Essen gehen

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Keine zehn Minuten Fußweg von Bastis Wohnung befand sich ein etwa in die Jahre gekommenes Restaurant. Das äußere ließ definitiv auf einen Chinesen schließen. Rotgoldene Schriftzüge, diese typischen Papierlaternen und der Name des Restaurants, der dort einmal auf Deutsch und Chinesisch stand. „ Drinnen ist alles renoviert. Lass dich Fabian nicht abschrecken." Tat ich gar nicht. Das äußere hatte nichts mit der Qualität des Essens zu tun. Klar wenn das eine nicht stimmt, stimmte misst auch was anderes nicht, aber es wirkte jetzt nicht heruntergekommen. Eben nur nicht modern. Schon als ich die paar Stufen hoch ging, änderte sich meine Meinung schlagartig. Was ich allein vom Eingangsbereich sehen konnte, war super, ordentlich und auf dem neusten Stand. „ Guten Abend. Ein Tisch für zwei?", fragte einer der Kellner. Ich war erstaunt, dass es fehlerfreies Deutsch war, obwohl der Mann definitiv nicht aus Deutschland stammte. „ Ja.", erwiderte Basti und wir folgten dem Kellner zu einem Tisch. Noch bevor wir saßen, hatte er uns schon die Karten hingelegt und zündete eine Kerze auf dem Tisch an. „ Ist schon noch mal was anderes als von draußen. Ich war auch erst skeptisch, aber nach den Bewertungen im Internet der beste in der Stadt. Es schmeckt wirklich gut hier." Hatte ich irgendwas gesagt? Ich gab grundsätzlich vielem eine Chance. Mein Blick ging zu der Karte. Schwarzer einband, goldene Schrift. Sehr hübsch und einfach. Auch die Seiten mit den Gerichten waren eher schlicht gehalten. Dafür aber sehr ausführlich, was den Inhalt der Gerichte betraf. Ich schielte kurz rüber zu Basti, der seine Karte nicht mal aufgeschlagen hatte. Wahrscheinlich wusste er eh schon, was er nehmen wollte. Mir fiel es dafür umso schwerer. Alle Gerichte klangen super lecker. Und als ich kurz einen Blick auf den Nachbartisch schweifen ließ, wo gerade das Essen serviert wurde, bestätigte sich auch, dass es super lecker aussah. Letztendlich entschied ich mich nach ein paar quälenden Minuten für gebratene Ente mit Nudel und saisonalem Gemüse. „ Was hat da jetzt so lang gedauert? Die Auswahl ist jetzt auch nicht so riesig." Lach nur. Wenn man in ein Restaurant geht, in dem man noch nie war, ließt man sich halt erstmal alles durch. Das konnte schon ein bisschen dauern. Ich sagte nichts dazu. Immerhin lachte Basti nach dem ganze n heute immer noch. „ Mal n ganz anderes Thema. Ich hab mir über was Gedanken gemacht." Oh das klang gar nicht gut. Ich war mir nichts sicher, ob ich das hören wollte. Basti war mir schon wieder viel zu ernst. Trotzdem nickte ich, um ihm zu signalisieren, dass er weiter sprechen sollte. „ Für den Anfang wird es gehen, dass wir öfter mal hin und her pendeln, um den anderen zu sehen. Gerade so eine weite Stecke ist auf Dauer nicht nur kosten, sondern auch zeitintensiv. Allerdings haben wir beide Familie und leben in zwei verschiedenen Ländern." So langsam dämmerte mir Bastis Problem. Klar würde ich so oft es ging hier her pendeln. Aber es war keine Dauerlösung. Das wir in zwei verschiedenen Ländern lebten, war nicht wirklich ein Problem. Es machte gewisse Dinge nur schwerer für einen von uns. Je nach dem, wer zu wem zog. „ Mach dir darum erstmal keine Gedanken. Für den Moment reicht es so, wie es ist." „ Früher oder später müssen wir darüber nachdenken Veni. Warum nicht jetzt. Wir können das nicht wenig von uns weg schieben." Das wollte ich auch gar nicht. Nur bis zum Ende des Essens. Oder bis morgen. Ich wollte einfach nur einen tollen Tag ohne Probleme mit dem Mann den ich liebte. Zuviel verlangt? Wahrscheinlich. „ Morgen. Wir werden eine Lösung finden. Vertrau mir. Jetzt möchte ich einfach nur den Abend mit dir genießen. Okay?" Ich legte meine Hände quer über den Tisch, um sie mit Bastis zu verschränken und sie zu drücken. In dem Moment glaubte ich echt, dass wirklich alles gut werden würde. Zumindest für den Moment war es das.

Von dem Punkt an dem wir bestellt hatten, bis unser Essen da war, dauerte es nicht gerade lange. Dennoch hatte ich jetzt unglaublichem Hunger. Man hatte meinen Magen schon mehrmals knurren gehört. Dementsprechend freute ich mich über das Essen. Basti hatte nicht übertrieben. Schon als ich die erste Gabel zu meinem Mund führte um zu probieren, dich es himmlisch. Und es schmeckte noch zehn mal besser. „ Du siehst zufrieden aus. Schmeckt's?" Ne überhaupt nicht. Ich nickte einfach nur mit vollem Mund. Antworten ging nicht bei so vollen Mund und gehörte sich auch nicht. „ Na dann lass es dir schmecken." Würde ich. Basti begann verdammt langsam sich die ersten Nudeln auf die Gabel zu drehen und führte diese dann zu seinem Mund. Wie konnte man so langsam essen, wenn man sowas leckeres vor sich hatte und dazu noch Hunger. Absolutes Mysterium. Doch auch ich aß nun etwas langsamer. Den Teller nahm mir schließlich keiner weg und so schnell wurde es nicht kalt. „ Bist du eigentlich fein damit, dass ich versuche mit Fabo wieder einen normalen Umgang zu haben? Oder bist du immer noch sauer?" Sauer war ich auf jeden Fall, aber auf Basti. Ich überlegte einen kurzen Moment, ob es wirklich für mich in Ordnung war zu wissen, dass die beiden wieder was zusammen machen würden. Und das war es. Hieß allerdings nicht, dass ich ihm je verzeihen würde. Er hatte mir ein paar unschöne Dinge an den Kopf geworfen. Sowas ging als Freund gar nicht. „ Mir macht es nichts aus. Heißt aber nicht automatisch, dass ich auch wieder mit ihm befreundet bin. So leicht tu ich das nicht ab.", sprach ich meine Gedanken laut aus. „ Tu ich doch genauso wenig. Er hat mein vertrauen missbraucht. Auf die übelste Art. Ich werde ihm nicht einfach so verzeihen. Irgendwann vielleicht mal." Gut das Basti genauso empfand. Ich hätte wohl wesentlich mehr Probleme damit, wenn er ihm einfach so verzeihen würde und so tat, als wäre nie was passiert. Das würde ich nicht aushalten. „ Es wäre einfacher zu wissen, wo sein Problem liegt. Ich glaube nicht, dass es der Fakt ist, dass wir uns getroffen haben. Sonst wäre er Stegi genauso angegangen. Zu ihm hat er kein Wort gesagt. Ist dir das mal aufgefallen." Tatsächlich nicht.

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