30 | mateo

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E l i z a

Die letzten Tage sind mal wieder wie im Flug vergangen und ich weiß gar nicht wo die ganze Zeit schon wieder hin verschwunden ist. Jamie hat sich jedenfalls vollständig von ihrem Fieber erholt, obwohl sie am nächsten Tag noch etwas schlapp war, weshalb wir alles etwas langsamen angegangen sind und einen Familientag, zu dritt, auf dem Sofa verbracht haben.

Trotz der vielen Arbeit, die sich auf meinem Schreibtisch häuft, bin ich heute schon den ganzen Tag dabei gedankenverloren die letzen Umzugskiste mit Ordnern und anderem Büromaterial voll zu stopfen und wünschte mir gleichzeitig, ich hätte Page für heute nicht so vorschnell weggeschickt. Zwei weitere Hände wären jetzt überaus hilfreich. Das Umzug-Unternehmen ist nämlich schon für morgenfrüh bestellt, um sowohl die Möbel, als auch alle Kisten aus dem ehemaligen E.E Artists Büro abzuholen und sie ins neue zu bringen, denn wie sich schon nach kurzer Zeit herausgestellt hat, kann ich einfach nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.

Vor allem in den letzten Wochen ist immer deutlicher geworden, dass es auf dauer mehr als unpraktisch ist, wenn ich gleich zwei Büros, in zwei Unterschiedlichen Gebäuden, in zwei vollkommen verschiedenen Stadtteilen von Chicago habe. Das heißt, ich war eigentlich ständig dabei hin und her zu wechseln und zwischen den beiden Unternehmen zu pendeln, damit ich sowohl E.E. Artists, als auch Evans Advertising gleichzeitig leiten kann.

Und da ich mich nun wirklich nicht zweiteilen kann und auch keine Lust habe mein Büro auf der Rücksitzbank des SUVs, mit dem Jones mich immer noch durch die Gegend kutschiert, aufzumachen, habe ich beschlossen die Büros einfach zusammenzulegen. E.E. Artists wird eine ganze Etage im Evans Advertising Gebäude bekommen und somit bin ich nur noch fünf Etagen und eine Fahrstuhlfahrt von meinem zweiten Büro entfernt, bis mir etwas anderes dafür einfällt und ich jemanden geeignetes finde, der das Management der Kunstagentur übernimmt.

Denn der Momentane Zustand wird auf Dauer keine optimale Lösung sein und ehrlich gesagt habe ich schon einige versuche unternommen, jemanden für den Job zu finden. Jemanden, der sich mit den Künstlern auseinandersetzt, das Tagesgeschäft am Laufen hält und nur noch bei wirklich wichtigen Dingen zu mir kommt. Aber allein wenn ich an das letzte missglückte Vorstellungsgespräch zurück denke, läuft es mir eiskalt den Rücken runter und ich habe das Bedürfnis nach einer Dusche.

„Dein nächster Termin.", verkündet Emilie, nachdem ich sie herein gebeten habe und führt einen pummeligen Mann Mitte vierzig in mein Büro, der den nächsten Bewerber darstellen soll. Er ist mir gleich unsympathisch, als er meiner Assistentin unverhohlen auf den Hintern starrt und auch Emilie scheint alles andere als begeistert, als sie schließlich fluchtartig das Büro verlässt und uns alleine lässt.

„Sie sind eine Frau.", stellt mein gegenüber dann das offensichtliche fest, nachdem er sich endlich von dem Anblick meiner Assistentin losreißen konnte und mich ansieht. Seine Augen weiten sich ungläubig, ehe er sie beinahe gierig über mich wandern lässt und ich kann nicht anders, als mich belästigt zu fühlen.

Der Typ wir mir von Sekunde zu Sekunde unangenehmer und ich weiß jetzt schon, dass ich ihm ganz bestimmt niemals die Leitung von E.E. Artists anvertrauen werde ! Die Agentur ist immerhin quasi wie mein zweites Baby !

„Ja.", bestätige ich seine Aussage trotzdem so nüchtern wie möglich, ehe ich deutlich bissiger fortfahre. „Aber mit diesem Handikap musste ich schon mein ganzes Leben auskommen und ich habe es irgendwann akzeptiert, also wollen sie sich setzen oder dort wurzeln schlagen, Mr. Meroun ?"

„Oh...ähm Verzeihung. Ich meine... ähm... das war nicht so gemeint.", stammelt er überrumpelt von meinem scharfen Tonfall und kratzt sich unhaglich im Nacken. Gut so, denn ich werde mir sicherlich nicht alles gefallen lassen.

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