatte das natürlich die Runde gemacht. Er war meist in meiner Gegenwart geblieben und hatte so nur ein paar gehässige Kommentare abbekommen. Langsam hatte ich ihn auch an meine Freunde gewöhnt, auch wenn er sich dort nicht sonderlich wohl gefühlt hatte. Nur ein paar mal hatte ich ihn aus ner Schlägerei noch retten müssen. So ging das bis zu unserem Abschluss. Er hatte mir mehr und mehr seiner Probleme anvertraut, die ihn innerlich plagten."
„ Was ist los?", fragte ich sanft und sah von meinen Hausaufgaben auf. Er schaute schon seit Minuten auf einen Punkt an der Wand. „ Bleibst du mein Freund? Egal was ich bin?" Nun sah ich ihm direkt in die Augen und er erwiderte meinen Blick. Irgendwas stimmte nicht. Oftmals hatte er Gedanken, die tiefer gingen und deutlich philosophisch angehaucht waren. Eine solche Versicherung wollte er allerdings nur, wenn ihn irgendein Gedanke plagte, der ihn wieder nicht mehr normal wirken ließ. „ Eli du müsstest mittlerweile wissen, dass ich dir helfe mit deinen Problemen klarzukommen. Ich mag dich als Person und akzeptiere dich, egal wie du bist, wie viele Probleme du hast, oder wie viel Mist noch passiert.", versicherte ich ihm und stand auf, um mich neben ihn zu setzen und ihn in den Arm zu nehmen. „ Akzeptierst du mich auch, wenn ich kein Junge wäre?" Hatte ich es doch geahnt. Ihn plagte was. Aber was meinte er mit kein Junge? Fühlte er sich im falschen Körper gefangen? Würde zwar ne Umstellung werden, aber das machte mir nichts aus. Wenn es ihm half, dann würden wir das umstellen. Mich würde es nicht stören, wenn er sich auch äußerlich verändern würde. „ Ich mag deinen Charakter. Wenn du ein Mädchen sein willst, ist das auch okay. Hauptsache du fühlst dich in deiner Haut wohl. Ich akzeptiere dich so, wie du bist.", beruhigte ich ihn. Und es stimmte auch. Ich akzeptierte ihn, egal wie er war. „ Nicht Mädchen. Ich fühl mich schon wohl. Manchmal wünsche ich mir aber doch anders zu sein. Man wird dauernd in eine Rolle rein gedrückt, nur weil man auf gut deutsch gesagt nen Schwanz oder Brüste hat. Ich mag diesen Zwang nicht. Ich will einfach ich sein. Ohne bestimmte Erwartungen zu erfüllen, ohne in diese typischen Rollen gezwungen zu werden und Dinge nicht zu machen zu können, weil ich ein Junge bin." So langsam verstand ich, wohin genau seine Neigung ging. Weder Mädchen noch Junge, noch sonst irgendwas. Einfach gar nichts. Und so weit ich wusste, wurde das als non bezeichnet. Nicht das es schlimm wäre. Er sollte sich wohl fühlen in seiner Haut. Was andere dachten, war egal. „ Also bist du non? Das ist auch in Ordnung. Wenn du bei mir bist, kannst du tun was du willst. Ich erklär das auch meinen Eltern, damit die Rücksicht nehmen. Du bist gut so, wie du bist."
„ Das war nicht das einzige Problem. Ein bisschen später hatten wir über seine Sexualität diskutiert. Ich glaub, derer war er sich bis zum Ende nicht hundert Prozent sicher. Ich hab ihm da die Angst nehmen können und ihm gesagt, er solle es einfach probieren. Ich würde ihn egal mit wem unterstützen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich schließlich selbst, dass ich keinesfalls straight war. Man sollte seine Mitmenschen einfach so akzeptieren, wie sie sind und das hab ich ihm gut genug vermittelt.
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Minecraft Week
FanfictionLange Zeit gab es nur Challenges auf Bastis Kanal. Doch jetzt hatte er nach langer Planung sein eigenes Minecraft Projekt auf die Beine gestellt. Zusammen mit seinem Team und ein paar guten Freunden konnte dieses Projekt endlich starten. Anfangs sch...