Am nächsten Tag gehe ich mit Rina früher zur Schule. Ich wollte Akito heute nicht sehen.
„Er hat dich geküsst?!" ruft sie entsetzt, als ich ihr alles erzählt habe, was gestern passiert ist. Ich nicke niedergeschlagen.
„Aber er ist doch dein Bruder..." entsetzt und verwirrt geht Rina neben mir her.
„Das ist in seinem Kopf noch nicht ganz angekommen. Er hat mich erwischt als ich mein Katana geschliffen habe."
„Er hat dein Katana gesehen?"
„Ja. Glücklicherweise kann man die Halterung abschließen. Aber ich bin nicht dazu gekommen es richtig zu schleifen, er hat mich ja unterbrochen."
Den ganzen Tag lang beachte ich ihn nicht, gebe ihm auch nichts von meinem Essen ab, als er wieder in meine Klasse kam und mich danach fragte.
Am Abend schließe ich meine Tür ab und fange an mein Katana zuende zu schleifen. Konzentriert schaue ich mir die Klinge an und suche nach weiteren Kerben. Es klopft, ich erschrecke mich und schneide mich an der Klinge. „Autsch!" Blut fließt meinen Finger herunter.
„Sayoko? Darf ich reinkommen?" Akito...wer auch sonst. Ich lege mein Katana weg und öffne die Tür einen winzigen Spalt.
„Was willst du?" frage ich gereizt.
„Ich möchte mich bei dir entschuldigen, dafür das ich dich gestern geküsst habe. Kann ich reinkommen? Ich hab was für dich." Ich schaue ihn skeptisch an, lasse ihn dann aber rein. Etwas rot im Gesicht steht er vor mir.
„Ich bitte um Entschuldigung für das was ich gestern getan habe. Es war sehr unsensibel von mir." sagt er und schaut zu Boden.
„Es war mein erster Kuss." sage ich ihm noch einmal.
„Das wusste ich nicht! Und ich hätte das auch nicht gedacht, so beliebt wie du bist." sagt er. „Ich hab dir eine Figur gekauft...ich hab gesehen, du sammelst sie." Er zeigt an mir vorbei auf meinen Schreibtisch, auf dem jede Menge kleine Tierfigürchen und Sticker liegen, die ich für ein Videospiel brauche.
„Wow, danke! Die sind aus meinem Spiel!" Meine Augen weiten sich vor Freude. Ich nehme ihn glücklich an mich. Akito bemerkt meinen Finger, als ich die Figur aus seiner Hand nehme, und auch seine Augen werden größer.
„Sayoko, dein Finger...er blutet..." sagt er und sie beginnen zu glänzen. Ich hebe meine Hand.
„Ja, da hab ich mich geschnitten. Ist nichts schlimmes." sage ich.
„Es kann sich entzünden, lass mich mal nachsehen." Sanft nimmt er meine Hand in seine. Er schaut sich meine Wunde an, das Blut tropft. Er erzittert leicht.
„Alles gut?" frage ich ihn. Plötzlich leckt er mein Blut ab. Ein Schauer läuft mir über den Rücken.
„Akito, was soll das?" frage ich erschrocken und ziehe meine Hand weg.
„Dein Blut schmeckt so...süß..." sagt er und schaut mich an. Er sieht auf meinen Hals, leckt seine Lippen. Es kann doch kein...das würde ich doch fühlen...
Sanft schiebt er die Haare an meinem Hals beiseite, öffnet seinen Mund. Ich sehe spitze Fangzähne. Blitzschnell greife ich zu meinem Katana, trete Akito um und halte es ihm an sein Herz.
„Du bist ein Vampir!" stoße ich aus. Er reibt sich seinen Kopf, mit dem er gegen die Wand gestoßen ist.
„Autsch...Das hast du aber spät bemerkt." grinst er. „Verdammt, ich hätte nicht so auf dein Blut reagieren sollen." fügte er, an sich selbst gewandt, noch hinzu.
„Was meinst du?" frage ich angespannt und halte mein Katana fest vor seine Brust.
„Du scheinst unsere Art nicht zu fühlen." erklärt er dann.
„Deine Art?" Will er mich verarschen?
„Es gibt die Vampire die du jagst, die die ihrem Blutdurst nicht widerstehen können und unersättlich morden. Und es gibt meine Art. Wir sind stärker als die anderen, unser Verlangen nach Blut ist nicht so stark und wir können es unterdrücken. Aber wenn wir jemanden wie dich finden...so ein starkes und reines Blut...da dreht selbst der stärkste unserer Art durch." Es gibt andere Arten von Vampiren? Warum habe ich das in meiner Ausbildung nicht gelernt? Wie viele gibt es davon, warum kann ich sie nicht spüren?
„Gibt es viele von euch?" frage ich ihn dann.
„Sogar in deiner Klasse." sagt er.
„Unmöglich! Wieso kann ich euch nicht fühlen?"
„Unser Verlangen dringt nicht so sehr nach außen, wahrscheinlich deswegen. Aber ich verachte auch diejenigen, die für ihren Blutdurst töten." meint er dann. Als ob ich ihm das glauben soll.
„Wie kann ich sicher sein das du nicht nochmal über mich herfällst?" Er schaut zur Seite.
„Ich bin doch dein Bruder...das eben war nur Spaß." sagt er dann und schaut mich lächelnd an. Das ist das erste mal, dass ich ihn lächeln sehe. Ich glaube ihm nicht, und ich vertraue ihm auch nicht. Er ist immer noch ein Vampir, und als meine Schwester sieht er mich ganz bestimmt nicht an.
„Verarsch mich nicht, Akito." sage ich ernst und rücke mit der Klinge ein Stück vor. „Ich bin Vampirjägerin, und ich lasse ganz sicher nicht zu, dass du mir oder Mama was antust, nur weil ich zu leichtgläubig war." Er rollt mit den Augen und zuckt kurz mit den Schultern.
„Das war mir schon fast klar...ich werde wohl nicht drumherum kommen." seufzt er. „Das Amulett in meinem Zimmer. Damit kannst du mich an dich binden."
„Dich an mich binden?"
„Ich weiß, dass du Vampire jagst, die morden. Wir kennen dich schließlich. Deinen Geruch vergisst man nicht. Du bist eine der besten Vampirjäger hier im Umkreis. Ich kann mit dir einen Vertrag eingehen, damit du sichergehen kannst, dass ich niemanden umbringen werde. Außerdem... will ich mich mit dir zusammentun. Ich kann dir die Kraft geben dich zu heilen. Ich will diese lästigen, stinkenden Mörder auch zur Strecke bringen. Man muss nicht töten, um Blut trinken zu können." Überrascht sehe ich ihn an, werde aber gleich wieder ernst und skeptisch.
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My bitey Brother
VampireAls Sayokos Vater von einem Vampir ermordet wurde, begann sie die Ausbildung zur Vampirjägerin. Ihre Mutter hatte in der Zeit einen neuen Freund gefunden, und mit Sayokos neuem Vater bekam sie auch einen Bruder: Akito. Dieser geht nicht nur auch auf...