Mein Atem ging schnell und meine Lunge brannte. Zudem hatte ich ständig dieses Stechen in der Seite, was definitiv nicht hilfreich war.
Eigentlich war ich ganz fit und längere Strecken waren für mich kein Problem, doch jetzt hatte ich das Gefühl, gleich umzukippen. Das lag aber nicht an meinem Verfolger, sondern an der stark blutenden Schusswunde. Sie war nicht die erste Verletzung dieser Art, nur normalerweise sorgte das Adrenalin dafür, dass ich wenig Schmerz spürte. Jetzt jedoch nahm ich ihn ganz deutlich wahr und versuchte mit ganzer Kraft ein Humpeln zu vermeiden. Schließlich durfte ich nicht langsamer werden!
Den Job hatte ich schon an die tausend Mal gemacht. Es wäre beschämend und unerträglich, wenn ich es jetzt vergeigen würde. Und ganz nebenbei müsste ich dann ins Gefängnis.
Lieber würde ich sterben, als mich der Freiheit berauben zu lassen!
So trugen mich meine Beine einer kleinen, dunklen Gasse entlang. Mein Kopf war ausgeschaltet und meine Priorität war einzig und allein die Flucht. Das war nichts Neues für mich, mein Körper kannte den Ablauf schon. Töten, abhauen, verstecken, eventuelle Wunden versorgen, Lohn holen und dann zum nächsten Auftrag. Immer das Selbe.
Als ich mir sicher war, dass ich meinen Verfolger losgeworden war, blieb ich stehen. Mit zusammengekniffenen Augen blickte ich zurück in die Richtung, aus der ich gekommen war. Doch niemand war da und keine Schritte waren zu hören.
Erleichtert atmete ich aus und ließ mich an der rauen Wand hinuntergleiten. Meinen Kopf lehnte ich nach hinten und schloss die Augen, während meine Arme auf meinen angewinkelten Knien ruhten. Keine Ahnung wie lang ich den Job nun schon machte, aber so knapp war es noch nie. Ich würde sogar sagen, dass ich ein Profi auf dem Gebiet war, aber heute wäre ich wirklich fast abgekratzt! Oder zumindest erwischt worden.
Kritisch sah ich an mir herunter und schob dann langsam mein blutgetränktes Shirt hoch. Das Blut quoll unaufhaltsam aus der Wunde und ein schmerzliches Zischen musste ich krampfhaft unterdrücken, als ich etwas Alkohol auf die Verletzung gab. Zur Not hatte ich immer Hochprozentigen dabei.
Aber nicht um mögliche Verletzungen zu versorgen, sondern im Falle, dass ich erwischt werden würde, noch schnell Etwas trinken konnte und als unzurechnungsfähig galt. Somit würde die Strafe vielleicht etwas abgemildert werden.
Der Alkohol stank ziemlich und vermischte sich mit meinem Blut. Doch es half alles nichts, ich konnte nicht hierbleiben.
Mit den Armen drückte ich mich an der Wand nach oben und hoffte darauf, dass mich meine Beine noch trugen. Langsam und leise schleppte ich mich aus der Gasse und anschließend über die Straße. Nur wo sollte ich jetzt hin? In meine kleine, schäbige Wohnung?
Kurz überlegte ich, kam aber zu dem Entschluss zu meinem Halbbruder zu gehen. Er war ein besserer Mensch als ich, aber dennoch kein Unschuldslamm!
Als Dieb war sein Risiko, welches er einging, kleiner. Zudem hatte Cosmo silbergrau gefärbte Haare und seine grünen Augen verdeckte er mit sehr dunkelbraunen Kontaktlinsen, da er die Farbe hasste. Kurz um, er hatte sein komplettes Äußeres geändert damit er in den Spiegel schauen konnte, ohne an seine Vergangenheit denken zu müssen.
Wir wohnten seit kurzem nicht mehr zusammen, aber waren oft bei dem jeweils anderen, da wir einander brauchten. Und egal wie groß die Not war, am Ende hielten wir immer zusammen!
Ich war mehr als froh, als ich die Straße überquert und die Laternen hinter mir gelassen hatte. Lieber lief ich durch den Park. Hier sah mich niemand und der Weg war kürzer, denn die Straßen Mexikos waren nachts nicht sicher. Vor allem hier in Tepito, eines der ärmsten und gefährlichsten Gebiete.

DU LIEST GERADE
Hope in the Darkness
AcciónAls Auftragskiller und ehemaliger Obdachloser hatte Ace es nicht immer einfach. Seine Weltansicht ist dementsprechend negativ. Doch als er eines Nachts einen entscheidenden Fehler macht und sich ungewollt mit der Mafia anlegt, wird der Jäger zur Fl...