29 | meine mädchen

5.1K 167 0
                                    

A l e x a n d e r

Leicht abgehetzt durchschreite ich denn Saal, das Hotels, in dem meine Mutter heute ihren großen Abend veranstaltet. Gott, ich könnte mich selbst und meinen Mandanten dafür Ohrfeigen, das ich nicht nur eine ganze Ecke zu spät komme, sonder auch noch Eliza so kurzfristig versetzen musste. Vor allem, da ich weiß, wie ungern sie auf solche Veranstaltungen geht und sie eigentlich überhaupt nur meinetwegen hier ist.

Schon während ich an der gefüllten Tanzfläche vorbei schreite, finde ich sie, wie immer sofort, und sehe sie mit meinen Eltern an einem der Tische sitzen. Wenigstens kann ich jetzt ein kleinen wenig erleichtert aufatmen, als mir klar wird, dass meine Familie sie in ihre Mitte genommen haben wird und sie nicht vollkommen alleine ist.

Als hätte sie auch meine Gegenwart gespürt, dreht sie ihren Kopf in meine Richtung und findet mich wenig später, mit ihren dunkelbraunen Rehaugen, zwischen den verschiedenen Leuten. Ich muss ganz automatisch breit vor mich hin grinsen, als ich ihr vertrautes, zartes Lächeln sehe, mit dem sie mich betrachtet.

„Alexander.", begrüßt mich letztlich mein Vater als erstes, nachdem er Elizas Blick gefolgt ist und auch meine Mutter sieht zu mir auf, während ich endlich neben meinem Mädchen zum stehen komme. So nah, das ich ihren unwiderstehlichen Geruch riechen und sie beinahe unter meinen Fingern spüren kann.

„Mom, Dad, Kleines.", begrüße ich sie nacheinander und hauche sowohl meiner Mutter, als auch Eliza einen liebevollen Kuss auf die Wange. Als ich jedoch Elizas weiche Hauch spüre, läuft mir prompt ein angenehmer Schauer über den Rücken und ich merke wie sich jedes noch so kleine Härchen auf meinem Körper aufstellt. Ich genieße ihre Anwesenheit mit jeder faser meines Seins und will diese Frau so sehr, das ich es mittlerweile nur noch schwer unterdrücken kann und dennoch reiße ich mich zusammen und richte mich wieder auf.

„Du hast meine Rede und das Essen verpasst, Alexander ! Außerdem hast du unsere wunderschöne Eliza fast den ganzen Abend alleine gelassen !", wirft Mom mir tadelnd vor und hat dabei diesen strafenden Blick drauf. Diesen Blick hatte sie schon damals, als ich noch ein abgebrochener drei-Käse-hoch war und es noch unglaublich lustig fand, plötzlich hinter Ecken hervorzuspringen und sie halb zu Tode zu erschrecken.

„Das hatten wir doch heute schonmal, Lillian, du musst dir meinetwegen wirklich keine Sorgen !", sagt Eliza beruhigend und weil ich keine Ahnung habe wovon sie überhaupt sprechen, ziehen sich meine Augenbrauen ganz automatisch zusammen. Doch im Endeffekt schüttelt meine Mutter ihren Kopf, hebt einen ihrer Finger und lässt meine Aufmerksamkeit damit wieder zu sich schwenken.

„Nichts da, Liebes, ich habe meinen Sohn anständig erzogen und ihm Manieren beigebracht !", kontert sie unnachgiebig und hat damit vollkommen recht. Vor allem meine Mutter, aber auch meine Vater, haben mich zu einem höflichen und zuvorkommenden Gentleman erzogen.

„Du hast vollkommen recht, Mom ! Es tut mir unfassbar leid, dass ich dich solange alleine gelassen habe, Eliza, und es tut mir auch leid, dass ich deine Rede und das Essen verpasst habe, Mom, aber ich bin mir sicher, alles war so hervorragend, wie immer.", gebe ich zu und obwohl sie es offenbar angestrengt versucht, schafft sie es danach keine fünf Sekunde finster vor sich hin zu starren, bevor ihr Blick sanfter wird und sie liebevoll nach meiner Hand greift.

„Soll ich dir noch was zu essen holen lassen ?", fragt sie mich versöhnlich, was wohl einen sprichwörtlichem Olivenzweig gleichkommt. Dennoch schüttele ich verneinend und einem hoffentlich dankbaren Ausdruck meinen Kopf und lasse mich stattdessen auf den Stuhl, neben Eliza, fallen.

Back To YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt