03 | ritter und schurken

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E l i z a

Leider Gottes wird aus der Ruhe nichts, wie ich schnell feststellen muss und hätte ich gewusst was passieren wird, wäre ich wohl gleich verschwunden.

Ich habe mich an die Theke gelehnt, mit dem Barkeeper Blickkontakt hergestellt und meine Bestellung aufgegeben, da werde ich unsanft aus meinen Grübeleien gerissen und von der Seite angesprochen. Überrascht zucke ich zusammen. Himmel, warum schleichen sich manche Menschen immer an ?!

„Eliza, was ein Zufall das ich dich hier treffe.", säuselt mir eine leider allzu bekannte Stimme, viel zu nahe an meinem Ohr. Prompt stellen sich die feinen Härchen in meinem Nacken alarmiert auf und meine Füße weichen selbstständig einige Schritt zurück.

Oh nein ! Einfach nein ! Dieser Idiot hat mir gerade noch gefehlt. Jetzt mal ehrlich stand heute irgendwo in der Zeitung Arschloch-Tag, dass sie alle aus ihren Löchern gekrochen kommen und meinen mich belästigen zu müssen ?!

Ruhig Eliza, ganz ruhig. Befiehlt mir meine innere stimme.

„John", sage ich distanziert und halte weiterhin genügend Abstand zwischen uns. Der Typ zählt wohl zu den größten Arschlochern, die ich kenne und das soll schon was heißen.

Wir sind früher zusammen zur Schule gegangen, doch im Gegensatz zu mir, ist er aufgeblasen, hochnäsig und aalglatt. Ein richtiger Snob, der sich auf dem Namen seiner Familie ausruht und denkt das er etwas besseres wäre.

„Ja es muss wahrscheinlich wirklich Schicksal sein, dass du mich auf der Geburtstagsfeier meines Vaters triffst, auf dem Anwesen meiner Familie, definitiv !", sage ich sarkastisch und verdrehe innerlich meine Augen.

Doch natürlich nimmt mich John Wilson ernst und nickt bestätigend. Mir fällt nichts anderes ein, als den 24 jährigen stumm, aus zusammengekniffenen Augen zu betrachten und ungläubig meinen Kopf zu schütteln. Ich meine, ich weiß, das er nicht der hellste ist, aber so dämlich kann nicht mal er sein ?! Oder eben doch !

Mit den nach hinten frisierten hellbraunen Haaren, die durch das viele Gel immer fettig und ungepflegt aussehen, dem aufdringlichen Verhalten und dem viel zu übertriebenen Parfüm, steht er für all das, was einem Mann in meinen Augen unattraktiv macht. Mein Gott, was habe ich nur getan, um das hier zu verdienen.

Es ist nicht das erste Mal, dass er mich auf seine plumpe Art anbaggert oder mich auf ein Date eingeladen hat. Ehrlich gesagt versucht er es schon seid er 16 ist wiederholt, aber wie jedes mal, gehe ich gar nicht erst darauf ein und blocke jeglichen Versuch ab.

Auch wenn Marge der Meinung ist, dass er hervorragend zu mir passen würde und ich mich doch nicht so anstellen soll. Offensichtlich ist sie der Ansicht, das ich keinen besseren Mann finden kann. Obwohl ich nichtmal die Absicht habe einen Mann zu finden, ich bin bisher prima alleine zurecht gekommen.

Doch um auf Thema zurück zu kommen, ich steche mir lieber beide Augen aus und fresse meine High Heels, als mich mit diesem Idioten auch nur einen Abend freiwillig zu treffen. Da sind mir sogar die Blinddates lieber, die Granny und Hannah gelegentlich und ungefragt für mich arrangieren.

Genervt, dass John meine offensichtliche Abneigung ihm gegenüber einfach nicht versteht, verdrehe ich die Augen und fange den mitleidigen Blick des Barkeepers auf, der mir just in dem Moment meinen Drink vor sie Nase stellt. Zum Glück. Als wäre das Glas ein Rettungsring kralle ich mich daran fest und hoffe auf das beste.

Danke forme ich noch stumm mit den Lippen, was er mit einem verwunderten nicken zur Kenntnis nimmt. Niemand der hier Anwesenden bedankt sich groß beim Hauspersonal, obwohl es meiner Meinung nach allein der Anstand gebietet. Doch meistens werden diese hart arbeitenden Menschen wie Mobiliar behandelt, sie sind immer da und durchaus notwendig, werden aber nicht wirklich beachtet.

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