Sackgasse

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Der Rückweg ist verschwiegen und nur eure Schritte scheinen, auf den mittlerweile dunklen Gassen hörbar zu sein. Selbst der noch tief hängende Mond scheint lauter als ihr beide. Doch wo so eine Stille manchmal friedlich sein konnte, ist das hier gerade alles andere als angenehm. Es ist peinlich und irgendwie auch emotionsgeladen. Du weißt, dass Iruka etwas auf der Zunge brennt, und du kannst ihm es auch nicht wirklich verübeln. Er ist schlau und ... Iruka hat sicher einen Zusammenhang festgestellt. Eventuell sogar einen, den du noch nicht einmal selbst kennst.

Erst kurz vor deinem Haus bleibt Iruka dann tatsächlich stehen und atmet tief ein und aus. »Was läuft da zwischen dir und Kakashi?«

Gespielt verständnislos siehst du ihn an, kannst aber die Reaktion auf seine Frage nicht doch ganz verbergen. »Nichts. Wie kommst du rauf, dass da was laufen könnte?«

»Nach der Aktion eben, ist das recht offensichtlich. Ich meine, komm schon, ich bitte dich.«

»Er ist ein Arsch, Iruka. Das ist alles.«

»Das ist richtig, aber ...« Der Shinobi sieht dich an und bleibt einen Moment still, bevor er weiter spricht. »Das andere ist nicht richtig und das weißt du auch. Bleiben wir doch ehrlich, ja?« Du schluckst trocken und widerstehst dem Zwang, dir auf die Lippe zu beißen. »Ich hatte schon so eine Vermutung nach der Party. Etwas war da, aber ich dachte eigentlich, dass Kakashi wieder einfach nur ein Mistkerl war und etwas Dummes gesagt hat, dass dich veranlasst hat zu gehen. Aber ... da ist wohl mehr passiert.«

»Ich ...«

»Hört zu, (Y/N), wir beide haben noch keinerlei Verpflichtungen uns gegenüber ausgesprochen. Wir daten nur. Du kannst mir also gerne erzählen, was da auf Obitos Party passiert ist, oder eben auch nicht. Das ist ganz deine Entscheidung, wirklich. Es ist letztlich etwas, das dich und ihn angeht, und das könnt ihr auch schön unter euch klären. Aber es wäre schon zu wissen, ob ich meine Zeit mit dir verschwende. Herrgott, er weiß ja anscheinend auch, das du ... noch nicht ... dass du noch ... «

»Oh, wow! Sag es  bitte nicht.« Du klingst schon etwas beleidigt und verschränkst gekränkt und peinlich berührt die Arme vor der Brust. »Das ist jetzt aber wirklich ... deutlich genug gewesen, Iruka. Du kannst die Tatsache, dass ich noch mit niemandem geschlafen habe, gerne ungesagt lassen.«

»Wenn da nichts war, wüsste er es wohl kaum, oder? (Y/N) du weißt, was ich meine. Shit, das war ein wenig unglücklich formuliert.« Er reibt sich das Gesicht. »Ich versuche es noch mal. Pass auf, es geht mir darum, ob ich dich weiter zu Verabredungen einladen kann oder nicht. Denn ich kann dich ehrlich gesagt echt gerne leiden. Ich habe auch kein Problem damit, mich mit Kakashi anzulegen, der offensichtlich in irgendeiner Form ein Problem damit hat, wenn wir zusammen sind. Um ehrlich zu sein,- und das sage ich jetzt als sein Kumpel -, gehört ihm eventuell ja mal eine Lektion in Form eines Gegners erteilt, der ihm Kontra gibt. Ich will nur nicht versuchen, dich für mich zu gewinnen, wenn du in Wirklichkeit ihn mehr magst. Es wäre nett, das zu wissen, bevor ich mich endgültig in dich verliebe, weißt du? Das meine ich, mit Zeit verschwenden. Ich will nur nicht, dass ich mich in was verrenne, das sich am Ende als Sackgasse herausstellt. Ach Mist, ich bin echt schlecht darin, das zu erklären, aber ich hoffe, du weißt, was ich dir sagen will.«

Du stößt laut die Luft aus und lässt die Hände sinken. »Ich kapier es schon. Du möchtest dich nur schützen.« Er nickt und du lehnst dich erschöpft an die Hauswand euren Nachbarn. Du beißt auf die Innenseite deiner Wange und siehst Iruka von der Seite an, der den Mond zu betrachten scheint.

Was sagst du dazu? Die Wahrheit? Es wäre wohl am besten, denn er ist verdammt nett und ... ja du magst ihn. Aber bist du verliebt? Ja? Nein?

»Es ist ein bisschen kompliziert, denke ich«, fängst du an, entscheidest dich dann aber dazu, ihm die Wahrheit zu sagen. »Vor einer Weile hat es angefangen, dass ich wohl angefangen habe, Kakashi ein wenig anders zu betrachten, als vorher. Ich kann dir nicht sagen warum, denn er war zu keinem Zeitpunkt anders zu mir als sonst auch, aber ... keine Ahnung. Es ist halt einfach so. Ich ... mag ihn einfach. Und ja, da ist schon was vorgefallen, bei Obito zu Hause.« Als Iruka seinen Blick mit deinem kreuzt, senkst du die Lider. »Ich will jetzt nicht zu genau werden, aber ... letztlich war er nicht wirklich nett und ... ja.«

»Er hat aber nichts getan, was du nicht wolltest, oder? Denn sonst ...«

»Nein!«, sagst du schnell und schüttelst den Kopf. »Es ist nichts passiert, was ich nicht wollte und ... nein. Es war ... Kakashi hat mich zu nichts gezwungen, aber ...«

»Aber?«

Du verzeihst das Gesicht. »Ich will darüber nicht sprechen. Und bitte sag du auch niemandem etwas, okay.«

Er nickt. »Wieso hast du dann zugestimmt, mit mir auszugehen?«, will er berechtigterweise wissen und du seufzt.

»Weil ich dich auch mag. Irgendwie.«

Er nickt verständnisvoll und sieht wieder in den Himmel. Für ein paar Minuten herrscht wieder diese bedrückende Stille und sie scheint dich höhnisch auszulachen. So kommt es dir zumindest vor.

»Also ...«, sagt Iruka dann aber und kreuzt die Arme hinter dem Kopf.

»Also?«

»Ich denke, ich werde dich für eine Weile nicht mehr zu einem Date einladen.«

Enttäuschung macht sich in dir breit und du versuchst, gar nicht erst sie zu verstecken. Nickst aber, denn verstehen kannst du Iruka natürlich schon. »Ich kann das echt nachvollziehen, und das tut mir leid, Iruka. Ich möchte aber, dass du weißt, dass ich dich wirklich auch gerne habe und die Verabredungen wunderschön waren.«

»Oh, das weiß ich und ich hoffe, das werde die Zukünftigen auch.«

Verwirrt hebst du den Kopf und siehst ihn grinsen. Jetzt verstehst du gar nichts mehr. »Aber, ich dachte du ... willst keine Dates mehr?«

»Ja, das ist richtig. Ich möchte dich für eine Weile nicht mehr einladen.«

»Okay?«, sagts du und es klingt wie eine Frage. »Das solltest du mir dann doch erklären, Iruka.«

Er lacht einmal laut und stellt sich dann vor dich. »Du bist süß, wenn du was nicht verstehst. Also, du magst Kakashi, warum auch immer, und du magst mich, sagst du.«

»Ähm ... ja.«

»Gut. Ich lass dir ein bisschen Date-freie Zeit, in der du dich und deine Gefühle ins Reine bringst und sobald das getan ist, und du weißt was, oder besser, wen du willst, reden wir noch mal. Solange bleiben wir Freunde.«

»Das ... klingt wirklich vernünftig.«

»Ist es auch, (Y/N). So bin ich eben. Aber ...«, sagt er und wird plötzlich ernst, »... versprich mir, dass du wirklich nur Bescheid gibst, wenn du ganz genau weißt, was du willst, ja? Wie gesagt ...«

»... du willst deine Zeit nicht in einer Sackgasse verschwenden«, beendest du seinen Satz und wedelst mit der Hand. »Ja. Ich verspreche es dir.«

Iruka grinst, schüttelt den Kopf und beugt sich dann näher. »Du bist nicht nur süß, sondern kannst ja auch frech und witzig sein. Das gefällt mir.« Er gibt dir einen kleinen Kuss auf die Wange, der etwas zu nahe an deinem Mundwinkel ist, als dass es nur freundlich wäre, und lehnt sich dann zurück. »Komm. Ich bring dich jetzt nach Hause, damit du anfangen kannst, dir über meine tolle Art und mich den Kopf zu zerbrechen. Ich gehe davon aus, dass du schnell merken wirst, dass jemand wie Kakashi gegen jemanden wie meine Wenigkeit nur verlieren kann.«

»Ach?«, fragst du frech in normalem Plauderton, während ihr die paar Meter zur Tür lauft. Du öffnest du Tür und drehst dich noch mal zu ihm um.

»Klar«, antwortete er etwas verspätet und grinst vergnügt. »Ich habe Ehemann-Potenzial. Das sagt zumindest meine Mutter.«

Kakashi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt