33 | das geständnis und der schlussstrich

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A l e x a n d e r

„Hast du heute schon was gegessen, Kleines ?", frage ich sanft nach, nachdem ich losfahre und bekomme nach einigen Sekunden ein kaum wahrnehmbares Kopfschütteln.Seufzend sehe ich zu ihr, bevor ich mich wieder auf den Verkehr konzentriere.

Eliza vergießt schweigend Tränen und starrt nach draußen und ehrlich gesagt mache ich mir mit jeder vergehenden Sekunde mehr Sorgen um sie. Sie wirkt heute einfach zerbrechlich. Völlig erschöpft, als könnte ihre Trauer sie jeden Moment einfach in tausend winziger Teile zerspringen lassen und obwohl ich sie nicht zum ersten Mal so sehe, bricht es mir das Herz und zerreißt mich innerlich, wenn ich sie so sehe. So tief traurig und voller Schmerz. Niemand hat diesen Schmerz verdient, vor allem nicht Eliza und ich würde alles in meiner Macht stehende tun, um ihr diese unfaire Bürde, die ihr das Leben auferlegt hat, abzunehmen, doch das kann es leider ich nicht.

„Ich bin hier, Kleines.", flüstere ich in die Stille und lege ihr etwas zaghaft meine rechte Hand auf den Oberschenkel. Am liebsten würde ich einfach rechts ranfahren, um sie wieder an mich ziehen zu können, sodass sie vollkommen umhüllt in meinen Armen liegt und sie trösten, aber ich denke es ist besser, wenn wir erstmal nach Hause fahren. „Du kannst mit mir reden oder nicht, aber ich bin hier und höre dir zu, wenn du reden willst."

„I-Ich-ich w-weiß.", bringt sie unter jeder Menge weiterer Tränen hervor und klammert sich dann mit beiden Händen an meine, als wäre sie ihr letzter halt.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, bringe ich uns zu mir und parke den Wangen in der Tiefgarage. Ich beobachte sie noch einen Moment, aber als sie keinen Versuch unternimmt sich abzuschnallen und stattdessen weiterhin stumpf aus der Fenster sieht, steige ich schließlich seufzen aus und umrunde den Wagen. Schnell öffne ich ihre Tür und ohne sich zu wehren, lässt sie sich von mir aus dem Auto ziehen und zum Fahrstuhl bringen, der uns direkt ins Apartment bringt.

„Du solltest etwas essen.", sage ich bestimmt und ziehe Schuhe und Mantel aus. Währenddessen befreit sich auch Eliza mechanisch aus ihrem Mantel, streift ihre High Heels an und legt die Handtasche zur Seite, bevor sie einfach nur steif dasteht.

„Ich habe keinen Hunger.", murmelt sie nach einigen Minuten ohne jegliche Reaktion und sieht mich das erste mal, seitdem ich sie vor dem Friedhof in die Arme genommen habe, direkt an. Große dunkle Schatten liegen unter ihren großen, verweinten braunen Rehaugen und dennoch sind sie wunderschön und ich versinke nach und nach in ihnen.

„Das verstehe ich, aber du musst was essen, Kleines ! Wie wäre also es mit Eiscreme ? Vielleicht fühlst du dich nach einer großen Portion hiervon besser ?", schlage ich vor, ziehe sie mit mir in die Küche und hole eine große Packung aus dem Tiefkühlfach.

„Schokoladeneis, mit extra Schokostückchen ?", fragt sie nachdem sie die Packung genauestens inspiziert hat. „Du stehst doch gar kein Schokoladeneis, sonder bist eher der Vanille Typ."

„Stimmt und ich kenne auch niemanden sonst der so viel Schokolade auf einmal, ohne einen Zuckerschock zu bekommen, essen kann, aber es ist deine Lieblingssorte und ich habe sogar noch zusätzlich Schokoladensoße besorgt.", versuche ich sie weiter zu locken, denn ich bin schon froh wenn sie heute überhaupt irgendwas zu sich nimmt.

„Es ist auch Jamies Lieblingssorte.... aber-aber es gibt auf der ganzen Welt nicht genug Eiscreme, damit es mir besser geht.", schnieft sie herzzerreißend und zum Ende laufen ihr neue Tränen übers Gesicht.

„Ist schon okay, Kleines ! Bitte nur nicht weinen...bitte.", flehe ich sie an und will schon die ungeöffnete Packung zurück stellen, als sie mir regelrecht aus der Hand gerissen wird.

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