4. Flucht ist nur ein Umweg

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Ich fühlte mich, als hätte jemand mehrere Stunden mit einen Baseballschläger auf mich eingeschlagen. Die Angst drehte mir den Magen um und ich befürchtete schon, dass ich mich gleich übergeben würde. Zudem war mir warm und kalt zugleich und mein Mund war staubtrocken.

Mors Worte hallten immer wieder in meinem Kopf nach und ich ging das Gespräch in meinen Gedanken immer wieder durch. Wobei ich mich nur noch mehr verkrampfte.

Wir müssen die Stadt verlassen, Ace!"

„Wie stellst du dir das vor?! Ich kann nicht einfach so verschwinden!"

Eine ganze Weile hatte ich mit Mors diskutiert. Darüber, wie es jetzt weitergehen würde und was das Beste für uns wäre. Denn Fakt war, wir hatten beide Angst um unser Leben. Die Mafia war einfach ne Liga zu groß.

„Wenn du es nicht tust, dann stirbst du!"

„Das kann dir ja egal sein!"

„Dann verreck doch meinetwegen. Ich für meinen Teil, werde abhauen!"

Doch im Endeffekt kamen wir zu keiner Lösung. Mors jedenfalls wollte sich nicht mit der Mafia anlegen und würde noch heute in einen Flieger steigen. Die nötigen Kontakte hatte er. Damit wäre unsere Zusammenarbeit beendet, was nicht wirklich schlimm war.

Nur verstand ich nicht, warum er mir die Schuld gab! Er hatte mir den Auftrag gegeben! Gut, vielleicht hatte ich auch den falschen Typen erwischt, aber am Ende waren wir doch beide Schuld an dem Schlamassel!

Wie es genau zu dem Missverständnis kam, war unklar. Hatte er mir den falschen Auftrag gegeben? Das falsche Bild? Hatte ich vielleicht den falschen erwischt?

Ich hatte ebenfalls Respekt, wenn nicht sogar Ehrfurcht vor der Mafia und bisher hatte ich mit ihr nichts zu tun und war darüber auch sehr froh. Nur jetzt schien ich aus Versehen ihre Aufmerksamkeit bekommen zu haben. Zwar konnte ich mich gut verteidigen, aber ich würde wohl oder übel Cosmo damit hineinziehen. Und er hatte das mit Sicherheit nicht verdient! Egal was ich tat, ich gefährdete die Leute in meinem Umfeld und sollte besser verschwinden. 

Andererseits könnten sie Cosmo etwas antun, während ich weg wäre. Dann könnte ich ihn nicht beschützen. So oder so, es gab keine perfekte Lösung. Außerdem wäre es absolut widerlich, einfach so zu gehen. Er hatte nur noch mich. Und ich ihn.

Also hatte ich beschlossen Cosmo um Rat zu fragen. Vielleicht wusste er ja was. Oder aber, er würde mir eine saftige Ansage machen.

Bei Cosmos Wohnung angekommen zögerte ich kurz, klopfte dann aber doch. Freudestrahlend machte er mir auf und zog mich am Arm hinein, wobei meine Schusswunde wieder schmerzte.

„Du glaubst nicht, was ich geklaut hab!", rief er begeistert. Unter anderen Umständen wäre ich ja jetzt neugierig, doch ich brachte nicht mal ein Lächeln zustande. „Hey, etwas mehr Begeisterung! Ich hab ne Pizza!" Stolz präsentierte er mir das runde Ding mit Salamischeiben und reichlich Käse.

Doch mir wurde davon nur wieder so schrecklich übel, weswegen ich ins kleine Bad hechtete und mich kurzerhand übergab. Cosmo schien erst sauer über meine Reaktion, aber als er mich dann so elendig am Boden sitzen sah, hockte er sich neben mich.

„Alles okay?", fragte er leicht überfordert und besorgt.

Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nichts ist okay! Gar nichts ist okay!"

„Also, wenn du Pizza nicht magst, dann esse ich sie eben. Und für dich finde ich bestimmt auch noch was, nur-"

Wütend unterbrach ich ihn. „Es geht mir nicht um die Pizza! Sondern darum, dass ich jetzt völlig am Arsch bin, weil so ein scheiß Mafiosi hinter mir her ist!", warf ich meinem Halbbruder vor die Füße.

Eine Weile schien er geschockt, bis er sich fasste. „Okay, jetzt nochmal langsam! Was will er von dir und warum bist du so durch den Wind?"

Kurz atmete ich tief durch, ehe ich mich erhob und zurück ins Wohnzimmer ging. „Der Typ, den ich gestern abgemurkst hab, war der jüngere Bruder eines Mafiosi. Und der will ihn jetzt rächen. Nur dadurch, dass bei dem Auftrag einiges schiefgelaufen ist, weiß er nun, dass ich es war. Wie auch immer. Und Mors ist überall in der Szene bekannt. Kurz gesagt, ich werde jetzt gejagt und wenn ich nichts tu, dann bin ich höchstwahrscheinlich bald tot!"

„Scheiße!", fluchte er. „Und was tun wir jetzt?"

„Ich hatte ja gehofft, dass du ne Idee hast?" Unsicher sah ich ihn an.

Doch von dem Silberhaarigen kam nur ein Schulterzucken. „Leider nein. Aber wir haben wohl keine andere Wahl als die Stadt zu verlassen. Ach was, das Land... ne, eigentlich können wir gleich den Kontinent wechseln."

„Moment, du willst mitkommen?", wollte ich ungläubig, wissen, auch wenn ich das irgendwie gehofft hatte.

„Na aber selbstverständlich! Wer soll denn sonst auf dich aufpassen? Denk ja nicht, dass du einfach ohne mich gehen kannst!", bestimmte er.

„Cosmo, denk nochmal darüber nach. Du würdest alles verlieren! Wir würden ein neues Leben beginnen. Was ist mit Clarissa?", argumentierte ich. Das Letzte was ich wollte, war, dass er am Ende seine Entscheidung bereute.

Doch er ließ sich nicht umstimmen. „Die ist mir egal! Es gibt auf der ganzen Welt schöne Frauen. Und was haben wir hier bitte schon? Nichts! Wir haben zwar keine Ausbildung oder nen Schulabschluss, aber wir haben es bisher auch immer geschafft. Also hör auf, nach Ausreden zu suchen und pack dein Zeug!"

Tja und so gab ich mich geschlagen und wir packten unsere Sachen.

Mein Weg führte mich erstmal nach Hause in meine kleine Müllhalde. Es gab nicht viel, was ich mitnehmen würde, aber die wichtigsten Sachen und mein ganzes restliches Geld packte ich in einen dunklen Rucksack und anschließend holte ich Cosmo ab.

Je schneller wir weg waren, desto besser.

Cosmo hingegen brauchte etwas länger und so half ich ihm. Manchmal musste ich ihn dazu überreden etwas hier zu lassen, wir konnten schließlich nicht alles mitnehmen!

Nach dem Packen sah sich mein Halbbruder nochmal meine Verletzung an, die durch den Stress und die ganze Bewegung nicht gut aussah. Aber immer noch besser als sie normalerweise sollte. Zudem war Cosmo kein Arzt und hatte die Wunde nicht genäht. Also konnte ich nur hoffen, dass sie nicht noch schlimmer wurde oder sich gar entzündete.

Ein letzter Blick in die kleine Wohnung und dann machten wir uns aus dem Staub. 

Sollte uns mal das Geld ausgehen, würde Cosmo sich schon zu helfen wissen. Für den Flug hatten wir immerhin genug. Die gefälschten Papiere hatte Cosmo von Tai besorgt, doch auch er wusste nicht, wohin wir gehen würden. Sicher war sicher. Wir mussten von der Bildfläche verschwinden und das sehr schnell.

Hope in the DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt