16 | ehrlichkeit

5.8K 157 3
                                    

E l i z a

Nachdem wir zu Ende gegessen und aufgeräumt haben, setzen wir uns noch alle zusammen aufs Sofa. Während die beiden Männer sofort wieder über meine Juristische Situation diskutieren, unterhalten Olivia und ich uns vor allem über den fünf Monate alten Aiden, Jamie, aber auch ihre und meine Arbeit. Nicht zu glaube, aber Olivia ist mit ihren jungen fünfundzwanzig Jahren Designerin und hat ihr eigenes kleines Modelabel, was ich wirklich beeindrucken finde.

„Ich muss kurz telefonieren.", entschuldige ich mich bei ihr und laufe in die Küche, um Hannah in aller Ruhe anzurufen, die heute Abend kurzfristig auf Jamie aufpasst.

„Hey süße.", begrüßt mich meine beste Freundin sofort und ich lehne mich entspannt an die Küchenzeile.

„Hey, ich wollte nur mal hören, ob bei euch alles in Ordnung ist.", sage ich und lasse meinen Blick, aus dem Fenster, über die mittlerweile dunkle und gleichzeitig funkelnde Stadt wandern. Ich war schon damals kein sonderlich großer Fan von diesem Apartment, aber diese atemberaubend schöne Aussicht von hier oben, bei der man das Gefühl bekommt über ganz Chicago blicken zu können, rückt das protzige Apartment wieder in ein ganz anderes Licht. Ehrlich gesagt bin ich davon ausgegangen, dass Alexander die Wohnung bei seiner Abreise verkauft hat, doch scheinbar lag ich da falsch.

„Jamie ist vor ungefähr einer halben Stunde eingeschlafen, nachdem wir eine kurzfristige Großraum Suchaktion nach ihrem weißen Hasen einleiten mussten.", erzählt sie und sofort bin ich alarmiert. Jamie vergöttert dieses Stofftier und immer wenn es verschwindet, bricht das absolute Chaos aus.

„Ich komme nach Hause !", sage ich ernst und will schon auflegen.

„Nein, es ist alles bestens, Eliza.", hält sie mich zurück. „Wir haben den flüchtigen Hasen unter den Zierkissen im Wohnzimmer gefunden und wie gesagt, Jamie schläft mittlerweile tief und fest und mit ihrem Hasen im Arm."

„Gut, ich werde aber trotzdem bald nach Hause kommen, versprochen.", meine ich schwer seufzend und fahre mir durch die Haare. Ich habe nämlich ein schlechtes Gewissen, dass sie so kurzfristig das babysitten übernehmen musste und außerdem finde ich es überhaupt nicht gut, dass Jamie den zweiten Abend in folge ohne mich ins Bett gehen muss, obwohl sie heute Nachmittag extra betont hat, dass sie kein kleines Mädchen mehr sei und dennoch bin ich nicht gerade glücklich darüber.

„Ach lass dir ruhig Zeit und hab einen schönen Abend.", erwidert sie leicht lachend. „Und damit wir uns verstehen, ich möchte später jedes noch so dreckige und verstaute Detail von dir hören !"

„Es wird keine dreckigen und versauten Details geben.", murre ich augenverdrehend, was sie noch mehr zum Lachen bringt. „Ich lege jetzt auf."

„Jaja, schöne Grüße an deinen heißen Märchenprinz.", ruft sie noch, doch ich lege nur kommentarlos auf und mache mich wieder auf den Weg ins Wohnzimmer. Überrascht schaue ich mich um, als ich bloß Alex auf dem Sofa sitzen sehe, der seinen Neffen liebevoll im Arm hält.

Aiden sieht seinen Onkel aus großen blauen Augen an und versucht sich gleichzeitig eine seiner kleinen Fäustchen in den Mund zu schieben. Er ist wirklich bezaubern und Alex scheint auch vollkommen gefesselt von dem kleinen Jungen und sieht ihm gebannt zu. Kein Wunder, Aiden ist wirklich ein kleiner Herzensbrecher.

„Wo sind Olivia und Colin ?", frage ich beim Näherkommen, mit gedämpfter Stimme, um ihn und das Baby nicht zu stören oder zu erschrecken.

„Die haben sich schonmal etwas hingelegt und genießen die Ruhe.", flüstert er zurück, ohne den Blick von Aiden zu nehmen. „Wen hast du angerufen ?"

„Hannah.", antworte ich ihm ehrlich. „Ich wollte hören, ob mit Jamie alles in Ordnung ist."

„Und ?"

Back To YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt