33. Er hat's verdient!

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Frustriert saß ich auf einer der Bänke vor dem Haus und wartete darauf, dass Keno wieder kam. Manuel war kurz nach meinem Schlag wieder wach geworden und hatte sich auf Julias Anweisung hin, hingelegt.

„Das wird noch Ärger geben", bemerkte Keno, der endlich wiederkam und sich seufzend neben mich setzte.

Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern. „Und wenn schon. Er hat's verdient!"

„Trotzdem, Ace. Es hätte nicht so ausarten müssen." Keno lehnte den Kopf an die Hausmauer hinter ihm und sagte schließlich, „Aber danke für deine Hilfe. Es wäre nur nicht nötig gewesen, Manuel und ich hatten schon öfter Streit."

Zweifelnd sah ich ihn an und wandte dann ungläubig meinen Blick ab. In meinen Augen hatte ich alles richtig gemacht. Nur Julia sah das anders. Als sie wieder da war und von dem Chaos Wind bekommen hatte, war sie sofort an die Decke gegangen.

Der kleine Adrian war schlauerweise ins Haus geflüchtet und wir mussten anschließend das Szenario erklären, wobei Julia uns natürlich nicht zugehört hatte. Ihr Mann sollte das klären, meinte sie. Immerhin hatte er uns auch ins Haus geholt. Das hatte sie zwar nicht so gesagt, aber ihr Blick zeigte ihren Standpunkt.

Keno hatte Manuel ins Haus begleitet und dieser saß jetzt wahrscheinlich mit so einem blauen Kissen am Kopf auf dem Sofa und jammerte herum. Was ein Weichei.

„Was erzählen wir jetzt Aarón?", fragte Keno nervös, der mit dem Knien zappelte und sich sichtlich Sorgen darüber machte, was wohl sein Arbeitgeber davon halten würde.

„Na die Wahrheit, was sonst?"

Keno wurde noch unruhiger. „Aber dann-"

Ein dumpfes Motorengeräusch unterbrach ihn und wir beide sahen zu dem Jeep, der aufs Gelände fuhr und direkt vor dem Haus hielt. Kleine Dreckpartikel flogen durch die Luft und Staub wurde aufgewirbelt, als das große Auto endlich zum Stehen kam.

„Was macht ihr denn hier? Alles okay?", wollte Aarón wissen, der Kenos Sorge bemerkte und zu uns kam, nachdem er ausgestiegen war.

„Naja...", fing Keno an und senkte den Blick.

Genervt stieß ich die Luft aus. „Hatten nur ne kleine Auseinandersetzung mit Manuel."

„Wieso das denn?" Aarón lachte leicht auf, stemmte die Hände in die Hüften und sah mir dabei in die Augen. 

Sein Ausdruck war noch relativ freundlich und er wirkte mehr als ausgeglichen, allerdings hatte ich gelernt, Menschen einzuschätzen und Aarón war eine autoritäre Person, vor der ich zugegeben Respekt hatte.

Unschlüssig sah ich zu Keno. Ich wusste nicht, wie viel ich preisgeben wollte, doch Aaróns Anwesenheit brachte mich schließlich dazu, doch zu antworten. „Er hat Dinge gesagt und getan, die nicht in Ordnung waren", erklärte ich und fügte anschließend beschämt hinzu, „Deswegen hab ich ihm eventuell etwas wehgetan."

In Mexiko hätte sowas damals niemanden interessiert. Dort wurden die Dinge anders geregelt. Auf der Straße musste man sich eben durchkämpfen und meine abgehärtete Art passte einfach nicht hierher.

„Wehgetan?", fragte Julia aufgebracht, die in der Tür stand, da sie offenbar das Auto gehört hatte. „Er war bewusstlos!"

Aaróns Blick wanderte zu mir und ich wurde augenblicklich kleiner. Ich zog das Unglück nahezu an. Wie eine schwarze Katze, die einem Pech brachte. Nur lag das mit Sicherheit nicht an meiner Haarfarbe, sondern an meiner Art und Weise mit Dingen umzugehen.

Warum ich Aarón gegenüber so unterwürfig war, konnte ich nicht genau erklären. Normalerweise ließ ich mir von keinem was sagen! Doch bei ihm war das anders. War es seine Ausstrahlung? Oder vielleicht die Tatsache, dass er uns aufgenommen hatte und durchfütterte? Was es auch war, es veränderte mich und brachte mich dazu, ihn als höherrangig einzustufen.

Hope in the DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt