Im Schatten der Nacht schlich Hawke durch die Gänge der alten Psychiatrie. Im laufe der Jahre hatte er dadurch einige junge Menschen davor bewahren können, fälschlicherweise ihr ganzes Leben in solch einer Einrichtung zu verbringen, während sie irgendwann ihr Ende in den verschlossenen Mauern fanden.
Dabei ohne zu wissen wer oder was sie hätten sein können, wenn man ihnen zugehört hätte.
Auch jetzt hatte er sich mit zwei anderen Männern in den jeweiligen Zonen aufgeteilt, um nach seinesgleichen zu suchen.
Menschen mit besonderen Gaben.
Es gab drei Sorten von ihnen. Die einen wurden Seher genannt und lebten dadurch wohl mehr in der Zukunft, als tatsächlich in der Gegenwart.
Dann gab es die Geisterseher. Eine erschreckend gruselige Gabe, die er zwar respektierte, aber niemals wirklich wollen würde.
Und dann gab es solche wie ihn. Jene, die Seelen sahen. Auren, wenn man es genau nahm.
Es war weitaus komplizierter und unter diesen drei Kategorien gab es immer wieder Abweichungen.
Bei einigen waren die gaben intensiver ausgeprägt, während wiederum auch Menschen auf dieser Erde verweilten, die nie erfahren würden was sie können, weil es schlichtweg kaum spürbar ist.
Doch hier in solchen Einrichtungen waren jene, dessen Gabe so intensiv war, dass sie keine Möglichkeit hatten mit dieser durch den Alltag zu kommen.Hawke durchquerte, auf der Suche nach solchen Menschen, die Psychiatrie und war dabei ehrlich erleichtert, als keine der Auren auffällig auf ihn wirkten.
Er konnte solche wie ihn von normalen Menschen unterscheiden. Während die Menschen ein einzelner Schein umgab, war es bei seinesgleichen anders.
Sie leuchteten doppelt und er war noch immer dabei diesen Unterschied zu studieren. Wie so vieles andere, auf das er noch keine Antwort wusste.Ohne erfolg durchquerte er den letzten Gang und wollte sich gerade wieder zurück auf den Weg machen, als plötzlich eine weiche melodische Stimme aus eines der Zimmer drang.
Er folgte dieser Stimme und schielte durch die kleine Scheibe in das Zimmer, sah dabei eine zierliche Person auf dem Boden knien und sich die Ohren zuhalten.
>>Hört auf..<< stieß sie aus.
>>Hört endlich auf verdammte scheiße<< knurrte sie.
Erst jetzt nahm Hawke die umrisse ihrer Seele wahr und sog scharf die Luft ein, als er sah, dass ihre Seele dreifach leuchtete.
Und das dritte strahlte so intensiv, dass er für einen Moment die anderen beiden hätte übersehen können.
Verwirrt näherte er sich dem kleinen Fenster und kam dabei leicht gegen die Tür.
Abrupt löste sie ihre Hände von ihren Ohren und drehte sich zu ihm.
Ihr fast weißes Haar fiel wild über ihren Körper, während ihre eisblauen Augen ihn geweitet musterten.
Vorsichtig stand sie auf, ging auf die Tür zu und hielt ihren Kopf schräg.
Sie schien jeden Winkel seines Gesichtes zu betrachten, während er ebenfalls nicht den Blick von ihr abwenden konnte.
Sie erinnerte ihn an eine Elfe und unwillkürlich musste er an ein Bild denken, in dem sie durch den Wald lief, während ihr helles Haar in alle Richtungen peitschte und sie eins mit der Natur wurde.
Doch ein näherer Blick in ihre Augen und die düstere Farbe ihrer Seele bewies, dass um sie herum Grauen herrschen musste.
Sie litt, auch in diesem Augenblick sah er ihr Leiden in jeder Bewegung, in jedem Atemzug und in ihrer ängstlichen Haltung.>>Du bist keiner von ihnen. Wer bist du?<< fragte sie mit einer solch festen Stimme, dass er sich kurz fragte, ob sie die gleiche Person war wie jene, die vorhin noch auf dem Boden hockend sich die Ohren zuhielt.
>>Mein Name ist Hawke. Ich bin hier, um dich hier rauszuholen.<<
Ihre Augenbrauen schossen nach oben, bevor sie mit ihrer flachen Hand gegen die Scheibe klatschte.
Hawke zuckte nicht einmal mit der Wimper und diese Tatsache schien sie zu verunsichern.
>>Hier werden Verrückte eingesperrt Mann namens Hawke. Vielleicht bin ich hier, weil ich jemandem die Kehle aufgeschlitzt habe und du willst mich raus holen? Was wenn ich dir die Kehle aufschlitze Hawke?<< flüsterte sie.Nun war er derjenige, der seine Hand flach auf die Scheibe setzte. Dort, wo ihre Hand ruhte und dort, wo ihr Blick kurz hinhuschte, bevor sie ihn wieder ansah.
>>Du bist nicht hier, weil du jemandem etwas getan hast. Dann wäre deine Seele tiefschwarz kleines.<<
Verwirrt runzelte sie die Stirn.
>>Du bist hier drin, weil du so bist wie ich. Sag mir, weshalb haben sie dich hier reingesteckt?<<
Er sah ihr Unbehagen und wie sie mit sich selbst rang. Und er sah auch den Moment, in dem sie ihr Misstrauen kurz über Bord warf und auf ihn einging.
>>Ich sehe Dinge, die andere nicht sehen. Ich rede mit ihnen und sie antworten mir.<< flüsterte sie durch die Scheibe.
>>Ich glaube dir nicht<< fügte sie hinzu und drehte sich auf dem Absatz um.
Doch Hawke würde das dabei nicht belassen.
Mit wenigen Handgriffen entriegelte er die Tür und schloss sie hinter sich zu, bevor sie protestieren konnte.
Wie ein Löwe ragte er in dem kleinen Zimmer auf und sah ihr dabei zu, wie sie schutzsuchend in die Ecke huschte.
>>Willst du nicht wissen, was ich kann?<< weckte er ihre Neugierde.
Doch so neugierig sie ihn auch ansah, sie schwieg und schlang ihre Arme um ihren Körper.
Ihr Körper wirkte etwas zu dünn, fast abgemagert, was nicht verwunderlich war.
Sie war in der C Zone. Die Zone, in der nur die wirklich psychisch Kranken landeten.
Menschen, die kaum das Tageslicht sahen und deren Hauptmahlzeit nur aus Pillen in jeglichen Farben bestand.
Er spürte Wut in sich aufsteigen bei dem Gedanken, dass sie so leben musste. Sie konnte nicht älter als 22 sein.>>Ich sehe deine Aura. Von jedem Menschen. Und deine ist wie unsere.<< Dabei verschwieg er ihr den kleinen Unterschied in ihrer Aura.
Es musste so schon schwierig für sie sein, weshalb er zu Beginn lieber einige Details ausließ.
Da sie noch immer in der Ecke stand, versuchte er anders an die Sache ranzugehen.
>>Wie ist dein Name?<< fragte er also und setzte sich auf das harte Bett in dem grauen Betonzimmer.
>>Sinna<< flüsterte sie nach einer langen Pause, ehe sie sich von der Wand löste und näher an ihn herantrat.
>>Vielleicht bist du ja auch verrückt?<< flüsterte sie und sah kurz hinter sich, als würde dort jemand stehen.
Langsam schlich sich eine Vorahnung in seine Brust, dass vor ihm eine Geisterseherin von der schlimmen Sorte stand.
Und sein Unbehagen wuchs an, als er sich auf die drei leuchtenden Auren Linien konzentrierte.
Stumpf antwortete er ihr, woraufhin ihr Blick wieder zu ihm huschte.
>>Ich weiß, dass ich nicht verrückt bin. Und ich glaube, dass du tief in deinem inneren auch weißt, dass du nicht verrückt bist Sinna.<<
Stirnrunzelnd sah sie auf ihre nackten Füße. Überlegte und das geschlagene Momente, bevor Geflüster aus den Gängen drang.
>>Hawke<< hörte er Benjamins Stimme und als er schließlich auf seine Armbanduhr sah, schlug der Zeiger schon zwei.
Sie mussten sich beeilen, damit sie hier raus kamen, bevor sie jemand erwischte.
>>Wenn du mitkommst, kann ich dir helfen. Wir haben ein weitläufiges Grundstück, mit einem eigenen Internat. Du wirst dort mehr über dich lernen und deine Gabe kontrollieren können.
Wir helfen dir Sinna, aber dafür musst du jetzt mit uns kommen. Ich kann erst in frühestens sechs Monaten wieder hierher, was dennoch sehr riskant wäre.
Die Wache, die ich schmiere, ist nicht gerade freundlich gesinnt.<< beichtete er und versuchte nicht die Geduld zu verlieren, als sie noch immer schwieg.
Und er hoffte wirklich, dass sie freiwillig mitkam, denn die andere Variante würde keinen Vertrauensvorschuss beinhalten.>>Nein<< hörte er sie sagen und bevor er die kleine Spritze aus seiner Tasche zog, sah er sie mitleidig an.
>>Es tut mir Leid. Du wirst mir irgendwann dafür danken.<< hörte er sich sagen, bevor er ihr die Spritze in ihr Oberarm stieß.
Ein gedämpfter Schrei verließ ihre Lippen, als er ihre Hand auf ihren Mund presste, wobei er ihre Hände nicht zu fassen bekam und zischend die Luft ausstieß, als sie quer über sein Gesicht kratzte.
Dann sackte sie in sich zusammen und fiel bewusstlos in seine Arme.
Und verdammt sollte er sein, aber er konnte nicht umhin sich in ihrem Anblick zu verlieren und Genugtuung dabei zu verspüren, sie mitzunehmen.
Auch wenn sie ihn wohl für das hier büßen lassen würde.
DU LIEST GERADE
The Darknes of Sinna
Paranormal>>Ich hasse mich>Dann werde ich dich für dich mit lieben Sinna.<< hauchte er und versiegelte ihre Lippen mit den seinen. Sinna ist anders in einer Welt der Normalität und genau aus diesem Grund hat man sie in eine Psychiatrie eingewiesen. Doch was g...