„Ace... vielleicht solltest du die Äste vorher durchbrechen", schlug Keno mir zögerlich vor. Große Big Bags standen neben mir, in die eigentlich die Baumüberreste sollten, nur war das bei dem Größenunterschied von mir und dem Ast nicht ganz so einfach.
Genervt ließ ich den Ast sinken. „Mach's doch besser", entgegnete ich. „Oder sag Manuel, dass er die gefälligst kleiner schneiden soll!"
Ja, Manuel war ebenfalls am Arbeitseinsatz beteiligt. Wen wunderte es... Er wohnte schließlich auch im Dorf und arbeitete, wie wir auch, auf einem der Bauernhöfe. Abgesehen davon waren heute beinahe alle damit beschäftigt die Straßen wieder freizumachen und aufzuräumen. Dabei konnten wir den Kontakt mit ihm kaum vermeiden. Vor allem als Aarón die Aufgaben für uns einteilte. Manuel schnitt mit einer Kettensäge die Bäume klein und wir luden sie in die Big Bags. Cosmo hatte sich dabei mal wieder schlau aus der Situation gerettet und war mit den Zwillingen mit, um kleinere Reste einzusammeln.
„Kannst dich selber bei dem Snob beschweren", knurrte Keno, dem bei Manuels Namen schon Rauch aus den Ohren kam.
Meine Mundwinkel zuckten verdächtig nach oben. „Ob er mir die Sache vom Grillfest noch übelnimmt?"
„Mit Sicherheit", lachte Keno. „Zumindest hat er jetzt Respekt vor dir."
„Besser wärs."
Mit Manuel hatte ich seit dem kleinen Zwischenfall in dem Schuppen nicht mehr gesprochen. Und das hatte ich auch nicht vor. Es passt zwischen uns einfach nicht und das Beste für uns alle war wahrscheinlich Abstand.
„Ich hab Beschwerden über mich gehört?", wollte Manuel jedoch plötzlich wissen, der unbemerkt nähergetreten war. Der Dunkelhaarige stand jetzt wenige Meter neben uns und machte gerade scheinbar Pause. Seine Kettensäge lag achtlos an einem Baumstamm gelehnt und mit finsterem Blick musterte er uns, während er durstig an seiner Wasserflasche nippte.
Keno machte die Öffnung des Big Bags etwas größer und wandte sich augenblicklich ab. Er wollte offenbar nicht reden.
„Alles gut", meinte ich und sah ihn gleichgültig an. Wir kannten uns nicht lange. Genau einen Tag hatten wir miteinander zu tun gehabt und dennoch hatte es gereicht, dass ich ihn zu meinen Feinden zählte. Auf der anderen Seite war ich ein sehr loyaler Mensch und allein die Tatsache, dass er Stress mit Keno hatte, prägte mein Bild von ihm.
Ein überlegenes Grinsen schlich sich auf Manuels Gesicht. „Sei froh, dass ich dich nicht angezeigt hab, Ace. Das war schwere Körperverletzung."
Ich wollte gerade antworten, da unterbrach Kenos Lachen mich. „Ja klar! Er hat dich nur geschlagen. Weiter nichts!"
„Ich war bewusstlos!"
„Zurecht!"
Wütend machte Manuel einige Schritte auf Keno zu. „Ich würde an deiner Stelle die Klappe nicht so weit aufmachen. Der erste Schlag kam nämlich von dir", drohte er leise.
„Es war sicherlich auch nicht der Letzte!"
„Was würde wohl deine Mutter-"
„Es reicht jetzt!", übertönte Aaróns Stimme alle anderen und überrascht drehten wir uns zu ihm um. „Manuel, die Sache hatten wir geklärt. Und Keno, ich möchte auf meinem Hof keine Gewalt in irgendeiner Form haben, verstanden?"
Zerknirscht nickten beide. „Verstanden."
Aarón warf noch einen prüfenden Blick zu uns allen, ehe er sich seiner Aufgabe wieder widmete. Unmerklich atmeten wir alle auf und für einen Augenblick war es still. Manuel war bei Aarón nicht fest angestellt, hörte aber trotzdem auf ihn. Lag vermutlich am Altersunterschied.
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Hope in the Darkness
ActionAls Auftragskiller und ehemaliger Obdachloser hatte Ace es nicht immer einfach. Seine Weltansicht ist dementsprechend negativ. Doch als er eines Nachts einen entscheidenden Fehler macht und sich unbewusst mit der Mafia anlegt, wird der Jäger zur Fl...