Back To You

11 | kreuzverhöre und vollmachten

A l e x a n d e r

Unten vor ihrem Büro angekommen, steht der schwarzen SUV für uns bereit und Jones große Gestalt, öffnet stumm die hintere Tür, als er uns näher kommen sieht. Gezielt laufen wir auf ihn zu, doch ehe einer von uns einsteigen kann, bleibt Eliza stehen und mustert meinen Bodyguard mit schief gelegtem Kopf.

„Hey, ich habe mich das letzte mal überhaupt nicht vorgestellt. Ich bin Eliza Evans, aber Elli reicht vollkommen aus.", sagt die zierliche Brünette freundlich lächelnd und hält dem breiten Mann auffordernd eine Hand entgegen, als würde sie das jeden Tag machen.

Im ersten Moment ist Jones wohl genauso perplex wie ich, dass sie ihm einfach so die Hand entgegen streckt und keinerlei Scheu vor seiner doch ziemlich einschüchternden Gestalt zu haben scheint. Denn Jones starrt ihre zierliche Hand einen Moment vollkommen entgeistert an, ehe er sich fängt, mir einen vorsichtigen Blick zuwirft und ihre Hand, wenn auch etwas zaghaft, ergreift.

„Jones, Miss Evans.", stellt er sich ihr distanziert, aber höflich vor. Sein kurz angebundenes Verhalten scheint Eliza überhaupt nicht zu stören und sie schüttelt breit lächelnd seine Hand. Jones hingegen ist es richtig anzusehen, das er von Elizas Art etwas überfordert ist und ich glaube ich habe diesen Mann noch nie so erlebt, es ist fast so, als würde Eliza ihn ein wenig einschüchtern und muss mir ein grinsen verkneifen.

Und mal wieder muss ich feststelle, dass Eliza Evans eine der wenigen Frauen ist, die jeden Menschen gleich behandelt und keinerlei Unterschiede macht und mich damit wohl in vielen Situationen wirklich überraschen kann. Niemand mit ihrem Familiären Status oder ihrem Vermögen würde einem Fahrer oder Bodyguard zur Begrüßung die Hand reichen oder ihm gar das Du anbieten.

Dieses Klischeehafte Kistendenken wird den meisten nämlich schon mit der Muttermilch eingetrichtert. Ich selber wurde diesbezüglich Gottseidank verschont, aber es gibt genug Menschen die sich etwas darauf einbilden, dass sie auf ihre Art zu den Brahmanen unserer Gesellschaft sind und sich daher das Vorrecht rausnehmen andere Menschen von oben herab zu behandeln.

„Elli.", beharrt Eliza schmunzelnd, während sie elegant auf die Rückbank gleitet und sofort den brandneuen Kindersitz erblickt, der hinter dem Fahrersitz montiert wurde. Jones hat ganze Arbeit geleistet und das beste und wohl auf teuerste Model besorgt. Aber das soll mir nur recht sein, Hauptsache Jamie ist dadurch im schlimmsten Fall am besten geschützt.

Leicht schmunzelnd wende ich meinen Blick wieder nach vorne und nehme gezwungener Maßen auf dem Beifahrersitz platz. Als alle sitzen, startet Jones den Wagen und manövriert uns geübt durch den dichten Verkehr. Manchmal ist es wirklich ein Nachteil in Chicago mit einem eigenen Auto unterwegs zu sein. Die Stadt ist im wahrsten Sinne des Wortes am überlaufen und während der Verkehr morgens recht zügig fließt, wenn alle wissen wo sie hin müssen, setzt spätestens ab 14:30 Uhr die Rush Hour ein und dann wird es eng auf den Straßen.

„Ist Jones ihr vor oder Nachname ?", fragt Eliza plötzlich in die Stille. „Und wenn ich fragen darf, wie alt sind sie ?"

„Was soll das werden ? Ein Kreuzverhör ?", frage ich sie und drehe mich dabei zu ihr um, sodass ich mir sicher sein kann, dass ich mir dabei einen steifen Nacken hole oder mir zumindest 100 verschiedene Muskeln zerre.

„Naja, wenn ich davon ausgehe, das du Jamie ab jetzt wirklich regelmäßig sehen willst, dann wird Jones wohl ebenfalls anwesend sein oder nicht ?!", erklärt sie gerade heraus und augenblicklich überzieht ein leichter rotschimmer ihre Wangen, während sich entschuldigender Blick auf ihrem  Gesicht breit macht. „Oh...bitte entschuldigen Sie mir meine etwas direkte Herangehensweise Jones ! Vielleicht ist es die genetische Kombination aus rüpelhafter Amerikanerin und temperamentvoller Spanierin, doch ich habe einfach diese blöde Angewohnheit, wenn es um Jamie geht, so lange zu bohren und alles zu hinterfragen, bis ich Antworten habe."