Vergangenes 2

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Ich hatte keine gescheite Erklärung, denn ich hatte es einfach vergessen unter allem, was die letzten Tage so los war. Da ich Zeit gehabt hatte, konnte ich nichts vernünftiges sagen. Daher schwieg ich einfach. So war es weniger unangenehm als ihn und Gesicht zu sagen, dass ich seine Aufgaben vergessen hatte. „ Du hast es vergessen. Gut du weißt, dass ich den Test somit werten muss. Es tut mir wahnsinnig leid, aber so sind die Regeln." Wegen mir konnte er keine Ausnahme machen. So schlimm war es sicher nicht. Meine Eltern würden es vielleicht verstehen und eine sechs in nem Test zog mich jetzt nicht komplett runter. Die Woche lief einfach gar nicht. „ Möchtest du mir sagen, warum du es vergessen hast? Hast du es einfach nur wo hingeschmissen und dort gelassen, oder gab es einen Grund?", fühlte er noch Mals vorsichtig vor. Sofort kamen wieder unschöne Bilder in mir hoch, als ich an die Wohnung meiner Oma dachte. „ Ich hatte ein bisschen Stress. Wir müssen die Wohnung meiner verstorbenen Oma ausräumen, aber an sich hatte ich genug Zeit für die Aufgaben.", murmelte ich betrübt. Wir hatten sie nur besuchen wollen. Unseren Besuch hatte sie allerdings nicht mehr mitbekommen. Sie war bereits tot in ihrem Bett gelegen. Dieses Bild bekam ich nie wieder raus. „ Rafael das ist mehr als ein Grund warum du die Aufgaben nicht gemacht hast. Mein Beileid." Brachte sie nur auch nicht zurück. Herr Hafner griff nach meinem Test und zerriss ihn dann einmal in der Mitte. So richtig konnte ich mich darüber nicht freuen. „ Wenn du möchtest, frage ich dich zu geeigneter Zeit einfach Mal ab. Ansonsten mach's gut. Hol es einfach nach, wenn du die Zeit findest. Die nächsten Stunden bauen nicht drauf auf." Mitfühlend klopfte er mir noch mal auf die Schulter und ließ mich dann gehen. Betrübt nahm ich den kürzesten Weg aus dem Schulgebäude raus. Was ich jetzt brauchte, war eine Umarmung meiner Familie. Draußen auf dem Schulhof war noch eine Gruppe Schüler, die im Kreis standen und lachten. Ich dachte mir nichts dabei und ging einfach weiter. Im Augenwinkel sah ich allerdings eine Gestalt in der Mitte des Kreises auf dem Boden kauern. Nun blieb ich doch stehen und sah genauer hin. Als einer aus dem Kreis die Gestalt am Boden trat, wusste ich, dass es kein freudiges Beisammensein war. Sie mobbten jemanden. Ohne groß darüber nachzudenken, ging ich auf die Gruppe zu. „ Was glaubt ihr eigentlich, was ihr da tut?", rief ich, als ich nur noch zehn Meter entfernt war. Sofort drehten sich alle zu mir um und suchten dann rasch das weite, als sie mich sahen. Gaben somit die Sicht auf einen jungen in meinem Alter frei. Er lag am Boden, vor Schmerz gekrümmt. Als ich jedoch auf ihn zuging, zuckte er zusammen und kroch mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht von mir weg, weshalb ich stehen blieb. Doch er brachte nur mehr und mehr Abstand zwischen uns. Zumindest so viel, bis er gegen die Wand stieß. „ Hey bleib hier. Ich tu dir nichts. Darf ich?" Ich zeigte auf einen Platz neben ihm, um ihn einerseits im Augen zu behalten und andererseits um ihm das Gefühl zu geben nicht allein zu sein und trotzdem etwas Abstand zu wahren. Er sah mich nur aus großen, ängstlichen Augen an. Schließlich schüttelte er den Kopf. Das ging in die falsche Richtung. Er sollte mir vertrauen und mich nicht von sich stoßen aus Angst. „ Lass mich wenigstens schauen, ob du irgendwo stärker verletzt bist. Danach lass ich dich in Ruhe, wenn du willst." Mehr konnte ich dann auch nicht tun. Wenn er sich nicht helfen ließ. Ich konnte ihn ja schlecht dazu zwingen. „ Du tust mir doch nur noch mehr weh. Lass mich einfach in Ruhe.", flehte er verzweifelt, ja fast schon panisch. Warum hatte er so Angst vor mir. Ich wollte ihm doch nichts tun. Sanft schüttelte ich den Kopf und kniete mich zu ihm hin. Vorsichtig und langsam hob ich meine Hand und legte sie dann behutsam an seine Schulter. Sein Shirt war an der Stelle eingerissen und darunter zog sich ein blutiger Streifen. Zum Glück war er nicht tief. Wahrscheinlich war er an der Hauswand entlang gerutscht und hatte sich dabei eine etwas schlimmere Schürfwunde zugezogen. Genäht werden musste da nichts. Ein Pflaster sollte reichen. Vorsichtig strich ich sein Shirt noch ein bisschen mehr zur Seite, damit die Wunde nicht noch mehr verschmutzte. „ Hast du sonst noch irgendwo was abbekommen?", fragte ich uns sah mich derweil nach Leuten um, die ich im Hilfe bitten konnte. „ Lass mich bitte in Frieden. Ich hab genug schmerzen.", bat er nochmal schwach. Das war nicht sein Ernst. Ich konnte ihn schlecht hier liegen lassen. „ Wenn du dir von mir nicht helfen lassen willst, dann lass mich wenigstens den Krankenwagen rufen. In zehn Minuten wärst du mich dann los.", bot ich ihm in aller Verzweiflung an. Er hatte offensichtlich Schmerzen, die er nicht verbergen konnte. Wieso wollte er da keine Hilfe annehmen. „ Du wirst nicht locker lassen, oder?", fragte er kleinlaut nach. Natürlich nicht. Ich konnte und wollte ihn hier nicht leihen lassen. „ Korrekt. Wenn du ein Problem hast Hilfe anzunehmen, dann ist das okay. Aber du könntest ernsthaft verletzt sein. Man muss nicht immer alles alleine stemmen. Hilfe anzunehmen ist dann und wann gut und sicher keine Schande." Hoffentlich ließ er sich dadurch umstimmen. Ansonsten wusste ich echt nicht, wie ich ihm helfen sollte. „ Gut aber kein Arzt. Wenn meine Eltern das rausbekommen, nehmen die mich von der Schule und das will ich nicht." Endlich. Auch wenn das nicht unbedingt die Antwort war, die ich hören wollte, so nahm ich es doch an. Was besseres beam ich eh nicht ausgehandelt. Als ich ihm unter die Arme griff, um ihm aufzuhelfen, ließ er mich einfach machen. Unsicher kam er zum stehen, taumelte oben meine Hilfe leicht. Daher stützte ich ihn. Seinen Rucksack, der neben ihm lag hob ich auch noch auf. „ Wir gehen zur Schulärztin. Ich bin gut mit ihr befreundet. Sie wird direkte sein und keine Fragen stellen. Aber ich will, dass zumindest mal jemand vom Fach drüber schaut." Ansonsten würde ich ihn nicht gehen lassen.

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