15 | die carters

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E l i z a

Begleitet von einem beinahe schon nervtötenden flattern im Magen und einem etwas zu schnell schlagendem Herz, betrete ich um kurz vor halb sieben das nur allzu bekannte, moderne Hochhaus, indem sich Alexanders Apartment befindet. In letzter Zeit waren Jamie und ich des Öfteren hier, um ihn zu besuchen, doch es fühlt sich jetzt einfach anders an. Jetzt, wo ich alleine auf dem Weg zu ihm bin und die viele Erinnerungen zurück kommen. Erinnerungen die vor allem mit uns zutun haben. Hier haben wir das erste mal in dem selben Bett geschlafen, hier haben wir zusammen gelacht und sind uns langsam immer näher gekommen.

Versucht ruhig durchquere ich die schlichte Eingangshalle und dennoch weiß ich, dass es eigentlich zwecklos ist. Den ganzen Tag schon sind meine Gedanken immer wieder zu Alex und unserer Verabredung gewandert und obwohl es mir durch meinen straffen Zeitplan heute gelungen ist die Aufregung größtenteils zu verdrängen, kommt die Nervosität, die durch das Telefonat heute morgen entstanden ist, nun mit geballter Kraft zurück.

Eigentlich wollte Alex mich von zuhause abholen, doch ich war sowieso schon in der Nähe seines Apartments, da ich noch einen wichtigen Termin in einer Galerie hatte und es wäre im Endeffekt wohl mehr als albern gewesen nochmal nach Hause zu fahren, nur um dann zusammen in irgendein Restaurant zu fahren. Der Galerist war zum Glück so freundlich mich dazwischen zu schieben, nachdem ich den ganzen Vormittag einen Termin nach dem anderen hatte und den Nachmittag mit Jamie und Hannah verbracht habe.

„Guten Abend Miss.", begrüßt mich der grauhaarige Portier, wie immer überaus freundlich und nickt mir lächelnd zu.

„Guten Abend.", erwidere ich mit einem etwas wackeligen lächeln und laufe direkt zu dem Fahrstuhl, der einen mit der richtigen vierstelligen Zahlenkombination in Alexanders Wohnung bringt. 1106, wie schon damals.

Doch von Stockwerk zu Stockwerk werde ich nervöser. Mit geschlossenen Augen lehne ich an die kühle Aufzugwand und versuche mein zu schnell schlagendes Herz zu beruhigen. Es ist nur ein einfaches Essen und kein Termin beim Standesamt oder sowas.

Durch das erlösende Ping werde ich aus meinen unruhigen Gedanken gerissen und sofort öffne ich meine Augen wieder, stelle mich gerade hin und warte bis sich die Aufzugtüren vor mir fließend öffnen. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem was ich gerade zu Gesicht bekomme und augenblicklich überkommt mich das Bedürfnis mich selber zu kneifen, nur um zu überprüfen, ob ich nicht vielleicht träume.

Doch nein, ich bin mir sicher, das die große, langbeinige, schwarzhaarige Schönheit die da Barfuß, in kurzer Jogginghose und einem Männer T-Shirt vor mir steht und sich in Alex Wohnung mehr als wohl zu fühlen scheint, mehr als real ist. Ihre noch feuchten schulterlangen Haare zeigen jedem deutlich, dass sie bis vor kurzem wohl noch unter der Dusche gestanden haben muss und trotzdem sieht sie einfach nur umwerfend aus und als würde sie in kürze über einen Pariser-Laufsteg schweben, was mich schwer schlucken lässt.

Aufmerksam und freundlich betrachtet sie mich und scheint darauf zu warten, dass ich irgendwas sage. Aber ich bin wie erstarrt, kann keine sinnvollen Sätze bilden und spüre gleichzeitig, wie mein Herz sich schmerzhaft zusammenzieht.

„Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen ?", fragt sie lächelnd und natürlich muss ihre Stimme auch noch engelsgleich sein und mir noch deutlicher zeigen, was für eine Idiotin ich eigentlich bin.

Ich könnte mich selbst Ohrfeigen, für meine Naivität und Dummheit. Ich hätte niemals hier her kommen sollen, denn natürlich hat er eine Freundin ! Jetzt ist mehr als klar, dass Alex und ich nur eine Vergangenheit haben, eine gemeinsame Tochter, und nichts weiter. Dennoch verstehe ich einfach nicht, was Alex dann mit dieser ganzen Date-Sache bezweckt hat. Bin ich ihm so egal oder will er mich damit vielleicht Demütigen, indem er mir seine neue Model-Freundin vorsetzt ?!

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