Back To You

06 | attraktive kerle

E l i z a

„Ich weiß, du hast heute viel zutun und willst nicht gestört werden Eliza, aber hier ist ein attraktiver Kerl für dich.", erklingt nach einem zögerlichen klopfen die leise Stimme meiner Assistentin, Page.

Auch ohne von meinem Laptop aufzusehen, weiß ich, dass sie auf eine Antwort oder wenigstens ein Brummen meinerseits wartet. Das macht sie immer und normalerweise schätze ich das, doch im Moment steht mir der Kopf einfach wo anders.

Als ich heute morgen ins Büro gekommen bin, war mein Postfach dabei überzulaufen und das obwohl ich erst am Samstag, nachdem Alex gegangen ist, meine E-mails gelesen und beantwortet habe. Aber scheinbar haben sich heute alle Galeristen dieser Welt gegen mich verschworen oder wollen mich wenigstens in den Wahnsinn treiben.

Ich bin schon den ganzen Vormittag damit beschäftigt Ordnung ins Chaos zu bringen oder wenigsten sowas ähnliches. Sogar Page habe ich für heute zusätzlich alle meine Termine absagen lassen und gerade bin ich dabei eine sehr sehr wütende E-Mail zu verfassen, die meinen Unmut hoffentlich, unmissverständlich, deutlich macht.

Ein typischer Montag eben.

„Habe ich nicht bestellt, schickt ihn wieder weg.", murmele ich abwesend, bis die Worte meiner Assistentin in meinem Hirn ankommen und ich nun doch abrupt den Kopf hebe und sie verwirrt ansehe „Hast du gerade attraktiver Kerl gesagt oder drehe ich jetzt vollkommen ab ?"

Meine junge Assistentin fängt an zu kichern, als sie meinen perplexen Gesichtsausdruck sieht und nickt als Bestätigung. Sowas passiert öfters, wenn ich vollkommen in meine Arbeit vertieft bin. Ich nehme alles nur noch durch einen Nebel wahr, vergesse die Zeit, zu essen oder zu trinken und ohne Page wäre ich sicherlich schon kläglich verhungert.

Sie macht den Job zwar erst seid drei Monaten, aber schlägt sich bislang ziemlich gut und bis auf ein paar Kleinigkeiten bin ich wirklich beeindruckt. Doch ich vermisse meinen früheren Assistenten Mateo Sanchez.

Er war schließlich nicht nur mein Assistent und der beste in seinem Job, sondern ist auch mein bester Freund, natürlich neben Hannah. Mateo wusste schon bevor ich es wusste, was ich brauche und wann ich es brauche. Wir waren ein eingespieltes Team und es war ein ziemlicher Schlag, als er sich dazu entschlossen hat, auf unbestimmte Zeit seine Familie in Spanien zu besuchen.

Aber aufhalten konnte ich ihn auch nicht, so sehr mich seine Abwesenheit in beruflicher, als auch privater Hinsicht schmerzt. Wenigstens hat er seiner Nachfolgerin in einem zweiwöchigen Crashkurs alles beigebracht, was sie im Umgang mit mir und im Bezug auf ihren Job wissen muss. Ich meine sogar einen dicken Ordner, mit der sehr subtilen Aufschrift 'Eliza Evans für Anfänger' gesehen zu haben, obwohl ich nun wirklich nicht so kompliziert bin.

„Äußerst attraktiv sogar und sehr hartnäckig. Er sagt er kenne dich und besteht darauf, dich zu sehen. Alexander McCannen.", reißt sie mich aus meinen Gedanken und lächelt mich vielsagend an, denn natürlich sagt ihr der Nachname etwas. Wie könnte er auch nicht, fast jeder kennt diesen Namen.

Ich hingegen spanne mich bei der Nennung seines Namens an, mein ganzer Körper wird von einer Gänsehaut überzogen und ein angenehmer Schauer läuft mir über den Rücken. Na toll, der hat mir heute auch noch gefehlt. Ernsthaft was habe ich getan ?!

Er ist keine Woche im gleichen Land wie ich und schon treibt er mich an den Rand des Wahnsinns. Wenigstens hat er mich gestern in Ruhe gelassen und nach unserer kleinen Auseinandersetzung am Samstagmorgen, dachte ich auch, dass das so bleibt.

Doch scheinbar will er jetzt sein Versprechen oder seine Drohung wahr werden lassen und mich dazu bringen, ihm zu verzeihen. Das er dabei gegen Windmühlen kämpft, hat er scheinbar noch nicht begriffen oder er unterschätzt einfach meine Selbstschutz-Mechanismen.