Hallo Naruto

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»Was hast du dir nur dabei gedacht?«, will dein Vater lautstark wissen und läuft nervös im Flur des Krankenhauses auf und ab. Deine Mutter war heute Morgen von ihm hergebracht worden, denn ihre Wehen hatte eingesetzt.

»Es ist kompliziert«, gibst du zurück und reibst dir den Nasenrücken. Hundemüde ist gar kein Ausdruck für deinen derzeitigen Zustand.

»Ist es das?«, fragt er und sieht zu hundertsten Mal gequält zu der Tür, hinter der Kushina gerade deinen Bruder zur Welt bringt. »Dann erkläre mir doch bitte, was genau so kompliziert daran war. Denn wenn du mich fragst, sah das sehr ... unkompliziert aus.«

»Dich fragt aber keiner! Vater, wir sollten das nicht jetzt klären, Mutter ist ...«, versuchst du, doch Minato schüttelt den Kopf und schneidet dein Wort mit einer dominanten Handbewegung ab.

»Doch, genau jetzt sollten wir reden«, besteht er und baut sich nach einem letzten Blick auf das Holz vor dir auf. »Kakashi Hatake ist ...«

Du seufzt. »Was ist mit ihm? Was ist er?«

»(Y/N), stell dich nicht dumm.«

»Okay, aber dann rede du in ganzen Sätzen«, erwiderst du mutig und schaffst es sogar, deinem Vater dabei in die Augen zu sehen, die er jetzt zu dünnen Schlitzen zusammenzieht.

»Kakashi Hatake ist nicht der Richtige für dich.«

»Aha«, machst du und spar dir die Antwort darauf, dass du das sehr wohl weißt. »Und das glaubst du woher so genau zu wissen?«

»Er hat eine Vergangenheit, (Y/N).«

»So wie jeder von uns.«

»Aber seine ist ... anders. Dunkel. Kakashi ist emotional belastet.«

Du beißt dir auf die Zunge. »Ja, das weiß ich. Er ist ja nicht erst seit gestern mein Teamkamerad. Und doch kann ich nicht ändern, was ich fühle. Ich ... bin eben verliebt.«

»Verliebt? Himmel! Ja, er ist in deinem Team und das führt zu Problemen.«

»Bei dir und Mutter hat es recht gut funktioniert, oder?«

»Deine Mutter und ich sind etwas anderes«, sagt er und schüttelt den Kopf. »Das kann man so unmöglich vergleichen.«

»Und inwiefern unterscheidet sich das, was ihr hattet, von dem, was ich und er haben könnten?«

»Es ist eben nicht vergleichbar. Kushina und ich, das war Liebe auf den ersten Blick. Von Anfang an.«

»Tja, na dann herzlichen Glückwunsch, Vater«, sagst du gehässig, obwohl du es nicht so meinst. Du liebst die Geschichte deiner Eltern und wünschst dir eigentlich, dass du auch so etwas erleben darfst. Wer würde das nicht? Die große Liebe und das beim ersten Mal? Es ist der Traum eines jeden Mädchens. Dennoch sagst du: »Nur leider hat nicht jeder das verdammte Glück mit Löffeln gefressen. Für manche ist das Leben schwerer als für andere?«

»Du hältst mein Leben für leicht?« Als du schweigst, presst Minato die Lippen zusammen, bevor er weiter redet. »Ich habe nicht geschenkt bekommen, (Y/N). Deine Mutter genauso wenig. Wir haben hart gearbeitet für das, was wir jetzt haben. Unser Glück kam, weil wir es uns erarbeitet und verdient haben. Dass ich Hokage bin und deine Mutter und dich habe, ist mir nicht in den Schoß gefallen, Kind.«

Du gibst ein grunzendes Geräusch ab. »Wie auch immer«, brummst du. »Wir weichen vom Thema ab.«

»Richtig«, bestätigt Minato und seufzt. Dann setzt er sich neben dich, als deine Mutter einen markerschütternden Schrei ausstößt. Ihr zuckt beide zusammen. Er dreht sich zu dir. »Keine Sorge, es ist bald vorbei.« Du nickst und wartest, denn du weißt aus einem Instinkt heraus, dass er noch nicht fertig ist. »Du bist also ... verliebt? Ich dachte, du triffst dich gerade mit Iruka Umino? Hatte ihr nicht einige Verabredungen?«

»Doch, die hatten wir. Und bevor du fragst, JA, ich mag ihn auch, aber ich denke, dass ich für Kakashi mehr empfinde. Viel mehr.«

Minato reibt sich das Gesicht und sieht eine Ewigkeit scheinbar in die Ferne. »Ich glaube dennoch nicht, dass Kakashi Hatake derjenige ist, der dich glücklich machen wird. Nicht unbedingt, weil er es nicht will, sondern, weil er es vielleicht gar nicht kann. Wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre mir ein Mann wie Iruka wohl lieber.«

»Und warum?«

»Ich denke einfach, das Kakashi Hatake dir nicht das geben wird, was du dir wünschst, (Y/N).«

Du weißt nicht recht, was du darauf sagen sollst, also fragst du: »Wo bist du gestern mit ihm hin?«

»In den Wald«, sagt dein Vater mit dunkler Stimme und dir schwant Böses.

»Was hast du dort mit Kakashi gemacht?«

»Wir haben ... geredet.«

Oh, oh. »Und worüber?«

»Hauptsächlich, was er sich dabei denkt, die halb nackte Tochter des Hokage, mitten in der Nacht, an eine Wand zu drücken und zu küssen. Und ... andere Dinge.«

»Diese anderen Dinge wären?«, willst du weiterwissen und drängst die Scham zurück, die aufkommt, weil deine Eltern dich in so einer Situation erwischt haben.

»Nun, das soll der junge Hatake dir selbst sagen.«

Bevor du weiter nachfragen kannst, kommt der Arzt aus dem Zimmer. In seinen Armen hält er ein keines, in ein Tuch gewickeltes Bündel. »Herzlichen Glückwunsch, werter Hokage. Es ist ein putzmunterer Bursche. Aber das es ein Junge wird, wussten sie ja schon.«

Ihr steht auf und dein Vater nimmt, mit vor freudigen Tränen glänzenden Augen, das Kind aus den Armen des Arztes. »Wie geht es meiner Frau?«, fragt er zärtlich und drückt deinen winzigen und zerknautschten Bruder in seine Arme. »Wie geht es meiner Kushina?«

»Sie ist erschöpft, aber es geht ihr hervorragend. Sie schläft, aber gehen wir doch trotzdem zu ihr«, schlägt der Arzt vor und dein Vater tritt ohne weitere Aufforderung in das Geburtszimmer. »Komm, (Y/N)«, flüstert er leise. »Bringen wir den kleinen Naruto wieder zu seiner Mutter.«

Du schielst über seine Schulter und betrachtest den goldblonden Winzling in seinen Armen. Du lächelst, vergisst für einen Moment jede Sorge über dein Gefühlsleben und den Shinobi, der wahrscheinlich eine Tracht Prügel von deinem Vater kassiert hat, und bist dir beim Anblick deines Bruders recht sicher, dass der Bengel nur Ärger machen wird.

Aber für einen Augenblick ist alles okay.

Kakashi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt