Kleine Steinchen und Doppelgänger

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Du schaust auf die Uhr und stöhnst auf, als du siehst, dass es halb 3 Uhr am Morgen ist. Was zum Teufel ist nur dieses Geräusch?

*KLONK*

Da! Schon wieder!

Ergeben und reichlich genervt rollst du dich aus dem Bett, um nachzusehen, woher der störende Laut kommt. Eigentlich warst du recht froh, dass du trotz des Tages in einen traumlosen Schlaf geglitten bist, doch mit dem Frieden war es nun wohl vorbei. Ziemlich sicher, dass du im Anschluss nicht wieder so friedlich einschlafen würdest, wickelst du dich in deinen dünnen Nachtmantel und schlürfst verschlafen ans Fenster. Dabei greifst du aus Reflex nach dem silbernen Gegenstand.

Das nächste *KLONK* ertönt genau in dem Moment, als du aus dem Fenster schaust. Erschrocken fährst du zusammen, stolperst fast über deine eigene Unordnung und verkneifst dir nur gerade so einen lauten Fluch. Ein verdammter Kiesel ist gerade an deine Scheibe gedonnert und hat dein Herz einen Schlag lang aussetzen lassen. Als du das begreifst, trittst du wieder an die Glasscheibe. Jemand muss ihn geworfen haben, und wenn du richtig liegst, dann wirst du irgendwo einen wahrscheinlich grinsenden Obito entdecken.

Doch du irrst dich. Denn es ist nicht Obito, der auf dem Hausdach der Yamanaka-Familie sitzt.

Kakashi nickt mit dem Kopf nach rechts und verschwindet dann selbstsicher mit einem Sprung in den Schatten der nächsten Straße. Dein Herz setzt erneut einen Schlag aus und tut sich schwer, wieder einen normalen Rhythmus zu finden.

Was wollte er? Was wollte Hatake, um diese Uhrzeit? Und vor allem, was dachte er sich dabei, nach so einer Aktion hier vor deinem Fenster auszuschlagen?

Eigentlich solltest du dich wieder ins Bett legen und diesen dämlichen, arroganten, bescheuerten Trunkenbold und seine reichlich freche Aufforderung, dass du ihm folgen sollt, ignorieren, doch ... dummerweise hörst du nicht auf dich. Du bindest einfach den dünnen Mantel fester und machst dein Fenster auf. Mit einem letzten Blick in dein Zimmer und einem Stoßgebet, dass weder deine Mutter noch dein Vater erfahren, dass du dich rausschleichst, setzt auch du zu einem Sprung an und landest geräuschlos im Schatten.

Ohne genau zu wissen, wo Kakashi ist, läufst du los. Aber tatsächlich findest du ihn sehr schnell. Er kniet auf dem Boden und stützt seine Arme auf seinen Knien ab. Eine für ihn recht typische, lässige und leider sehr attraktive Haltung, wie du nicht zum ersten Mal feststellst.

»Was willst du?«, fragst du direkt ruppig und verdrängst damit jedes Gefühl, das in dir aufzukeimen droht. Er bleibt still und sieht nicht auf, also versuchst du es noch mal. Diesmal in einem bissigeren Ton. »Weißt du eigentlich, wie viel Uhr es ist?« Er rührt sich nicht, scheint nicht mal zu atmen, so reglos ist seine Gestalt. »Ich helf dir mal auf die Sprünge«, meinst du und kneifst die Augen zusammen. »Es ist halb drei Uhr in der Frühe und du hast mich geweckt. Also sag mir wenigstens wofür, wenn ich schon deinetwegen aus dem Bett aufgestanden bin.«

Stille. Schneidende, bösartige Stille brennt sich in dein Herz und lässt deinen Atem schneller gehen. Du siehst in an und mit jeder Sekunde, wird eine Sache immer klarer. Du sprichst aus, was du denkst, während du dich langsam wegdrehst.

»Du bist ein verdammtes arrogantes und egoistisches Arschloch, Kakashi Hatake. Hat dir das schon mal jemand gesagt? Ich bin so fertig mit dir. Was ich gedacht haben zu empfinden, muss sich als kurzzeitiger Knoten in meinem Hirn herausgestellt haben. Denn ich versteh den Scheiß hier echt nicht mehr. Ich geh jetzt und von dir will ich künftig nur eine Sache«, sagst du wütend und drehst dich noch einmal zu ihm herum. Kakashi hat sich keinen Millimeter bewegt. »Lass mich außerhalb des Teams einfach in Frieden, wenn es geht. Handhaben wir es doch bitte so, wie es vorher auch war. Hast du das verstanden? Ja? Wunderbar! Und jetzt gute Nacht.«

Die erste Regung, die er zeigt, ist ein lautes Schnaufen, das fast wie ein Lachen klingt. »Ich bin nicht egoistisch.«

»Wie bitte?«, fragst du und meinst dich verhört zu haben. Das kann ja wohl nicht sein Ernst sein.

»Ich sagte, ich bin nicht egoistisch«, wiederholt Kakashi gefährlich leise und durch seine Maske klingt es zusätzlich eine Nuance tiefer.

Der Kerl meint das wirklich erst. »Kommt mir aber schon so vor.«

»Ich mach das doch, um ... Fuck! Ich tue das nur, weil ich dich mag, du dumme Gans! Und du kapierst es einfach nicht.«

»Oh na klar! Ja, sorry, dass ich das nicht gemerkt habe, Hatake. Natürlich, ich Dummerchen. Du bist nur so ein riesengroßes Arschloch, weil du mich magst. Jetzt ergibt dein beschissenes Verhalten ganz selbstverständlich absolut und natürlich Sinn. Hey, weißt du was, dann muss ich mich ja vielleicht bei dir entschuldigen. Ich war ja so dumm, das nicht zu erkennen!«

»Spar dir den Sarkasmus, wenn du keine Ahnung davon hast, warum und weshalb ich so handle, wie ich es tue.«

»Das kam bei dir an? Gut, ich dachte schon, ich hätte noch eine Schippe drauflegen müssen und mich vor dir auf die Knie werfen sollen.«

»Du verstehst es echt nicht, oder?«

»NEIN! Nein, Kakashi, ich verstehe dich beim besten Willen nicht. Jahrelang bin ich nur im Team deiner Aufmerksamkeit wert und plötzlich passiert,- wie aus dem Nichts -, das bei Obito. Du sagst, dass du mich willst, und so einen Mist. Küsst mich, fasst mich an und dann ... du hast klargemacht, was ich zu erwarten habe und ich hab es verstanden. Aber dann platzt du auf einmal wiederum in mein Date mit Iruka und benimmst dich wie ein Volltrottel. Und nun bist du hier, um ... ja was denn eigentlich? Was willst du von mir?«

»Du verstehst es nicht«, wiederholt er sich zum tausensten Mal, was dich dann komplett auf die Palme bringt.

»NEIN!«, schreist du fast in die Nacht. »Wer würde das denn auch? So wie du dich benimmst. Selbst deine Freunde wissen nicht, was mit dir los ist.«

Er lacht einmal auf, bleibt aber sonst unbewegt. »Sagt das dein Liebling Iruka, ja? Lass meine Freunde mal meine Sorge sein.«

»Klar.« Du beißt die Zähne zusammen, jetzt hast du echt genug. »Leck mich doch, du Esel! Wer mein Liebling ist und wer nicht, hast du nicht zu be – oder verurteilen. Sag mir jetzt, was du willst, oder verschwinde aus meinem Leben.« Aus reinem Frust und ausgelassenem Zorn wirfst du das Kunai, dass du immer bei dir trägst auf ihn. Doch statt Kakashi zu treffen, fliegt das Keilmesser durch die Wolke, die der Schattendoppelgänger hinterlässt und kracht in die Wand.

Tränen sammeln sich in deinen Augen. »Weißt du, ich hätte mir denken können, dass du zu feige bist, mir eine Antwort zu geben, aber ein Schattendoppelgänger? Das ist selbst für dich erbärmlich.«

Du wendest dich endgültig ab, nur um an eine Brust zu prallen.

»Würdest du jedes Mal so gut werfen, würde ich deine Fähigkeiten als Shinobi nicht immer anzweifeln müssen. Aber du erwartest eine Antwort?«, fragt Kakashi und packt dich an der Hüfte. Er zieht dich näher und überrascht schaust du zu ihm hinauf. »Alles. Ich will alles  von dir, (Y/N).«

Kakashi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt