Eine leckere Mahlzeit und einige Minuten später, stand dann Aarón im Türrahmen. „Wie geht's dir, Ace?", fragte er freundlich und langsam konnte ich die Frage nicht mehr hören.
Ich wusste nicht recht, wie ich mich verhalten sollte und stellte stattdessen den Teller auf den Nachttisch. Immerhin wusste ich nicht, was mich jetzt erwarten würde, und somit begab ich mich in eine Art Verteidigungsmodus.
Auch Aarón wirkte unsicher, denn er behielt keinen Blickkontakt und kratzte sich immer mal wieder am Kinn. „Ich denke du weißt, worüber ich mit dir reden möchte."
Schluckend nickte ich. Und wie ich das wusste.
Er setzte sich auf die Bettkante. „Ace, hör zu... ich möchte nicht, dass du dich unwohl fühlst, aber..." Scheinbar fehlten ihm die Worte. „Ich will einfach, dass es jeden in diesem Haus und unter meiner Obhut gut geht und auch, wenn wir uns noch nicht lange kennen, so gehören du und Cosmo auch zu uns. Deswegen kann ich es auch nicht ignorieren, wenn es dir schlecht geht oder ich ein blutgetränktes Handtuch im Bad finde."
Aufmerksam hörte ich dem älteren Mann zu und versuchte anhand seiner Mimik und Stimmlage herauszufinden, wie er über die Situation dachte und wie ich am besten Handeln sollte. Doch so sehr ich auch suchte, ich konnte keine bösen Absichten erkennen. Nur Sanftheit und Wohlwollen...
„Mir war schon gestern klar, dass es dir nicht gut geht und, dass da mehr dahintersteckt. Nur wollte ich mir mein eigenes Bild machen und dir die Chance geben, dich zu erklären."
Erwartend sah er mich an. Natürlich wollte er eine Antwort von mir. Auch wollte er meine Reaktion sehen und mein Denken darüber verstehen. Nur wusste ich nicht, wie ich ihm all das erklären sollte.
Sollte ich ihm all meine Probleme vor die Füße werfen? Ihm sagen, wie ich bisher gelitten hatte und wie hart das Leben in den letzten Jahren zu uns war? Oder sollte ich ihm vielleicht sagen, dass er mit unserer Aufnahme seine ganze Familie in Gefahr gebracht hatte und es noch nicht einmal wusste?
Nein. Dann würden wir nur wieder auf der Straße enden!
„Ich kann verstehen, dass du mir nicht voll vertraust. Wie auch? Wir kennen uns erst ein paar Tage", erklärte er weiter, da ich schwieg. „Nur möchte ich dich bitten, es wenigstens zu versuchen. Ich werde euch nicht rauswerfen, nur weil du mir die Wahrheit sagst, Ace. Glaub mir, als ich euch aufgenommen hatte, war mir klar, auf was ich mich da einlasse."
Klar...
„Ihr wart zwei Jungs ohne viel Gepäck, die keinen Plan hatten, was sie hier wollen und was sie hier erwartet", fuhr er fort.
Ich schnaubte. „Und da hast du eins und eins zusammengezählt. Du hattest Mitleid mit uns. Arme Jungs von der Straße einzusammeln ist eine gute Tat in Gottes Augen, oder?" Irgendwie fühlte ich mich angegriffen. Meine Stimme war vorwurfsvoll und meine Worte ließen Aarón erschrocken den Blick heben.
„Du denkst, ich habe euch nur deswegen aufgenommen? Um vor Gott gut dazustehen?" Seine Augen fixierten mich verletzt und augenblicklich verspürte ich Reue. Er hatte mir nie etwas getan. Und dennoch machte ich ihm Vorwürfe.
„Nein, so war das nicht gemeint. Ich... tut mir leid, Aarón", fügte ich noch niedergeschlagen hinzu. Würde er uns jetzt rauswerfen, wäre das wahrscheinlich mein Ende.
Doch der Mann lächelte. „Ich bin dir nicht böse, Ace. Mir ist klar, dass ihr eine nicht besonders schöne Vergangenheit habt und auch, dass ihr uns wahrscheinlich nie einen Einblick gewähren werdet. Nur hatte ich gehofft, dass ihr wenigstens eine bessere Zukunft haben könntet und die Grundlage dafür wollte ich euch einfach bieten. In der Hoffnung, dass ihr dann..." Er brach ab und seine Finger fuhren nervös durch seine Haare. Ich wurde aus dem Mann nicht schlau.
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Hope in the Darkness
AcciónAls Auftragskiller und ehemaliger Obdachloser hatte Ace es nicht immer einfach. Seine Weltansicht ist dementsprechend negativ. Doch als er eines Nachts einen entscheidenden Fehler macht und sich unbewusst mit der Mafia anlegt, wird der Jäger zur Fl...