Kein guter Umgang

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Drei Wochen, vier Dates und einen flüchtigen Kuss auf die Wange später, sitzt du mit einem Eis in der Hand an einer Wand gelehnt da und lässt dir die Sonne ins Gesicht scheinen. Der Tag ist friedlich und später bist du ein weiteres Mal mit Iruka verabredet, der ein Picknick bei Sonnenuntergang vorgeschlagen hat. Du hast nur zu gerne zugestimmt und dein Herz hüpft tatsächlich immer öfter schneller, wenn du an Iruka denkst. So wie jetzt. Du schließt die Augen und fragst dich, ob heute der Tag ist, an dem ihr euch küsst. So richtig. Du merkst, wie deine Wangen heiß werden und grinst, während du deine Lippe zwischen die Zähne nimmst und daran knabberst. Wie es sich wohl anfühlen wird, von ihm geküsst zu werden? Kurzerhand beschließt du - sollte er heute die Initiative nicht ergreifen-  selbst den ersten Schritt zu machen.

Plötzlich schiebt sich ein Schatten vor dich und du verzeihst das Gesicht. »Siehst du nicht, dass ich Sonne tanke? Sie zu, dass du einen Schritt zur Seite machst, Obito. Ich sitze hier im Übrigen schon zwanzig Minuten und warte auf dich. Nur so als Randinformation.«

Eine viel zu dunkle Stimme, die definitiv nicht Obitos ist, antwortet dir. »Wenn das so ist, wirst du noch warten müssen. Uchiha lässt sich entschuldigen.«

Dein dummes Herz macht einen schmerzenden Sprung, als du die Augen öffnest und Kakashi ansiehst. »Was willst du?«

Er zieht eine Braue hinauf. »Das ist nicht unbedingt eine freundliche Begrüßung.«

»Du bist auch nicht die Person, die ich sehen will. Ich bin mit Obito verabredet, nicht mit dir.«

»Und warum?«

»Warum was? Ich verabredet bin? Das geht dich ja wohl kaum etwas an«, gibst du zurück und stellst dich hin, damit Kakashi nicht so auf dich hinabsehen kann. Es ändert zwar nicht wirklich viel, denn er ist immer noch ein gutes Stück größer als du, doch so fühlst du dich nicht ganz so ... klein.

»Ich will wissen, warum ich nicht die Person bin, die du sehen möchtest«, entgegnet er und bringt dich damit ein wenig aus dem Konzept.

Du siehst ihn an und suchst in seinem Blick nach der üblichen Arroganz, doch außer einem nicht einzuordnenden Funkeln, erkennst du nichts in seinem dunkeln Blick. Du räusperst dich und beschließt, besser gleich eine gewisse Angriffshaltung zu gehen. Die Jahre mit ihm als Teamkameraden haben dich gelehrt, dass wenn Hatake einmal etwas wissen möchte, er so schnell nicht aufgibt. Also ist Vorsicht besser als Nachsicht.

»Muss ich dir wirklich noch erklären, warum ich deine Gesellschaft im Moment nicht schätze?« Er kneift die Augen zusammen, aber du redest weiter, während du dich an ihm vorbeischiebst, das Eis in die nächste Tonne schmeißt und losgehst. Wohin ist erst mal völlig egal. Hauptsache in Bewegung bleiben und so wenig Blickkontakt wie nötig zu ihm halten. »Als Erstes wäre da mal die Tatsache, dass du nicht wirklich der freundlichste Shinobi bist, was deine Gesellschaft wiederum wenig amüsant macht. Dann hast du nie Wert darauf gelegt, Zeit mit mir zu verbringen. Warum sollte ich das also jetzt wollen? Hinzu kommt, dass du selbst ja keinen Wert auf meine Gesellschaft legst.«

»Wer behautet das?«

Du schnaubst und Wut sammelt sich in deinen Bauch. »Was soll der Scheiß, Kakashi? Geh doch bitte einfach weg, nerv jemand anderen und lass mich in Ruhe! Du hast mich nur beachtet, wenn es um das Team geht, sonst nicht. Was soll ich denken? Wir sind keine Freunde. Du und Obito, ja. Asuma, Kurenai, Gai, Iruka, Yamato und du, ja. Ihr seid Freunde. Du und ich? Nein.« Den nächsten Satz denkst du dir, denn zu sagen traust du dich nicht. Nach der Prüfung sind wir einander nichts mehr schuldig. Dann ist das Team unnötig und du kannst Alleingänge starten, oder jemand anderes nerven. Denn ganz sicher werde ich Vater um eine neue Gruppe bitten.

Anstatt zu gehen, wie du es erwartet hättest, läuft Kakashi weiter unerschüttert neben dir. Er schweigt jetzt und die eigenartige Spannung bleibt. Sie nimmt sogar zu. So wie dein Zorn auch. Was dachte sich der Esel eigentlich? Er benimmt sich jahrelang wie ein einfacher Shinobi-Kollege und jetzt soll ich mich vor ihm rechtfertigen? Nachdem, was er gemacht hat? Niemals!

Aber warum schlägt dein Herz dann so verdammt schnell? Weshalb schmerzt es bei jedem Schritt? Weswegen beginnt dein Puls zu rasen, wenn du seinen Geruch wahrnimmst?

»Was hast du heute noch so vor?«

Was soll das denn jetzt? »Nicht, dass es dich etwas angeht, aber ich treffe mich mit Iruka. Und du?«, willst du schnippisch wissen und biegst ruckartig in eine Straße, die überhaupt nicht ansatzweise in die Richtung deines Zuhauses führt.

»Seid ihr zwei jetzt ein Pärchen, oder wie ist das? Seid ihr zusammen?«

Sein Tonfall gefällt dir nicht und du wirbelst genervt herum. Leider ist Kakashi dicht hinter dir geblieben und so stößt du an seine Brust. Für eine Sekunde bleibst du ihm so nahe und lässt dich von ihm ansehen, dann allerdings stößt du ihn fort. »Und wenn es so wäre?«

Er bleibt unbewegt, sieht dich nur an und lässt zu, dass du die Augen rollst und dich wegdrehst. Als du schon fast am Ende der Straße angekommen bist, packt er dich allerdings am Arm und dreht dich zu sich herum. Du siehst Kakashi in die Augen, beide, denn sein Stirnband hat er anscheinend hochgeschoben. Sein Sharingan blitzt auf und unwillkürlich siehst du hinein.

»Bist du mit ihm zusammen?«, fragt er wieder und du unterdrückst einen Schauer.

Dein Herz hämmert. Dein Puls rast. Dein Blut kocht und dein Mund wird trocken.

Er kommt ein Stück näher und statt zurückzuweichen, lässt du zu, dass Kakashi dich mit seinem Körper an die Steinmauer manövriert. Dein Rücken drückt sich an die Wand und die Kälte dringt durch deine Kleidung. Und alles, was Hatake macht, ist dich mit seinem typischen Blick anzusehen, während sein Griff um deinen Arm verhindert, dass du gehst. Er ist nicht fest, und du könntest dich mit Leichtigkeit daraus befreien, aber ... du tust es nicht. Stattdessen sehen er und du einander einfach nur an.

»Wie oft soll ich dir noch sagen, dass dich mein Leben nichts angeht«, beginnst du eine gefühlte Ewigkeit später. »Wie viele Male muss ich dir sagen, dass nichts, was ich tue, dich kümmern muss. Mein Privatleben ist privat. Du hast mich schon auf der Party gefragt, ob ich Iruka mag, bevor du ... lass es doch einfach sein!«

»Magst du ihn?«, fragt er unbeeindruckt weiter und kommt dir so nahe, dass du die Luft anhältst. Zentimeter trennen seine vom Stoff bedeckten Lippen jetzt nur noch von deinem Gesicht. Würdest dich dich auf die Zehenspitzen stellen und seine Maske hinabziehen, dann ...

Du drehst den Kopf weg. »Ich lass mich auf deine dummen Spiele nicht ein, Hatake. Was auch immer in deinem Kopf vorgeht, lass mich da raus. Was da bei der Party passiert ist, was ich mir eingebildet habe, für dich zu fühlen, ist ... irrelevant. Du hast klargemacht, was ich von dir erwarten kann, und dasselbe mache ich jetzt«, lügst du ihm einfach so ins Gesicht, auch wenn du mit den Tränen kämpfen musst. Deinen Arm ziehst du aus seinem Griff und sofort beginnst du dumme Kuh, die fehlende Wärme zu vermissen. »Lass mich in Ruhe.«

Er sagt kein Wort, als du dich umdrehst, dein Herz zur Ruhe mahnst und um die Ecke läufst. Schneller als nötig. Du nimmst dir vor, Kakashi ab sofort so zu meiden, wie er dich immer gemieden hat. Was auf der Parts passiert ist, war ein Weckruf, der dich zur Vernunft bringen muss. Denn was für Gefühle auch immer du angefangen hast zu entwickeln, sie waren nicht gut. Genau wie Obito gesagt hatte, genau wie deine Mutter gesagt hatte und genau, wie es dir jeder andere wahrscheinlich auch sagen würde.

Kakashi Hatake war nicht gut für dich.

Kakashi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt